- Kultur
Scherenschnitt-Künstler Ueli Hofer: "Ich hatte immer wieder Glück im Leben"
Als Ueli Hofer (70) vor 45 Jahren im Rüttihubelbad seine Scherenschnitte ausstellte, war dies der Start einer erfolgreichen Künstlerkarriere. Am Samstag öffnet am selben Ort seine neuste Ausstellung mit Werken der letzten zwei Jahre. Hofer hat mit BERN-OST über seine Leidenschaft gesprochen und darüber, wie er von seiner Kunst leben kann.
Seine letzte Ausstellung in der Galerie Rüttihubelbad eröffnete Ueli Hofer 2020. Die Ausstellung war erfolgreich, fast alle Werke wurden verkauft. "Ich verkaufe sehr gut", sagt Ueli Hofer. Bereits seine erste Ausstellung im Rüttihubelbad von 1977/78 war von Erfolg gekrönt: "Ich konnte daraufhin an verschiedenen Orten in der Schweiz ausstellen. Seit dann ist das mein Job."
Harte Arbeit und Glück
Als Künstler geniesse man schon gewisse Freiheiten, es sei jedoch auch harte Arbeit. "In der Selbstständigkeit musste ich mich immer organisieren und mir Strukturen geben. Auch wegen der drei Kinder, die heute erwachsen sind", sagt Hofer. Er konnte und kann von seiner Kunst leben. "Ich hatte auch immer wieder Glück in meinem Leben, habe im richtigen Moment die richtigen Menschen getroffen", sagt er. So konnte er zum Beispiel dank des Kulturpreises des Kantons Bern ein halbes Jahr in New York arbeiten. Ausstellungen brachten ihn nach China, Israel und mehrmals in die USA.
"Seit 45 Jahren habe ich Freude, dass ich mich für diesen Beruf entschieden habe", sagt Hofer, dessen Augen leuchten wenn er über seine Werke spricht. Es sei der schönste, aber auch schwierigste Beruf. Heute würde er aber nicht mehr damit anfangen. Zu hart sei der Markt für junge Künstler:innen.
Geschnitten, geklebt und geschmiedet
Seit rund vierzig Jahren wohnt und arbeitet Hofer in Trimstein. In seinem Atelier entstehen neben Scherenschnitten auch viele Collagen aus Fundgegenständen und hin und wieder mit Eisenplastiken auch "Grobhandwerkliches", wie Hofer sagt. Drei Standbeine, sozusagen, die aber alle ein und dieselbe Handschrift tragen, wie beim Betrachten der Werke offenbar wird: Vorhandenes, Traditionelles wird in eine neue Form gebracht, die Betrachterin wird sowohl zum Schmunzeln wie zum Nachdenken gebracht.
Und vor allem immer wieder zum Staunen. Besonders über die feinen, zum Teil ziemlich grossen Scherenschnitte. Das ist doch eine wahnsinnige "Gäggeliarbeit", oder nicht? Hofer lacht. Das sei es nicht. "Das ist wie Eintauchen in eine Meditation. Feinstarbeit und Konzentration", sagt er. Er sei eigentlich ein ungeduldiger Mensch. "Aber sobald ich im Atelier bin, werde ich ruhig und kann in meine Arbeit eintauchen."
Von der Tradition zum eigenen Stil
Dabei hat er die Technik über die Jahre weiterentwickelt. "Ich habe mit der Tradition angefangen und dann bald meinen eigenen Stil gefunden", sagt er. So haben seine Scherenschnitte zum Beispiel verschiedene Falttechniken mit mehreren Faltachsen. Zum Teil sind die Motive asymmetrisch, neben den traditionellen Themen findet man auch Motive mit mystischem Inhalt. Er versetzt die schwarzen Scherenschnitte mit vergoldetem und farbigem Papier. Oder rahmt sie zwischen zwei Glasscheiben gepresst so, dass ein Schattenspiel auf dem weiter dahinterliegenden Hintergrund entsteht.
In der aktuellen Ausstellung machen die Scherenschnitte etwa die Hälfte der ausgestellten Werke aus. Der Rest sind vor allem Collagen und einige Eisenplastiken. "Es sind alles typische Hofer", sagt der Künstler.
[i] Die Ausstellung in der Galerie Rüttihubelbad in Walkringen dauert vom Samstag, 5. März bis Sonntag, 10. April. Es findet keine Vernissage statt. Öffnungszeiten: täglich von 10-17 Uhr (ausser Donnerstagnachmitttag). Der Künstler ist jeden Samstag und Sonntag von 14-17 Uhr anwesend. Weitere Informationen zur Ausstellung unter erato-kultur.ch und zum Künstler unter uelihofer.ch.
Erstellt:
03.03.2022
Geändert: 03.03.2022
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