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Auf dem Schwand: Tomaten-Tipps von Jürg Hädrich

Es ist Tomaten-Pflanzzeit: Bei Jürg Hädrich auf dem Schwand gibt es 90 Sorten und dazu eine gründliche Anleitung.

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Jürg Hädrich im Setzlingshaus mit einer "Stella die Sole": "Ein Super Geschmack!" (Bilder: Anina Bundi)
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Die Tomatenpflänzchen zur Samenproduktion.
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Die Setzlings-Verkaufsstelle.
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Artha Samen sind, der Name sagt es, auf die Samenproduktion spezialisiert. Überregional bekannt sind sie besonders für ihre Wildblumenmischungen, deren Kauf sich schon allein wegen der kunst- und liebevoll gestalteten Samenbriefchen lohnt. In ihrer Gärtnerei auf dem Schwand zwischen Rubigen und Münsingen produzieren und verkaufen sie aber auch Setzlinge aller Art: Sommerblumen, Wildstauden, Essblumen, Kräuter und Gemüse.
 
Bei allem setzen Jürg Hädrich und seine Gärtner und Gärtnerinnen auf alte und nicht-hybride (d.h. samenproduzierende) Sorten. Und auf Artenvielfalt: Das Tomatensamen-Sortiment im Webshop umfasst zum Beispiel 67 Sorten, zählt man Setzlinge und Versuchspflanzen dazu, werden auf dem Schwand rund 90 Sorten kultiviert. Jürg Hädrich sollte also alle Tricks und Kniffs kennen, die es braucht für eine reiche Ernte im eigenen Garten.
 
Ganz allgemein kann man über die Tomate sagen, dass sie von allem viel braucht: Platz, Nährstoffe, Wasser, Sonne und Wärme. "Die Tomate ist eine wuchernde Pflanze", so Hädrichs Beschreibung. "Umso unsinniger daher der Glaube, manche Sorten würden Krebs heilen."
 
Pflanzzeitpunkt:
 
"Jetzt wo die Eisheiligen vorbei sind, ist es ideal", sagt Jürg Hädrich. "Bis Ende Mai sollten die Setzlinge im Boden sein." Etwa dann verschwinden sie bei Artha auch aus dem Sortiment: Wenn sie in den kleinen Töpfchen hungern und komische Triebe bilden, lässt Hädrichs Gärtnerstolz einen längeren Verkauf nicht mehr zu, die Pflänzchen wandern auf den Müll.
 
Standort:
 
Sonnig, regen- und windgeschützt. Hädrich: "Balkone und Terrassen sind diesbezüglich oft gut geeignet, dafür mangelt es manchmal an Platz."
 
Platzbedarf:
 
1/4 m2 pro Pflanze oder 60-80 cm Abstand. Töpfe sollten mindestens 30-40 cm Durchmesser haben. Zur Höhe sagt Hädrich: "Man sollte Tomatenpflanzen bei maximal 2 m Höhe kappen, damit sie ihren Saft in die Früchte lenken statt in weitere Blätter und Triebe." Es gibt niedere Sorten, die nur etwa 60 cm hoch werden (s.u.).
 
Boden/Nahrung:
 
Schmalhans als Koch akzeptieren Tomaten nicht. "Besonders am Anfang brauchen sie nahrhafte Erde, gerne mit Kompost oder Mist gemischt, damit sie in die Höhe gehen. Später, wenn die Früchte reifen sollen, darf es weniger werden." Hädrichs Geheimtipp: "Eine Grube von 30 cm Tiefe graben. Darin ein 10 cm dickes Bett aus Rasenschnitt, Beinwell- oder Brennesselblättern legen, dann 10 cm Kompost, mit Gartenerde auffüllen und die Tomaten darauf pflanzen."
 
Wasser:
 
Auch hier gilt: Tomaten mögen keinen Geiz. Sie brauchen viel Wasser. Auch darum sind zu kleine Töpfe heikel: Sie speichern wenig Wasser, die Austrocknungs-Gefahr wächst.
 
Ausgeizen:
 
Wichtig ist das Ausgeizen oder Ausbrechen der Seitentriebe, aus dem gleichen Grund, wie das Kappen der Spitze (s.o.). Neue, kleine Triebe, die in den Blatttachseln wachsen, müssen regelmässig entfernt werden. "Die Pflanze sollte aus einem, maximal zwei Mitteltrieben bestehen", sagt Hädrich. Er und seine Gärtnerinnen und Gärtner erledigen dies einmal pro Woche.
 
