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DJ Speedy: «Man muss auf die Leute eingehen»

DJ Speedy legt seit über 30 Jahren in der Region auf. Dieses Jahr stand er am Mirchelfest oder auch an der Brächete Disco in Zäziwil hinter dem Mischpult. Wir wollten von ihm wissen, welche Songs immer funktionieren und warum die Leute heute nicht mehr richtig tanzen.

DJ Speedy: «Manchmal kommt der Punkt, wo man alles spielen kann und sie zu allem tanzen.» (Foto: Chrigufoto.ch)
DJ Speedy: «Seit Corona hat sich viel verändert.» (Foto: Res Reinhard)

BERN-OST: Urs Rettenmund, alias DJ Speedy: Wie wird man DJ?

DJ Speedy (50): Wir haben als 16-jährige damals angefangen Partys in Zäziwil zu organisieren, erst half ich beim Licht, dann wollte ich auch auflegen, so kam es dazu. Danach wurde ich gebucht, ich spielte im Studio 2000 in Enggistein und anderen Orten. Schon zu der Zeit spielte ich Hitparaden- und Partymusik. Man muss auf die Leute eingehen, das ist wichtig.

 

Wie spürst du, welche Musik die Leute wollen?

Man bringt beispielsweise drei Oldies, drei Rock- und drei Ballermann Songs und hat ein Auge auf die Tanzfläche. Bei dem Stil, bei dem die Leute am meisten mittanzen, das bringe ich dann. Klar, nicht den ganzen Abend dasselbe. Man sieht, wenn es brodelt und man es nicht mehr steigern kann. Dann lege ich etwas anderes auf, fahre den Floor runter und wieder hoch. Wenn es gut läuft und die Stimmung passt, kommt manchmal auch der Punkt, wo man alles bringen kann und sie zu allem tanzen.

 

Kannst du vom Auflegen leben?

Nein, aber es gab schon eine Zeit, in der das funktioniert hätte. Aktuell spiele ich im Monat noch an einem oder zwei Anlässen. Ich habe daneben immer voll gearbeitet, lange als Koch, heute arbeite ich bei der Kambly in Trubschachen.

 

Mit welchem Song füllst du die Tanzfläche auf jeden Fall?

Das hängt von der Stimmung ab, Alperose von Polo Hofer geht fast immer. Oder Oldies von Abba oder Village People. Da gibt’s heute auch neuere Versionen, wobei ich lieber das Original spiele.

 

Welche Songs legst du am liebsten auf?

Solche, bei denen das Publikum mitsingen kann. Also eher Ballermann, «Sweet Caroline» von DJ Ötzi. Was auch immer geht ist «079» von Lo & Leduc oder eben Polo Hofer.

 

Welches ist deine Lieblingsband?

Was ich privat höre, spiele ich eher nicht. Beispielsweise Power Metal von Sabaton. Ich habe es auch schon aufgelegt, aber das muss dann schon passen.

 

Privat hörst du harte Musik, nerven dich die Ballermann Hits nicht?

Nein, eigentlich nicht. Ich bin vielfältig. Ich höre auch Jodel, war schon am Ballermann in den Ferien und habe Mickie Krause auch schon live gesehen.

 

Welche Musik magst du gar nicht?

Eher Klassik, das sagt mir nicht so viel.

 

Was ist derzeit angesagt?

Momentan eher härterer Techno, sei es von Steve Aoki, Tiesto oder David Guetta. Ich spiele auch solches.

 

Musst du dich auf einen Auftritt vorbereiten und womit legst du auf?

Das hat sich über die Jahre schon sehr verändert. Zu Beginn legte ich noch Vinyl auf, dann kamen CDs, da war ich mit sechs Koffern unterwegs. Die CDs wurden durch den USB-Stick abgelöst. Heute bringe ich mein eigenes Denon-Gerät mit vier Playern mit. Diesen schliesse ich an die Anlage an. Darauf hat es eine Harddisk mit verschiedenen Playlists oder ich kann auch auf Spotify zugreifen.

 

Wieviel verdienst du als DJ?

In Aarberg erhalte ich 500 Franken. Am Mirchelfest waren wir zu siebt gebucht. Da bringen wir Anlage, Licht und DJs mit. Mit dieser Anlage können wir ein Zelt mit bis zu 3000 Leuten beschallen. Für zwei Tage kostet das um die 3500 Franken.

 

Du legst noch ein bis zwei Mal im Monat auf, macht es noch Spass?

Ja, immer noch, aber seit Corona hat sich viel verändert. Es ist nicht mehr wie früher, es braucht sehr viel bis die Leute tanzen. Früher ging die Kasse um neun Uhr auf, um zehn war der Laden voll und es ging ab.  

 

Warum läuft es nicht mehr so?

Es gab einen Generationenwechsel im Publikum. Das gibt’s bei den Partys etwa alle fünf Jahre. Die Älteren kommen nicht mehr, dafür die Jüngeren. Ich denke, dass seit Corona weniger Junge kommen. Viele sagen auch, dass sie lieber zuhause Party machen, ohne Eintritt und teure Getränke.

 

Wie sehr hat das Handy den Dancefloor verändert?

Man sieht schon viele, die das Handy in der Hand halten. Klar werden Fotos gemacht, aber das Handy ist nicht schuld, dass es nicht mehr so abgeht.

 

Du bist 50, dein Publikum 20, funktioniert das noch?

Das geht problemlos, viele können auch Songs wünschen. Aber es ist schon so, dass ich lieber für ein älteres Publikum spiele.

 

Lernt man als DJ viele Frauen kennen?

(lacht) Ja, das schon. In den jungen Jahren hätte es schon viele Gelegenheiten gegeben. Aber die wilde Zeit ist vorbei.

 

[i] DJ Speedy legte am 26.12. in Aarberg auf und wird am Silvester in Langnau auf der Eisbahn auflegen.


Autor:in
Rolf Blaser, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 28.12.2024
Geändert: 28.12.2024
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