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Beat Grunder: "Solche Bestattungen gibt es bei mir nicht"

Beat Grunder hat schon um die 5000 Menschen bestattet. Nun übernimmt er das Worber Bestattungsunternehmen Grossenbacher. Er erzählt, wie schwierig Bestattungen in Coronazeiten geworden sind und welche Art von Bestattung er nie machen würde.

Bestatter Beat Grunder, Utzigen: "Corona macht alles schwieriger." (Bild: Rolf Blaser)

"Zurzeit sterben sehr viele Leute", sagt Beat Grunder, Inhaber der Grunder AG in Utzigen, "das seltsame ist, zwischen Oktober und Dezember waren 80 Prozent unserer Bestattungen Corona-Todesfälle. Seit Januar haben wir hingegen nur einen einzigen Corona-Todesfall bestattet." Erklären könne er diese Zahlen nicht. Es sei halt eine schwierige Zeit.

 

Grosser Aufwand für Bestatter

"Wenn wir einen Covid-Leichnam waschen und anziehen, müssen auch wir uns mit Schutzanzug und Brille schützen." Auch bei Verstorbenen müsse doppelte Sorgfalt angewendet werden. "Covid positiv Verstorbenen ziehen wir ebenfalls Masken an und müssen aufpassen, dass keine Flüssigkeiten austreten." Aufbahrungen finden seit Corona nur noch in geschlossenen Räumen hinter Glas statt.

 

Zu wenig Platz in der Kirche

"Als Bestatter treffe ich die Leute immer in einer schwierigen Situation an." Corona verkompliziert alles. "Die Leute fragen uns, wie viele Personen sie zur Trauerfeier einladen dürfen." Momentan dürfen maximal 50 Personen zur Trauerfeier kommen. Aber schon bei 50 Trauergästen werde es schwierig.

 

"In der Kirche darf nur jede zweite Bank besetzt werden, damit der Abstand eingehalten werden kann. Daran muss bereits beim Versenden des Zirkulars gedacht werden." Sonst wird es in der Kirche eng. Meistens empfiehlt Grunder der Trauerfamilie, die Abschiedsfeier im engsten Kreis durchzuführen, damit für die Trauernden ein Abschluss stattfinden kann.

 

Keine "Grebt" wegen Corona

Ein grosses Problem sei, dass die Restaurants geschlossen sind. "Das gesellschaftliche Zusammensein nach der Beisetzung, die sogenannte 'Grebt', fehlt den Leuten." Viele entscheiden sich deshalb, mit der Beisetzung zu warten, bis die Restaurants wieder öffnen. "Das ist für alle Beteiligten schwierig, weil sich so der Abschied vom Verstorbenen in die Länge zieht. Den Leuten fehlt ein Abschluss." Da die "Grebt" zurzeit wegfällt, wünschen viele eine schlichte Beisetzung im kleinen Kreis.

 

Wohin mit der Asche?

Nicht alle wollen die Urne auf dem Friedhof beisetzen lassen. Laut Grunder gelangen die Hinterbliebenen mit verschiedenen Wünschen an ihn: "Pontoniers wünschen, dass die Asche in die Aare gestreut wird." Andere wollen die Asche bei einem Baum oder Stein beisetzen.

 

"Wir machen, was sich die Leute wünschen, aber was wir nicht machen, sind Flugbestattungen." Einige Bestattungsunternehmen bieten an, dass die Asche vom Flugzeug ausgeleert wird. "So etwas ist aus unserer Sicht würdelos. Zudem fehlt danach den Hinterbliebenen ein Bezugspunkt. Zu einem Grab oder Baum kann man hingehen und dem Toten gedenken. Wenn die Asche aus dem Flugzeug gestreut wurde, kann man das nicht."

 

[i] Bestattungsdienst Grunder AG, Utzigen übernimmt neu Grossenbacher Bestattungen, Worb

 


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 17.03.2021
Geändert: 17.03.2021
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