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Bernhard Muster: Nach 55 Jahren ein letztes Mal auf dem Märit
Bernhard Muster von der Metzgerei Muster in Utzigen hört auf. Er baut am 1. April letztmals seinen Märitstand auf dem Bundesplatz auf. Während 128 Jahren waren Musters auf dem Berner Märit. Jetzt ist Schluss. BERN-OST hat er erzählt warum.
Bernhard Musters Ur-Grossvater ging erstmals 1895 von Utzigen nach Bern auf den Märit. Seither waren Musters immer auf dem Berner Märit präsent. Der Ur-Grossvater war es auch, der die Metzgerei Muster in Utzigen gegründet hatte. Damals befand sich die Metzgerei noch im Restaurant Rössli (nachher Durstiger Bruder). 1902 bauten Musters ein Haus, die Metzgerei zog um. 1915 übernahm Bernhard Musters Grossvater, 1946 sein Vater und ab 1982 führte Bernhard Muster die Metzgerei. 2013 hörte er mit der Metzg auf, ging aber weiterhin auf den Berner Märit, wo er Fleisch verkaufte.
BERN-OST: Bernhard Muster, Sie sind 70, warum gehen Sie erst jetzt, mit Verspätung in Pension?
Bernhard Muster: (lacht) Es hat sich so ergeben. Ich bin gesundheitlich nicht mehr so "zwäg", alles wird ein wenig mühsamer. Ich habe den Märit lange gemacht, meistens allein. Es passt jetzt so. Nachdem ich vor zehn Jahren meinen Laden in Utzigen zumachte, ging ich nur noch auf den Märit. Erst stand ich in der Münstergasse, dann auf dem Bundesplatz.
Wo lief es besser, in der Münstergasse oder auf dem Bundesplatz?
Das kann man nicht sagen. 1969 habe ich die Lehre beim Vater angefangen, seither gehe ich zwei Mal pro Woche auf den Märit. Damals waren 68 Metzgerstände in der Münstergasse, heute sind es etwa noch vier. Wir haben immer warme Buurehamme verkauft.
Was ist mit dem Laden in Utzigen passiert?
Die Zeiten ändern sich. Früher konnte man frisches Fleisch nur in der Metzgerei kaufen. Als Migros und Coop kamen, haben die den Kuchen an sich gerissen. Zu Beginn ging das für uns noch auf. Das Problem war, alles um uns machte nach und nach zu. Erst die Bäckerei in Utzigen, dann schlossen die Bank, die Post und die Beiz. Es waren keine Leute mehr da, also musste ich auch schliessen.
Aber auf dem Märit lief es noch?
Ja, das lief gut, wir hatten eine treue Stammkundschaft. Wir verkauften Buurehamme, Bratwurst und Buurewurst. Morgens um vier Uhr bin ich aufgestanden, um halb sechs war ich auf dem Bundesplatz. Früher hatte ich einen Märit-Anhänger mit Kühlung, die letzten zehn Jahre hatte ich nur noch einen kleinen Stand, da ich allein war. Ich schätzte das immer, schon nur wegen den Leuten, man kannte sich.
Hat sich der Märit verändert?
Ja schon, aber diejenigen, die heute noch gehen, gehen gerne. Es ist attraktiv, die Ambiance ist schön. Nur wenn es minus zehn Grad ist, macht es nicht so Spass, aber sonst eigentlich immer. Es kamen auch viele Touristen, aus Japan oder China, wenn man denen etwas zu versuchen gab, kamen sie und kauften ein.
Rentiert so ein Stand?
Die Standmiete ist vernünftig. Wenn man immer geht, wird pro Quartal abgerechnet und das rechnet sich. Vor zehn Jahren wollte die Stadt die Standmiete um 400 Prozent anheben. Wir Marktfahrenden akzeptierten das nicht und sagten, wenn sie das durchziehen, gehen wir zum Tourismusverein, worauf sie es sein liessen.
Am 1. April werden Sie das das letzte Mal Ihre Buurehamme verkaufen. Was machen Sie danach?
Ich freue mich, dass es ruhiger wird. Ich ziehe in eine Wohnung im Dreiklang in Worb. In Worb kenne ich viele Leute, weil ich hier Fussball gespielt und einige Restaurants mit Fleisch beliefert habe.
Wann spielten Sie bei Worb?
Erst spielte ich bei YB. Mein Vater ging immer mit mir Match schauen im Wankdorf. Ich sagte, ich möchte mal ein Probetraining machen. Also besuchte ich an einem Mittwochnachmittag ein Training. Als ich heimging, kam der alte Paul Gfeller, er sagte mir, ich soll im Vaucher ein Dress kaufen, er schaue für den Spielerpass, am Sonntag müsse ich in Flamatt spielen. Ich spielte damals mit Köbi Brechbühl, Wale Eichenberger, Ueli Guggisberg und vielen mehr zusammen.
Für die Nationalliga A hat es nicht gereicht?
Ich spielte von 1962 bis 70 bei YB als Vorstopper bei den Junioren. Bis zu den U21 war ich bei YB, dann wechselte ich zu Worb. Ich schaffte es nicht bis in die Nationalliga A, nein. Wenn ich samstags um vier aufstand, um 13 Uhr Besammlung hatte, um in Basel zu spielen, war das schon streng. Ich war während 15 Jahren Captain bei Worb, wir spielten damals in der 3. Liga.
[i] Bernhard Muster ist heute geschieden. Von seinen Kindern wollte niemand die Metzgerei übernehmen. Am 1. April geht er zum letzten Mal auf den Märit auf dem Bundesplatz.
Erstellt:
02.03.2023
Geändert: 02.03.2023
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