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Friedrich T. Wahlen: Gedenken an Bundesrat aus Mirchel
Friedrich T. Wahlen ist das bekannteste Eigengewächs Mirchels und der bisher einzige Bundesrat aus dem Amt Konolfingen. Da darf man auch einmal einen sonnigen Nachmittag in einer dunklen Stube verbringen.
Es war eine Art Geburtstagsfeier gestern Nachmittag auf dem Appenberg. Ein Erinnern an einen längst verstorbenen Mann, der vielen Menschen noch in Erinnerung ist und gleichzeitig zum kollektiven Gedächtnis des Landes zählt. Die Rede ist von Friedrich Traugott Wahlen, gestern vor 117 Jahren in Mirchel geboren – genauer im Gmeis.
Knapp 70 Personen trafen sich ins Seminarhotel Appenberg auf dem höchsten Punkt der Gemeinde, um mittels Dokumentarfilmen des Mannes zu gedenken, der ab 1940 die «Anbauschlacht» orchestrierte und dafür wohl bekannter ist als für seine sieben Jahre im Bundesrat.
«Üse Wahlen Fritz» nennt Gemeindepräsidentin Ursula Wälti den Mann, der für den Kanton Zürich Ständerat wurde, aber als Berner (und BGB-Vertreter) in den Bundesrat einzog. Wältis Wortwahl ist bestimmt keine unerwünschte Vereinnahmung, denn es ist bestens dokumentiert, dass Wahlen seinem Geburtsort einen hohen Stellenwert zuwies, geerdet in der Frömmigkeit des Emmentals und verwurzelt im ländlichen Raum.
Im Gmeis, wo der Vater als Lehrer amtete, habe man damals, Anfang des 20. Jahrhunderts, ein Leben gotthelfscher Prägung geführt, nennt es Wahlen später selbst. Ursula Wälti arbeitete 1999 im OK mit, das die Feier zum 100. Geburtstag ausrichtete. Als Bundesrat Ogi mit dem Helikopter anreiste, aber dann doch nicht in Mirchel, sondern oben in Grosshöchstetten landete.
Strenge und Selbstdisziplin
Im Umfeld der Feier entstand die Idee der Dokumentarfilme, die inzwischen entstanden sind. «Gut, wurden sie gedreht», so Wälti, «inzwischen sind viele der Zeitzeugen von uns gegangen.»
Unter den Gästen befanden sich auch Familienmitglieder, so Neffe und Sachwalter Hans-Ulrich Wahlen (Friedrich Wahlens Ehe blieb kinderlos). Er freut sich über die Gedenkstube im Appenberg. «Sie wird als Seminarraum genutzt, so kommen auch zufällig Anwesende in Kontakt mit dem Leben meines Onkels.» Die informative Bildergalerie zeigt Wahlen als Agronom, Politiker und ein wenig auch als Privatmann. Zu sehen sind einige Briefe an Gattin Helene.
Eigentlich nur freundliche Worte sind über den Mann überliefert. Er habe es nie nötig gehabt, andere kleinzumachen, weil er selber gross gewesen sei, sagt eine ehemalige Sekretärin in der Doku. Ernst Wüthrich, der den inzwischen aufgelösten Erinnerungsverein präsidiert und die Dokumentarfilme gemeinsam mit Rudolf Meister orchestriert hatte, unterstreicht dessen sanftes Wesen, spricht aber auch von «Strenge, Selbstdisziplin und arbeitsfreudiger Beflissenheit».
Bescheidenheit trotz grosser Verdienste, das wird heute den wenigsten Politikern zugeschrieben und wirkt beinahe altmodisch.
Erstellt:
11.04.2016
Geändert: 13.04.2016
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