- Region
Boll - «Es scheint im Kanton Bern eine wahre Rodungswut im Gang zu sein»
Viele Bürgerinnen und Bürger regen sich über grossflächige Holzschläge auf – wie zum Beispiel bei Boll.
Die Reaktionen ähneln sich: «Rücksichtslos», «schrecklich», «himmeltraurig» sei es, mit welchen Methoden man heute holze. Es sehe schlimmer aus als nach verheerenden Stürmen wie Lothar oder Viviane. «Totaler Kahlschlag», «rücksichtslose Rodung», «Baummassaker», «Waldmord», reklamieren Spaziergänger und Anwohnerinnen. Im Fokus der Kritik stehen nicht zuletzt die Forstunternehmen, die im Auftrag der Waldbesitzer mit schweren Maschinen, den sogenannten Vollerntern, fussballfeldgrosse Schneisen ins Naherholungsgebiet schlagen und ganze Waldränder abrasieren.
«Der Profitgier geopfert»
Beim Amt für Wald des Kantons Bern spricht man lieber von normaler Waldbewirtschaftung und verweist darauf, dass es sich nicht um Kahlschlag oder Rodung, sondern um «vom Revierförster bewilligte und angezeichnete Holzschläge» handle. Diese Erklärungen leuchten aber besorgten Bürgerinnen und Bürgern oft nicht ein. Nach Holzschlägen im Aeschiwald in den Gemeinden Vechigen und Bolligen haben Anwohner Briefe an den Regierungsstatthalter und an das Amt für Wald geschrieben.
«Eine Nachhaltigkeit ist nicht zu erkennen, die entstandenen Holzreste bleiben liegen, eine Aufforstung findet nicht statt, und die gerodeten Flächen werden zunehmend von sich rasch ausbreitendem Dornengewächs überwuchert», schreibt beispielsweise Igor Perrig aus Boll. «Es scheint insbesondere im Kanton Bern eine wahre Rodungswut im Gang zu sein.»
Monika Falb, einer anderen Anwohnerin, fällt auf, dass vor allem Buchen geschlagen wurden. «Laubbäume werden eliminiert, da ist keine Rede von Biodiversität.» Wichtige «Sauerstoff-Lieferanten» würden abgeräumt und «gnadenlos der Profitgier geopfert». Wenn überhaupt, so werde höchstens mit Nadelbäumen wieder aufgeforstet. Das Naherholungsgebiet sei geschädigt.
Das Gebiet Aeschiwald sei vorwiegend in privatem Besitz, sagt Philipp Mösch von der Waldabteilung 5 Bern-Gantrisch dazu. In den letzten Jahrzehnten habe sich ein «ausgeprägter Verjüngungsrückstand» entwickelt. «Die Fichten und Buchen sind aber längst schlagreif und sollten geerntet werden.» Gerade die alten Buchen könnten zu einem Sicherheitsrisiko für die Waldbesucher werden, sagt Mösch. Er verstehe aber, dass viele Menschen zum Wald eine «enge und individuelle Beziehung» pflegten. Es gebe aber auch Möglichkeiten, besonders markante Bäume mit einem Sponsoring zu schützen. Dies sei jüngst in Gurzelen mit einer Zwillingsbuche geschehen. «Wir sind bereit, zwischen Interessenten und Waldbesitzern zu vermitteln.»
«Das beschäftigt die Leute stark»
Scharfe Reaktionen auf die veränderten Holzschlagmethoden gab es jüngst auch in Bern, wo zum Beispiel bei der Ara Neubrück in grösserem Stil Holz geschlagen wurde, oder auch im Berner Oberland. Hans Fritschi von Pro Natura Sektion Berner Oberland erhält regelmässig Reklamationen von Mitgliedern. «Das beschäftigt die Leute stark», sagt Fritschi. Seine Sektion hat deshalb den Oberländer Waldabteilungen geschrieben.
Fritschi streicht zwei Punkte heraus: Vom ästhetischen Standpunkt wirke es natürlich sehr unvorteilhaft, wenn ganze Flächen geschlagen würden; zudem sei in den letzten Jahren der Zeitraum des Holzschlags ausgedehnt worden. Zunehmend werde auch im Frühling und im Frühsommer, mitten in der Brut- und Setzzeit der Vögel, Holz geschlagen.