Krankheiten/Pilze:
 
Bei Tomaten sind vorallem Mehltau und Krautfäule ein Thema. "Wenn sie krank sind, ist es fast schon zu spät um zu reagieren", so Hädrich. Besser sei es, die Pflanzen zu stärken und so vorzubeugen. "Seit wir die Tomaten in die ausgekleideten Gruben setzen [s.o., Anm. d. Verf.] hatten wir nie mehr ein Problem." Wichtig ist auch, dass die Pflanzen Platz und Luft haben. "Wenn sie aneinander kleben sind sie anfälliger." Wenn es doch passiert: Betroffene Triebe entfernen (nicht liegen lassen!) oder notfalls Kupfer spritzen. Allerdings ist Kupfer nicht nur für die Pilze, sondern auch für den Menschen ungesund bis giftig.
 
Sorten:
 
Hädrich: "Die Sorten, die man im Laden kauft, sind für lange Transporte gezüchtet. Sie müssen eine robuste Schale haben. Ausserdem werden sie oft grün geerntet und anschliessend mit Hormonen besprüht, damit sie rot werden. Resultat: Sie schmecken nach nichts. Unsere Sorten sind empfindlicher. Man kann sie vom Garten in die Küche transportieren und da bei Zimmertemperatur ein paar Tage aufbewahren. mehr geht nicht." Am besten schmecken sie aber frisch ab dem Strauch, wenn die feinen Härchen auf ihrer Haut noch nicht abgerieben sind.
 
Für Salat eignen sich grosse und fleischige Sorten mit dünner Haut. Hädrich empfiehlt "Ananas", "Ochsenherz" oder "Supersteak". Oder auch "Traveros" eine Kreuzung aus Berner und Zürcher Rosen.
 
Für ins Sandwich ist es besser, wenn die Tomaten eher trocken sind, damit das Brot nicht matschig wird. Hier empfiehlt Hädrich die würzige "Romanelle" (halbhoch, für den Balkon geeignet).
 
Tomaten sind rot? Manchmal. Es gibt aber auch gelbe (z.B. "Gelbe Serbische" oder die Cherry-Sorte "Gelbe von Thun"), grüne (z.B. "Evergreen") oder dunkelviolett/schwarze (z.B. "Lilac", niedrig, ca. 60 cm hoch oder "Noire"). Haben Sie schon mal einen farbigen Tomatensalat gesehen? Nur immer rot ist dagegen richtig langweilig.
 
Exklusiv auf dem Schwand gibt es die späte und sehr robuste "Walliser". Eine Augenweide ist auch die "Stella di Sole": Sie ist gelb, mit einem roten Stern, der bis ins Fleisch geht. Hädrich: "Und sie hat einen Supergeschmack!". Auch im Angebot ist  "Auriga", eine orange, robuste und reichtragende Sorte, ein eigentlicher Superstar unter den neuentdeckten alten Tomatensorten.
 
Ernte:
 
Wer sich an alle diese Tipps hält und dazu gute Sorten wählt, kann ab Anfang Juli auf die roten harten Kugeln vom Grossverteiler verzichten und im guten Geschmack schwelgen. Die Freude kann je nach Sorte und Wetter bis in den September dauern. Das Ende markieren die ersten kalten Nächte. Jürg Hädrich: "Weniger als 5 Grad bedeuten für Tomaten meistens den Tod."
 
 
[i] Bilder und Beschreibungen der Sorten gibt es im Webshop von Artha Samen. Hier findet man auch die Wildblumenmischungen in den legendären Samenbriefchen...
 
[i] Am Samstag, 24. Mai, ist auf dem Schwand zwischen Rubigen und Münsingen von 9 bis 16 Uhr Setzlingsmarkt. Zu denselben Zeiten ist der Setzlingsverkauf wochentags offen.
 
[i] Garten-Serie: BERN-OST wird diesen Sommer in den Gärten und Gärtnereien der Region unterwegs sein, Expertinnen befragen und Gartenprodukte aus der Region vorstellen. Haben Sie selber oder Ihr Nachbar einen besonders schönen Garten oder besonders prächtige Geranien? Kennen Sie besuchenswerte Parks oder Gärtnereien? Oder haben Sie Fragen zu Garten und Pflanzen, auf die Sie gerne eine Antwort hätten? Die Autorin freut sich über alle Hinweise, Tipps oder Bilder!
 

Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 22.05.2014
Geändert: 22.05.2014
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