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Amtsanzeiger Konolfingen: Immer noch ein Goldesel, wenn auch ein bescheidener
Viele Gemeinden der Region Bern müssen tief in die Taschen greifen für ihren Anzeiger: „Vom Goldesel zum Sorgenkind“ titelte die Berner Zeitung im Oktober. BERN-OST hat nachgefragt, wie es beim Amtsanzeiger Konolfingen diesbezüglich aussieht und Erfreuliches erfahren.
Es ist wohl eine Mischung aus Glück und Geschick, welche den Anzeiger Konolfingen nach wie vor rentabel macht. Hier inserieren die Gemeinden noch immer gratis und dürfen sich nach wie vor über eine Gewinnausschüttung freuen. In Zollikofen und Köniz, beispielsweise, müssen die Gemeinden seit 2015 für ihre bis dahin kostenlosen Publikationen bezahlen, wie die BZ berichtete.
Viele Wohnungsinserate
„Wir haben das Glück, dass KMUs und Mietinserenten unseren Anzeiger immer noch attraktiv finden, obwohl ihre Inserate neben „unsexy“ Publikationen wie öffentlichen Planauflagen oder Zwangsräumungen stehen“, sagt Renato Krähenbühl, Präsident der Genossenschaft des Anzeigers Konolfingen. Die bezahlten Inserate sind überlebenswichtig für einen Anzeiger, denn sie sind seine einzige Einnahmequelle.
Die wirtschaftliche Zusammensetzung der Region kommt dieser Tatsache zu Gute: „Ländliche Gegenden haben das Problem, dass weniger im Anzeiger inseriert wird“, sagt Krähenbühl. "Ein Dorfladen gibt eher ein Inserat auf, als ein Bauernbetrieb. Bei uns gibt es zudem eine rege Bautätigkeit und auf Grund der grossen Anzahl an Mietobjekten eine hohe Fluktuation, die viele Wohnungsinserate zur Folge hat. Auf dem Land gibt es weniger Mietwohnungen.“
Gutes Angebot für Inserenten
Mit dem Bedeutungsverlust der Ämter, nach denen die Anzeiger zuvor aufgeteilt waren, mussten sich die Anzeiger im ganzen Kanton selbst organisieren, was zu unterschiedlichen Formen geführt hat. Der Anzeiger Konolfingen ist nun eine Genossenschaft, die aus den Gemeinden des Amtes Konolfingen besteht. Diese legt letztendlich die Gewinnverteilung fest.
Es gelte dabei die Balance zwischen Gewinn und attraktiven Konditionen für Inserate zu halten, sagt Krähenbühl. Denn was wie eine Goldgrube aussieht, hat auch seine Grenzen. „Wir können die Inseratenpreise nicht ins Unermessliche steigern, um zusätzlichen Gewinn einzufahren“, sagt er. „So würden die Inserate und damit letzten Endes auch der Gewinn zurückgehen.“ Es sei aber auch nicht das Ziel des Anzeigers, einen maximalen Gewinn zu erreichen. „Wir wollen mit schwarzen Zahlen ein gutes Produkt zu einem fairen Preis anbieten“.
Die Zukunftsaussichten seien nicht schlecht, sagt Krähenbühl, wenngleich das Umfeld schwieriger und die Einnahmen etwas zurückgehen würden. Trotzdem sei es unvermeidlich, dass Teuerungen, wie zum Beispiel beim Papier oder bei der Austragung des Anzeigers an die Inserenten weitergegeben werden müssten. „Das Preis-Leistungsverhältnis der Inserate bleibt aber unseres Erachtens gut“, sagt er.
Tiefe Druck- und Verwaltungskosten
Es gibt aber noch andere Gründe für die starke finanzielle Position des Anzeigers. „Die Firma Aeschbacher druckt den Anzeiger schon seit mehr als 125 Jahren, und das auf eine günstige Art und Weise. Es besteht hier also ein sehr altes Vertrauensverhältnis“, sagt Krähenbühl.
„Zudem besteht die Genossenschaftsverwaltung des Anzeigers aus einem kleinen aber schlagkräftigen Team mit hohen Kompetenzen“, sagt er. „Somit haben wir tiefe Verwaltungskosten.“
Steuerrechtlich benachteiligt
Eine Sache stört Krähenbühl: „Der Anzeiger Konolfingen erfüllt als Genossenschaft einen gesetzlich vorgeschriebenen Publikationsauftrag und trotzdem bezahlen wir jährlich über 20 000 Franken Steuern. Hätte der Anzeiger eine andere Rechtsform wäre die Steuerlast tiefer und wir könnten den Gemeinden mehr Gewinn ausschütten."
[i] Zum Artikel "Vom Goldesel zum Sorgenkind: Millionenloch beim Anzeiger" in der BZ vom 20.10.2016
Erstellt:
02.12.2016
Geändert: 02.12.2016
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