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Cathrine Meyer gegen A1-Ausbau: «Ohne Freizeitverkehr hätten wir genug Platz»

Reichen sechs Spuren am Grauholz oder soll die Autobahn auf acht Spuren ausgebaut werden? Die Grüne Bolliger Gemeinderätin Catherine Meyer sagt, warum sie gegen einen Ausbau ist.

Catherine Meyer: «Wenn wir die Kapazität erhöhen, zieht dies mehr Autofahrerende an.» (Foto: zvg/rb)

Am 24. November stimmen wir über den Ausbau der Autobahnen ab. Für fünf Milliarden Franken sollen sechs Teilstücke des Autobahnnetzes ausgebaut werden. Unter anderem soll die Autobahn übers Grauholz sowie zwischen Schönbühl und Kirchberg von sechs auf acht Spuren verbreitert werden.

 

Die Grüne Gemeinderätin aus Bolligen, Catherine Meyer kritisiert diesen Ausbau. Meyer besitzt selbst kein Auto, unterwegs ist sie entweder per Velo oder mit dem öffentlichen Verkehr.

 

BERN-OST: Catherine Meyer, warum sind Sie gegen den Ausbau am Grauholz auf acht Spuren?

Catherine Meyer: Studien und Erfahrungen zeigen, dass ein Ausbau das Problem nicht löst. Dies führt zu Mehrverkehr in den umliegenden Dörfern und Städten. Wir in Bolligen sind direkt betroffen, wir verlieren Wald sowie nicht versiegelte Flächen auf Ewig. Das ist ein Verlust, zusätzlich wird der CO2-Ausstoss erhöht. Wir leben im Zeitalter einer Klimakrise, der Verkehr macht ein Drittel der Emissionen aus, das geht komplett in die falsche Richtung.

 

Sie sagen, durch einen Ausbau würde mehr Verkehr auf Dörfer und Städte ausweichen. Genau dies passiere – laut den Befürwortern – wenn die Autobahn verstopft ist und nicht ausgebaut wird.

Das Problem ist, wenn wir die Kapazität erhöhen, zieht es mehr Autofahrerende an. Das heisst, mehr Verkehr auch in den Dörfern. Wenn wir die Autobahn nicht ausbauen, kann der Verkehr nicht mehr zunehmen, weil es nicht mehr Platz hat.

 

Der Verkehr nimmt aber zu - die Transportbranche spricht von 50'000 Stunden Stau pro Jahr - ein Ausbau ist unumgänglich.

Es bestreitet niemand, dass gewisser Verkehr, wie der Transport von Gütern, derzeit mangels Alternativen auf den Strassen stattfinden muss. Das Problem ist, dass wir auf der Autobahn nicht nur Berufsverkehr haben, sondern auch 40 Prozent Freizeitverkehr. Wenn dieser nicht wäre, hätte es ausreichend Platz für den Berufsverkehr. Zudem konzentrieren wir uns bei den Staustunden auf Spitzenzeiten. In der übrigen Zeit sind die Autobahnen nicht überlastet. Dazu Flächen zu überbauen, macht keinen Sinn.

 

Dann sollte Ihrer Meinung nach der Freizeitverkehr reduziert werden. Es wohnen aber nicht alle in der Stadt. Wer auf dem Land wohnt, ist oft auf das Auto angewiesen.

Es wird immer Leute geben, die ein Auto brauchen, was vertretbar ist. Wir müssen genügend Alternativen schaffen, um den Langsamverkehr zu fördern. Die meisten mit dem Auto zurückgelegten Stercken sind kurz und könnten auch anders bewältigt werden. Dazu müssen der Langsamverkehr und der ÖV attraktiver werden.

 

Die fünf Milliarden Franken, die für den Autobahnausbau benötigt werden, sind vorhanden. Das Geld stammt nicht von den Steuerzahler:innen, sondern aus dem Nationalstrassenfonds, welcher durch Benzinsteuern und die Vignette finanziert wird. Warum soll das Geld nicht in die Autobahn investiert werden?

In der heutigen Zeit, in der wir über Sparmassnahmen sprechen, die auf Kosten des Klimas gehen, macht das keinen Sinn. Warum sparen wir beim ÖV, wenn wir bei den Strassen nicht sparen wollen? Es gibt sinnvolle Alternativen für den Ausbau, die geprüft werden können. Mehr Autobahnen sind nicht die Antwort auf diese Frage.

 

[i] Über die Argumente der Befürworter des Ausbaus berichteten wir hier.


Autor:in
Rolf Blaser, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 08.11.2024
Geändert: 09.11.2024
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