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Bigla-Tunnel: Der legendäre Tatzelwurm
Auf unser letztes Rätsel «Wo ist das?» haben wir viele Antworten erhalten. Vor allem aber haben uns zwei Leser lustige Geschichten rund um das ehemalige Bigla-Bähnli und den Tunnel geschickt: Stephan Niklaus beschrieb, wie er schon als Schulbub unten durchgefahren war. Und Beat Wüthrich wusste, warum der Tunnel Tatzelwurm genannt wird.
Die Auflösung unseres letzten Ratebilds «Wo ist das?» lautete unspektakulär: Es ist die Verbindung zwischen den ehemaligen Bigla-Gebäuden in Biglen. Die Mails, die wir dazu erhielten, waren aber diesmal ausgesprochen unterhaltsam: «Sehr, sehr schwierig für mich» schrieb Beat Wüthrich in seinem Mail, ein lachendes Smiley dahinter.
Verbindung der Bigla-Gebäude
Er habe nämlich seine Firma direkt bei dieser Verbindung, schreibt er, und diese habe inoffiziell einen lustigen Namen: Der Tunnel, der die beiden Bigla-Gebäude miteinander verbinde, werde «Tatzelwurm» genannt. Allerdings, ergänzt er, habe das Gebäude mittlerweile teils gar nichts mehr mit Bigla zu tun, denn: «Das untere Ende führt genau in meine Firma hinein.»
So wurde aus dem Tunnel …
Wüthrichs Firma ist die CNC-Mechanik Wüthrich, mit seinen Maschinen lassen sich präzise Teile aus Aluminium, Stahl und rostfreien Materialien anfertigen. Beat Wüthrich weiss auch, wie der Name Tatzelwurm entstand: Im Innern dieses Tunnels befinde sich eine Seilbahn, ähnlich wie jene, die vom Marzili hochfährt. «Früher wurden dort Materialien komfortabel zwischen den Bigla-Gebäuden über die BLS-Eisenbahn hin und her transferiert.»
… der Tatzelwurm
Als dann die Bigla immer weniger Aufträge erhielt, sei die Seilbahn ausser Betrieb genommen worden. «Da aber beidseits der BLS-Eisenbahnlinie immer noch Bigla-Mitarbeiter hin und her mussten, verwendeten sie diese Passerelle.» Diese mussten offenbar durch die Halle 83 in die neue, nachträglich angebaute Halle hinüber «tatzeln», und so sei der Name Tatzelwurm entstanden.
Wahrscheinlich plusminus 1983 gebaut ...
Einiges weiss Beat Wüthrich nur vom Hörensagen, anderes hat der 54-Jährige in seiner Firmengeschichte miterlebt: Im Oktober 2006 gründete er seine Firma in der Halle am oberen Ende des Tatzelwurms, weil die Halle zu klein wurde, zügelte er vier Jahre später nach Zäziwil. «Im Dezember 2013 zogen wir wieder zurück nach Biglen, in die Halle 83 der Bigla, auf der anderen Seite der Bahnlinie.» Weil die Halle nach ihrem Baujahr 1983 benannt wurde, folgert er, dass der Tatzelwurm wohl auch um diese Zeit entstanden sei.
... und bis 2020 genutzt
Auch den Zeitpunkt der letzten Nutzung kann Beat Wüthrich anhand seiner Unterlagen einschätzen: Er hat einen Mietvertrag vom 1. August 2020 über eine zusätzliche Fläche von 16 Quadratmetern wegen «Auflösung des Durchgangs zwischen der Tatzelwurm Brücke und der Halle». Dieses Datum sei auch das Aus für das Nutzen des Tatzelwurms: «Wir haben das Tor von innen verschraubt, seither steht davor ein Rohmaterial-Gestell.»
Heute noch als Notausgang
Ob der Tatzelwurm heute gar nicht mehr benutzt werde, könne er nicht schlüssig bestätigen. Aber ganz sicher werde er nicht mehr für seine ursprünglichen Zwecke verwendet, weil ja die Tür verschraubt sei. Auch die Technik der Seilbahn sei seit Jahren lahmgelegt: «Der Stromkasten befindet sich bei uns in der Halle und funktioniert nicht mehr.» Im unteren Drittel des Tatzelwurms führe allerdings noch eine Notausgangstüre auf die benachbarte Wiese, Wüthrich hat diesen auf dem Foto angeschrieben.
Lustige Fahrten mit dem «Bigla-Wagen»
Auch Leser Stephan Niklaus (65) kennt die Hallen rund um den Metalltunnel gut, und er verbindet lustige Jugenderinnerungen damit. Schon die Zugfahrt Richtung Biglen sei für ihn und seine Schulkameraden eine Besonderheit gewesen, schrieb er uns: Sie seien jeweils mit der Emmental-Burgdorf-Thun-Bahn gefahren, und zwar in jenem speziellen Triebwagen, den sie unter sich immer als «Bigla-Wagen» bezeichnet hätten. «Damit fuhren in den Sechziger und Siebziger Jahren jeweils morgens, mittags und abends Bigla-Mitarbeiter von nah und fern, aber auch Schüler von Walkringen und Bigenthal.»
Von Walkringen nach Biglen
Er selbst, Schüler aus Walkringen, habe die Sekundarschule in Biglen besucht, dort seine Freunde gehabt und in seiner Freizeit bei den Junioren FC Biglen Fussball gespielt. Heute hat Stephan Niklaus in Walkringen längst ein eigenes Metallbaugeschäft, das auf Metallbau und Kunstschlosserei spezialisiert ist, aber seine Zeit in Biglen hat er noch in bester Erinnerung.
Erinnerungen an die Jugendzeit
Noch gut erinnert er sich, wie seinerzeit mit dem biglaeigenen Bähnli Bauteile und Möbel firmenintern von einem Gebäude zum anderen verschoben wurden: «Die Bigla war die grösste Arbeitgeberin in Biglen und bekannt für die Herstellung von Büromöbeln, Spitalbetten und Gartenmöbeln.» Das Bild des Tunnels weckte deshalb bei Niklaus spontan Erinnerungen an seine Jugendzeit und seine Verbindung mit dem Dorf Biglen.
Vielleicht weckt das noch mehr?
Die beiden Lesermails, fanden wir, sind zu schade zum Löschen, und wir wollten sie unseren Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten. Deshalb lassen wir gerne die frühere Bigla und ihren Tatzelwurm aufleben – und wecken damit vielleicht noch andere Erinnerungen.
[i] Haben Sie auch Erinnerungen im Zusammenhang mit dem Tatzelwurm? Beschreiben Sie diese gern in einem Kommentar!
Erstellt:
31.03.2025
Geändert: 31.03.2025
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