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GGR-Präsidentin Catarina Jost-Pfister: "Hier weiss ich, wovon ich rede"
Catarina Jost-Pfister ist dieses Jahr die "höchste Worberin". Die Unternehmerin lebt schon fast ihr ganzes Leben in Worb, geht gern in die Oper und hat keine Ambitionen, Gemeinderätin zu werden.
Gleich an ihrer ersten Sitzung als Parlamentspräsidentin war Catarina Jost-Pfister mit einer speziellen Situation konfrontiert: Die SVP wollte ein Traktandum streichen und nach der Sitzung ohne Anwesenheit von Gemeinderat und Presse diskutieren – und über diesen Antrag zudem geheim abstimmen (BERN-OST berichtete). Mit beidem kam sie durch.
Warum im Geheimen diskutieren?
Was ihren Job als Präsidentin angeht, sei es eine normale Sitzung gewesen und nicht besonders schwer zu leiten, sagt die 62-Jährige. Und: "Ich mache das sehr gern." Inhaltlich dagegen war sie nicht glücklich. "Die GLP steht für Transparenz. Das Ganze kam sehr komisch rüber, auch die geheime Abstimmung." Sie habe fest überlegt, ob sie an der inoffiziellen Besprechung teilnehmen wolle. "Ich ging dann kurz rein, habe mich zu Wort gemeldet und gesagt, ich sei vom Volk gewählt und sehe nicht ein, warum wir im Geheimen diskutieren müssen, und dann ging ich wieder raus."
Die Sachpolitikerin
Dieses Vorgehen passt zu Catarina Jost-Pfister. Gut überlegen und dann die Sache auf den Punkt bringen. So fallen meist auch ihre Wortmeldungen in den GGR-Diskussionen aus: Kurz und knapp und immer sachlich, oft erinnert sie an den Kern des Themas oder fasst Argumente zusammen, wenn sich die Diskussion im Kreis zu drehen droht.
Ein Jahr lang nicht mitdiskutieren
Die Parlamentsarbeit gefalle ihr gut, sagt sie. "Es ist vielfältig. Mir ist nicht egal, was um mich herum passiert." Was sie störe, seien die vielen Wechsel. "Das macht es schwierig, etwas aufzubauen." Dass sie als Präsidentin nun ein Jahr lang nicht mitdiskutieren dürfe, werde ihr schwerfallen. Sie freue sich aber darauf, jeweils zu Beginn der Sitzung etwas zu sagen. "Nicht nur guten Abend, fangen wir an. Sondern etwas Inhaltliches, zum Beispiel was Worb so erfolgreich macht."
Worb muss wachsen
Ist Worb erfolgreich? "Ja, aber darauf darf man nicht hocken bleiben." Die Bevölkerung müsse wachsen. "In einem vernünftigen Mass. Aber es mag schon noch etwas vertragen. Wichtig ist, dass eine Durchmischung bleibt, auch altersmässig." Da nun geburtenstarke Jahrgänge in die Pension gehen, brauche es Familien, die nachrückten. So sehe sie auch die Baupläne auf der Sternenmatt positiv. "Das bringt Leben. Auch mit dem Spielplatz."
In der eigenen Firma
Direkt an die Sternenmatt angrenzend stehen die Gebäude von Jost-Pfisters Firma, der Pfister Ladenbau AG. Ursprünglich Primarlehrerin und Schulleiterin, stieg sie nach einer Weiterbildung 2011 im Familienbetrieb ein und übernahm die Leitung.
Kein Gejammer
Dem Geschäft mit 30 bis 40 Angestellten gehe es gut. "Ladenbau ist ein Geschäft mit vielen Aufs und Abs, das ist normal." Corona etwa habe kaum Einfluss gehabt. Anders sei es nun mit der Energiekrise. "Wir bauen viel für Bäckereien oder Käsereien. Das sind energieintensive Geschäfte und da merkt man, dass gespart wird." In die Klagen über die Gemeinde Worb, die sich nicht ums Gewerbe kümmere, mag Jost-Pfister nicht einstimmen. "Ich fühle mich von der Gemeinde unterstützt. Es ist halt auch ein Holprinzip. Man kann immer fragen. Und der Gemeindepräsident fragt auch immer mal wieder nach und zeigt Interesse."
"Ich habe genug zu tun"
Eher mässig läuft es in Worb für den Gewerbeverein "Worber Gwärb": Seit über einem Jahr sucht man nach einer Nachfolge für Präsident Niklaus Sägesser, die für diesen Sommer geplante Gewerbeausstellung Woxpo musste mangels Anmeldungen abgesagt werden. Ihre Firma gehöre auch zu jenen, die keinen Stand bestellt hätten. "Aus Kapazitätsgründen", sagt Jost-Pfister. Ihre Firma sei zudem kaum lokal tätig und privat überhaupt nicht. "Da geht es um den Aufwand und was es bringt." Während drei Jahren war sie Vize-Präsidentin des Vereins. Kontaktiert worden, ob sie Präsidentin werden wolle, sei sie nicht. Sie sei aber auch nicht interessiert. "Ich habe genug zu tun", sagt sie dazu. Auch ein Sitz im Gemeinderat reize sie nicht, ebenso wenig eine Politkarriere auf kantonaler oder nationaler Ebene. "Hier in Worb weiss ich, wovon ich rede."
Deshalb GLP
Catarina Jost-Pfister ist in Worb aufgewachsen und lebte mit einem kurzen Unterbruch ihr ganzes bisheriges Leben hier. In die Politik ging sie, als sich 2012 die Grünliberalen Worb gründeten – mit ihr als Parteipräsidentin. Vorher habe sie "in Richtung FDP" gewählt, sagt sie. Seit 2013 sitzt sie für die GLP im Worber Grossen Gemeinderat (GGR). Sie komme aus einer unpolitischen Familie sagt sie. Weder sei sie durch das Elternhaus geprägt, noch würden sich ihre mittlerweile erwachsenen Kinder für Politik interessieren.
Jazz gibt Bibeli
Trotz Firma und Politik hat Catarina Jost-Pfister auch Freizeit. "Ich lese sehr viel", sagt sie. Aktuell "Eine Frage der Chemie" von Bonnie Garmus, ein Roman über eine Frau, die in den frühen 60er Jahren gegen alle Widerstände eine Karriere als Chemikerin versucht. Sonst lese sie oft Krimis und geht gerne ins Theater und in die Oper oder besucht klassische Konzerte. "Sehr gern habe ich barocke Musik, etwa von Bach, aber auch Mozart oder Gluck gefallen mir sehr". Sie höre aber auch Pop und querbeet. "Nur Jazz geht nicht. Davon bekomme ich Bibeli."
Erstellt:
22.02.2023
Geändert: 22.02.2023
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