Laut Fritschi bringt die Bewirtschaftung andererseits auch mehr Licht und Biodiversität in den Wald. Die Brombeer- und Himbeersträucher würden nach einigen Jahren wieder zu verschwinden beginnen. Ein anderes Problem sei, dass sich auf solchen neuen Lichtungen auch Neophyten wie die Kanadische Goldrute ausbreiten könnten.
«Der Profitgier geopfert»
Beim Amt für Wald des Kantons Bern spricht man lieber von normaler Waldbewirtschaftung und verweist darauf, dass es sich nicht um Kahlschlag oder Rodung, sondern um «vom Revierförster bewilligte und angezeichnete Holzschläge» handle. Diese Erklärungen leuchten aber besorgten Bürgerinnen und Bürgern oft nicht ein. Nach Holzschlägen im Aeschiwald in den Gemeinden Vechigen und Bolligen haben Anwohner Briefe an den Regierungsstatthalter und an das Amt für Wald geschrieben.
«Eine Nachhaltigkeit ist nicht zu erkennen, die entstandenen Holzreste bleiben liegen, eine Aufforstung findet nicht statt, und die gerodeten Flächen werden zunehmend von sich rasch ausbreitendem Dornengewächs überwuchert», schreibt beispielsweise Igor Perrig aus Boll. «Es scheint insbesondere im Kanton Bern eine wahre Rodungswut im Gang zu sein.»
Monika Falb, einer anderen Anwohnerin, fällt auf, dass vor allem Buchen geschlagen wurden. «Laubbäume werden eliminiert, da ist keine Rede von Biodiversität.» Wichtige «Sauerstoff-Lieferanten» würden abgeräumt und «gnadenlos der Profitgier geopfert». Wenn überhaupt, so werde höchstens mit Nadelbäumen wieder aufgeforstet. Das Naherholungsgebiet sei geschädigt.
Das Gebiet Aeschiwald sei vorwiegend in privatem Besitz, sagt Philipp Mösch von der Waldabteilung 5 Bern-Gantrisch dazu. In den letzten Jahrzehnten habe sich ein «ausgeprägter Verjüngungsrückstand» entwickelt. «Die Fichten und Buchen sind aber längst schlagreif und sollten geerntet werden.» Gerade die alten Buchen könnten zu einem Sicherheitsrisiko für die Waldbesucher werden, sagt Mösch. Er verstehe aber, dass viele Menschen zum Wald eine «enge und individuelle Beziehung» pflegten. Es gebe aber auch Möglichkeiten, besonders markante Bäume mit einem Sponsoring zu schützen. Dies sei jüngst in Gurzelen mit einer Zwillingsbuche geschehen. «Wir sind bereit, zwischen Interessenten und Waldbesitzern zu vermitteln.»
«Das beschäftigt die Leute stark»
Scharfe Reaktionen auf die veränderten Holzschlagmethoden gab es jüngst auch in Bern, wo zum Beispiel bei der Ara Neubrück in grösserem Stil Holz geschlagen wurde, oder auch im Berner Oberland. Hans Fritschi von Pro Natura Sektion Berner Oberland erhält regelmässig Reklamationen von Mitgliedern. «Das beschäftigt die Leute stark», sagt Fritschi. Seine Sektion hat deshalb den Oberländer Waldabteilungen geschrieben.
Fritschi streicht zwei Punkte heraus: Vom ästhetischen Standpunkt wirke es natürlich sehr unvorteilhaft, wenn ganze Flächen geschlagen würden; zudem sei in den letzten Jahren der Zeitraum des Holzschlags ausgedehnt worden. Zunehmend werde auch im Frühling und im Frühsommer, mitten in der Brut- und Setzzeit der Vögel, Holz geschlagen.
Laut Fritschi bringt die Bewirtschaftung andererseits auch mehr Licht und Biodiversität in den Wald. Die Brombeer- und Himbeersträucher würden nach einigen Jahren wieder zu verschwinden beginnen. Ein anderes Problem sei, dass sich auf solchen neuen Lichtungen auch Neophyten wie die Kanadische Goldrute ausbreiten könnten.
Autor:in
Simon Wälti / Der Bund
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Erstellt:
26.03.2011
Geändert: 27.03.2011
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