Die Grünen im Grossen Rat: "Geld für Viehschauen oder für Behinderte?"

Der Grüne Antonio Bauen lebt in Münsingen und sitzt seit 2010 im Grossen Rat. Wenn er auf die letzte Zeit zurückblickt, fallen ihm nur wenige Geschäfte ein, die in seinem und dem Sinn seiner Partei gelaufen sind. "Dass das Tram Ostermundigen schliesslich angenommen wurde, freut mich. Teilweise lief es auch im Energiebereich gut. Hier ist der Kanton Bern gut aufgestellt." Damit kommt er aber auch schon zu dem, was nicht so gut lief: "Für mich ist schwer nachvollziehbar, warum der Kanton Bern erneuerbare Energien nicht mehr fördert. Man würde damit auch die lokale Wirtschaft stärken, z.B. die Waldwirtschaft."

So richtig unzufrieden ist Bauen aber vorallem mit der Finanzpolitik des Grossen Rats. "Dieses Sparpaket! Wenn man Sozialhilfebezügern das Geld streicht, fallen sie noch tiefer zurück. Vielleicht sind Kürzungen für den einen oder anderen ein Anreiz, wieder arbeiten zu gehen. Aber die meisten Leute, die Sozialhilfe beziehen, sind schlicht darauf angewiesen. Wenn das Geld gekürzt wird, fallen sie noch mehr zurück." Auch dass es in Zukunft weniger Prämienverbilligungen gibt für Bedürftige kritisiert er. 

Viehschauen oder Behinderte?

"Nicht streichen will man dafür die Vermarktungsbeiträge des Kantons für Viehschauen. Die Landwirtschaft und die Bauern sind schon wichtig. Aber wenn man gleichzeitig bei den Behinderten spart, ist das einfach nicht fair. Da könnte man jetzt konsequenterweise auch für Eigenverantwortung plädieren!" In erster Linie plädiert Bauen aber gegen Steuersenkungen für Grossunternehmen. "Wie haben im Kanton Bern ein Einnahmen- und kein Ausgabenproblem"

Allerdings seien die Mehrheitsverhältnisse so, dass Gespräche über die Sache nur noch schwer möglich seien. "Es ist viel Machtpolitik", sagt er. Warum er trotzdem wieder nach Bern will? "Es ist wichtig, gewisse Themen immer wieder einzubringen", glaubt er, auch wenn sie keine Chancen hätten.

Von der BDP erben?

2014 gab es für die Grünen bei 10,02 Prozent Wähleranteil zwei Sitze im Wahlkreis Mittelland-Süd. "Ein dritter Sitz ist nicht sehr realistisch", meint Antonio Bauen. Ein wenig hofft er aber doch: "Einiges hängt davon ab, wie es für die BDP läuft. Aber das ist reine Spekulation." Auf der Liste der Günen kandidieren 15 Personen, darunter 5 aus der Region Bern-Ost und beide Bisherigen.

Im Wahlkreis Mitteilland-Nord kandidieren 22 Leute, darunter ebenfalls beide Bisherigen. Zwei Personen sind aus der Region Bern-Ost. Bei den letzten Wahlen erreichten die Grünen hier 9 Prozent Wähleranteile und ebenfalls zwei Sitze.

Kantonal lagen die Grünen 2014 bei 9,8 Prozent und erhielten 15 der 160 Sitze

[i] Die Kandidierenden in Mittelland-Nord:
Liste 7: Grüne (Grüne)
Sibylle Flentje Burkhard, Biomedizinische Analytikerin, Worb
Andrea Liniger Gremlich, Sozialpädagogin, Worb

[i] Die Kandidierenden in Mittelland-Süd:
Liste 11: Grüne (Grüne)
Antonio Bauen, Masch-Ingenieur HTL selbständig, Münsingen (bisher)
Annj Harder-Furger, Betreuerin Tagesschule, Münsingen
Jürgen Jurasch, Kälteanlagenbauer, Münsingen
Lea Ilona Schweri, Geografin, Rubigen
Urs Siegenthaler, Landwirt/Ing. Agronom FH, Münsingen

[i] Die Gemeinden der Region Bern-Ost verteilen sich auf zwei der insgesamt neun Berner Wahlkreise. Allmendingen, Worb, Vechigen, Stettlen und Bolligen gehören zum Kreis Mittelland-Nord (22 Sitze), alle anderen zu Mittelland-Süd (20 Sitze). Der Grosse Rat des Kantons Bern wird am 25. März 2018 gewählt. Alles zu den Wahlen auf der Webseite der Berner Staatskanzlei.

[i] Siehe auch News-Bericht "Grossratswahlen 2018 im März: Die Kandidierenden aus Bern-Ost" mit allen Kandidierenden der Region und den Links auf weitere News-Berichte.