- Wirtschaft
Druckgewerbe: Keine Veranstaltungen - keine Plakate
Unter dem momentanen Versammlungsverbot leiden nicht nur die Veranstalter und Veranstalterinnen, sondern auch viele Druckereien, weil niemand Plakate und Flyer bestellt bei ihnen. BERN-OST hat sich in einer Branche umgehört, der es schon ohne Corona nicht so gut ging.
Keine Konzerte, kein Theater, keine politischen Veranstaltungen – das bedeutet auch: Keine Plakate, keine Flyer, keine Tickets, keine Programmhefte. Dieses Beispiel zeigt, dass das Veranstaltungsverbot einen ganzen Rattenschwanz an negativen Auswirkungen nach sich zieht. Eine nicht repräsentative Umfrage bei vier Druckereien in der Region Bern-Ost zeigt aber: Nicht alle sind gleich betroffen.
Noch weitgehend verschont blieb bisher die Druckerei Jakob in Grosshöchstetten. Sie druckt viele Zeitschriften von Organisationen und Verbänden, unter anderem auch den Dorfspiegel, den die Gemeinde Grosshöchstetten herausgibt. „Durch unsere Auftragsstruktur sind wir glücklicherweise von der Krise noch nicht so stark betroffen“, sagt Inhaber Markus Jakob. Er hoffe, ohne Kurzarbeit durchzukommen. „Wir können aber nicht ausschliessen, dass durch eine Schwächung der Wirtschaft und allfällige Schwierigkeiten oder gar Konkurse unserer Kunden, auch wir auf Hilfe angewiesen sein werden.“ Er hoffe deshalb, dass die Unterstützung auch dann noch angeboten werde, wenn sich die Auswirkungen stärker zeigen sollten als befürchtet.
Rückgang der Aufträge um die Hälfte
Thomas Gerber, Inhaber der Druckerei Lüdi und Rothen in Grosshöchstetten, kann für den Moment ebenfalls noch Entwarnung geben. „Wir sind auf Etiketten spezialisiert, vor allem für Lebensmittel. Diese Aufträge sind von den Massnahmen bisher nicht betroffen.“ Seine Druckerei habe deshalb nicht alle Aufträge verloren. "Unsere Aufträge sind aber um cirka 50 Prozent zurückgegangen." Das Thema Kurzarbeit werde deshalb schon sehr bald aktuell.
Schon jetzt deutlich weniger zu tun hat die Druckerei Eggimann in Münsingen. „Plakate und Flyer sind das Eine. Das Andere ist, dass momentan allgemein alles auf Eis gelegt wird, was nicht absolut nötig ist“, erklärt Silas Eggimann. „Wir drucken kaum Magazine und ähnliches, sondern leben eher von einmaligen Aufträgen. Und momentan bestellen nur wenige Geschäft etwas auf Vorrat.“ Einige wenige Aufträge, etwa Infoblätter, habe es nicht trotz, sondern wegen dem Virus gegeben. „Aber das kann die Ausfälle nicht kompensieren.“ Kurzarbeit hat er aber noch nicht beantragt. „Wir haben noch ein paar laufende Projekte.“
Kurzarbeit bei Aeschbacher in Worb
Anders die Aeschbacher AG in Worb, mit 20 Mitarbeitenden die grösste der angefragten Druckereien. Inhaber Thomas Aeschbacher hat Kurzarbeit beantragt. „Wir verfügen über eine gesunde wirtschaftliche Basis und genügend Liquidität“, sagt er. Seine Firma lebe aber stark von Veranstaltungen und vom öffentlichen Verkehr. „Ich beobachte auch, dass Firmen ihre Geschäftsdrucksachen zurückhalten, weil sie mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind.“
Mehrere der angefragten Firmeninhaber geben zu bedenken, dass es der Druckbranche sowieso nicht so gut gehe und man deshalb Jahr für Jahr ums Überleben kämpfen müsse. Der Grund: Immer mehr findet digital statt, Zeitschriftenauflagen sinken und immer mehr Leute haben zuhause einen Digitaldrucker stehen, mit dem sie etwa für ihre Vereinsaktivitäten Vieles selber drucken können.
Krise als Chance?
Thomas Aeschbacher versucht allerdings vor allem das Positive zu sehen in der momentanen Situation. „Die Branche ist im Wandel. Diese Krise könnte auch eine Chance sein, Erneuerungsprojekte voranzutreiben, für die bisher die Zeit fehlte.“
Erstellt:
15.04.2020
Geändert: 15.04.2020
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