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Bolligen - Der elektronische Badmeister, den fast niemand will
Ein System mit Ultraschall und Mikrocomputer signalisiert, wenn jemand am Ertrinken ist. Das Bad Bolligen ist als eines von zwei Schweizer Bädern damit ausgerüstet und gilt als Vorzeigemodell. Doch andere Bäder und Badegäste zeigen wenig Interesse.
Paula Kühn vom Schwimmkurs Krokodil-Eisbär weiss schon, wie es geht: Bevor sie ins Wasser darf, holt sie ein Armband bei der Schwimmlehrerin und lässt es sich von ihrem Vater anziehen. Andere Kinder lassen sich von der Lehrerin helfen. «Das ist, für wenn ich im Wasser umfalle», erklärt ein 8-jähriges Mädchen. Das Armband enthält einen Mikrocomputer, der einem Sensor im Becken per Ultraschall signalisiert, wie lange und wie tief es im Wasser liegt. Wenn das Mädchen «umfällt», das heisst sich länger als 20 Sekunden mehr als einen halben Meter unter der Wasseroberfläche befindet, gehen die Signallampen an. Ein schriller Alarm ertönt.
Vor allem im Ausland beliebt
Die Warnanlage, zu dem das Armband gehört, ist eine Erfindung der Schweizer Firma Deep Blue Marine in Hallwil. Es ist momentan das einzige Ertrinkenden-Erkennungssystem, das mit dem Sicherheitszeichen der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) ausgezeichnet ist. Getestet wurde es vor zwei Jahren im Hallenbad Bolligen; inzwischen dient das Bad als Referenzobjekt für andere Bäder. Deren Interesse ist aber verhalten.
«Bis jetzt haben wir mehr Systeme im Ausland installiert als in der Schweiz», sagt Sandra Ciampini, Geschäftsführerin der Hallwiler Firma. Das Bewusstsein für potenzielle Gefahren sei hierzulande weniger ausgeprägt als im Ausland. «Vor allem in Australien sind solche Sicherheitssysteme sehr beliebt», weiss Markus Buchser von der BfU. Warum sie in der Schweiz nicht ähnlich populär sind, kann er sich nicht erklären.
Ergänzung, nicht Ersatz
Neben Bolligen ist bisher nur ein Schwimmbad im appenzellischen Speicher mit dem Warnsystem ausgerüstet. Die Installation kostet etwa 18'000 Franken. In Bolligen, wo das Pilotprojekt lief, musste die Gemeinde nur noch 5000 Franken beisteuern. Dass man das System nach der viermonatigen Testphase behalten würde, war dem Bolliger Badmeister Michel Kunz klar: «Das System ersetzt natürlich keinen Badmeister – aber es unterstützt uns bei der Arbeit.» Im Gegensatz zu Unterwasserkameras, die durch Lichtreflexionen gestört würden und deren Monitore man ständig überwachen müsse, sieht er bei der Überwachung per Ultraschall keine Nachteile: «Man muss einfach die Akkus der Armbänder regelmässig aufladen.» Die Parameter Zeit und Tiefe, die darin gespeichert sind, lassen sich am PC einstellen. Für Erwachsene sind es 30 Sekunden und 0,8 Meter unter Wasser.
Vier Tote sind vier zu viel
Die Schwimmklassen in Bolligen müssen ein Armband tragen. Reguläre Badegäste können sich am Eingang ein Armband kostenlos ausleihen oder für rund 100 Franken erwerben. Seit dem definitiven Einbau Anfang 2010 zeigte niemand Interesse am Kauf, nur wenige liehen sich ein Armband aus. Badmeister Kunz ortet den Grund dafür im elterlichen Stolz: «Sie denken, sie können alleine auf ihre Kinder aufpassen.» In der Schweiz ertrinken jährlich 40 Personen, 4 davon in öffentlichen Schwimmbädern. 4 zu viel, findet Kunz. Die Zurückhaltung von Bädern und Badegästen verdriesst ihn: «Es muss doch nicht immer etwas passieren, bevor man handelt.»
Vor allem im Ausland beliebt
Die Warnanlage, zu dem das Armband gehört, ist eine Erfindung der Schweizer Firma Deep Blue Marine in Hallwil. Es ist momentan das einzige Ertrinkenden-Erkennungssystem, das mit dem Sicherheitszeichen der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) ausgezeichnet ist. Getestet wurde es vor zwei Jahren im Hallenbad Bolligen; inzwischen dient das Bad als Referenzobjekt für andere Bäder. Deren Interesse ist aber verhalten.
«Bis jetzt haben wir mehr Systeme im Ausland installiert als in der Schweiz», sagt Sandra Ciampini, Geschäftsführerin der Hallwiler Firma. Das Bewusstsein für potenzielle Gefahren sei hierzulande weniger ausgeprägt als im Ausland. «Vor allem in Australien sind solche Sicherheitssysteme sehr beliebt», weiss Markus Buchser von der BfU. Warum sie in der Schweiz nicht ähnlich populär sind, kann er sich nicht erklären.
Ergänzung, nicht Ersatz
Neben Bolligen ist bisher nur ein Schwimmbad im appenzellischen Speicher mit dem Warnsystem ausgerüstet. Die Installation kostet etwa 18'000 Franken. In Bolligen, wo das Pilotprojekt lief, musste die Gemeinde nur noch 5000 Franken beisteuern. Dass man das System nach der viermonatigen Testphase behalten würde, war dem Bolliger Badmeister Michel Kunz klar: «Das System ersetzt natürlich keinen Badmeister – aber es unterstützt uns bei der Arbeit.» Im Gegensatz zu Unterwasserkameras, die durch Lichtreflexionen gestört würden und deren Monitore man ständig überwachen müsse, sieht er bei der Überwachung per Ultraschall keine Nachteile: «Man muss einfach die Akkus der Armbänder regelmässig aufladen.» Die Parameter Zeit und Tiefe, die darin gespeichert sind, lassen sich am PC einstellen. Für Erwachsene sind es 30 Sekunden und 0,8 Meter unter Wasser.
Vier Tote sind vier zu viel
Die Schwimmklassen in Bolligen müssen ein Armband tragen. Reguläre Badegäste können sich am Eingang ein Armband kostenlos ausleihen oder für rund 100 Franken erwerben. Seit dem definitiven Einbau Anfang 2010 zeigte niemand Interesse am Kauf, nur wenige liehen sich ein Armband aus. Badmeister Kunz ortet den Grund dafür im elterlichen Stolz: «Sie denken, sie können alleine auf ihre Kinder aufpassen.» In der Schweiz ertrinken jährlich 40 Personen, 4 davon in öffentlichen Schwimmbädern. 4 zu viel, findet Kunz. Die Zurückhaltung von Bädern und Badegästen verdriesst ihn: «Es muss doch nicht immer etwas passieren, bevor man handelt.»
Autor:in
Annatina Foppa / Berner Zeitung BZ
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Erstellt:
15.06.2011
Geändert: 15.06.2011
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