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Ehrlich, direkt, SVP: Henri Bernhard will das Gemeindepräsidium

Henri Bernhard hat sich in Münsingen als politische Stimme der SVP etabliert. Der Jurist lebt mit seiner Familie am Tägertschibach und verfolgt seine politischen Ziele mit Leidenschaft. Jetzt strebt er das Gemeindepräsidium an – BERN-OST hat ihn zu Hause besucht.

Henri Bernhard: «Ich will ehrlich kommunizieren und werfe nicht mit Schlagwörtern um mich.» (Foto: rb)

Mit einem Mix aus Überzeugung und Idealismus geht Henri Bernhard seinen eigenen politischen Weg – und stellt sich dem Kampf um das Gemeindepräsidium von Münsingen. Er empfängt BERN-OST in seinem Einfamilienhaus in Tägertschi. Dort wohnt er – sehr idyllisch – direkt am Tägertschibach, der hinter dem Haus vorbeifliesst. Im Garten fliegen Buchfinken und Blaumeisen um die Wette. «Bereits meine Grosseltern haben hier gewohnt», sagt Bernhard zur Begrüssung.

 

Am Kühlschrank in der Küche hängt überraschenderweise ein SP-Wahlplakat. Das sei sein Schwager, erklärt Bernhard lachend, als er sich einen Tee und für den Gast einen Kaffee zubereitet.

 

Politische Anfänge und Werte

Henri Bernhard (39) spricht gerne über Politik. Weniger gerne spricht er darüber, woher er kommt und wie er zur Politik gekommen ist. Aufgewachsen ist er in Basel und in Fribourg, wo er auch studiert hat. Seit über zehn Jahren wohnt er mit seiner Frau und zwei Kindern in Tägertschi.

 

Erste Erinnerungen an Politik

Da sein Vater als Chemiker arbeitete, zog die Familie häufig um. Als Henri als Junge im Estrich des Hauses seiner Grosseltern einen Chemiekasten entdeckte, zeigte ihm der Vater, wie sorgfältig man damit umgehen muss. «Wir waren kein politischer Haushalt. Es wurde zwar diskutiert, aber politisiert wurde ich dadurch nicht», erinnert sich Bernhard an die Zeit im Elternhaus.

 

Die erste politische Erinnerung, die er hat, ist die Jungbürgerfeier: «Wir standen auf einem Podest und hörten etwas über Rechte und Pflichten. Ausserdem wurden wir aufgefordert, uns gemeinschaftlich zu engagieren.»

 

Vom Astronauten zum Juristen

Als Kind habe er Astronaut werden wollen. Er studierte dann Betriebswirtschaftslehre, schloss das Studium ab und machte gleich noch weiter. «Danach lernte ich viele Juristen kennen, dachte, das sind coole Typen, und hängte dieses Studium noch an», so Bernhard. Zur Politik sei er dann Schritt für Schritt gekommen. Die Gemeindepolitik habe er damals nicht wahrgenommen.

 

Aber: «Mir war wichtig, dass wir nicht der EU beitreten, und da gibt es nur eine Partei die glaubwürdig ist: die SVP.» Ihm sei die Selbständigkeit der Schweiz wichtig, wir müssten aufpassen, dass wir uns nicht zu sehr einengen. Im nächsten Satz jedoch sagt Bernhard: «Ich bin stolzer Europäer!» Gleichwohl kritisiert er die EU, dort gebe es «zu viele allmächtige Kommissare, Überregulierung und einen zu mächtigen Lobbyismus».

 

Wo hört die Freiheit auf?

Je mehr sich das Gespräch um Politik dreht, umso schneller spricht Bernhard: «Freie Fahrt für freie Bürger, auch dafür stehe ich», schiebt er nach. Als wir später über die Hauptstrasse sprechen, die 50 Meter vor seinem Haus vorbeiführt, tönt es anders. Die Strasse sei laut und gefährlich. «Wenn unser dreijähriger Junge wegrennt, ist er schnell an der Strasse.» Und plötzlich ist Mobilität nicht mehr nur Freiheit, sondern auch eine Gefahr.

 

Der Weg in die Gemeindepolitik

In der Gemeindepolitik hat Bernhard einen Senkrechtstart hingelegt, plötzlich tauchte er auf in Münsingen. Das sei einfach zu erklären: «Beat Moser war mein grösster Förderer», sagt er mit einem Schmunzeln über den grünen Gemeindepräsidenten. Bernhards Einstieg auf Gemeindeebene sei die Ortsplanungsrevision gewesen: «Mir ging es darum, dass nicht noch mehr überbaut wird. Die Gemeinde will Wachstum, aber dies bedeutet gleichzeitig eine massive Verkehrszunahme. Dazu kommen weitere Anforderungen an die Infrastruktur und an neuen Schulraum. Das wollen wir nicht, weshalb ich mich gegen eine Umzonung in der Unterrüti, im Stock und der Thalmatt einsetzte.»  

 

Sein Kampf gegen Abgaben

Weiter ist dem Kandidaten fürs Gemeindepräsidium auch wichtig, dass den Leuten nicht immer mehr versteckte Steuern und Abgaben aufgedrückt werden. «Der Gemeinderat versucht die Gemeinde wie eine Firma zu führen. Die grösste Enteignung am Bürger sind die Steuern.» Auf die normalen Leute kämen immer mehr Abgaben zu, wie damals vor drei Jahren, als der Gemeinderat eine zusätzliche Abgabe auf dem Strom einführen wollte. Bernhard ergriff mit der SVP und anderen Politikern das Referendum, sammelte Unterschriften, worauf das Stimmvolk die geplante Abgabe prompt ablehnte.

 

Ein Mann der klaren Worte

Keine Freude hat Henri Bernhard an den politischen Verhältnissen in Münsingen. «Wir haben einen Machtblock in Münsingen, und der ist klar. Es bestehen auf Gemeindeebene keine Unterschiede zwischen SP, Grünen, GLP und EVP. Diese Parteien haben zusammen die absolute Mehrheit.» Das ist so in einer Demokratie, bei den letzten Wahlen holten diese vier Parteien 65 Prozent der Stimmen. Gegen diese Mehrheit will Bernhard ankämpfen und dies sei auch mit ein Grund, weshalb er fürs Gemeindepräsidium kandidiere. «Das ist ein Weckruf an die bürgerlichen Kräfte», sagt er.

 

Wo Bernhard sich festbeisst

Neben Steuern und Abgaben hat sich Bernhard in den letzten Jahren noch auf ein weiteres Thema eingeschossen. In den letzten 30 Jahren habe Münsingen drei Millionen Franken für die Entwicklungshilfe in Madagaskar ausgeben. Jedes Jahr stellt Henri Bernhard im Parlament Anträge, um dies zu stoppen oder zu reduzieren. Seine Anträge werden vom Parlament jeweils sehr deutlich abgelehnt.

 

Trotzdem lässt er bei diesem Thema nicht locker: «Entwicklungshilfe ist Sache des Bundes oder des Kantons, aber bestimmt keine Gemeindeaufgabe. In Zeiten, in denen der normale Mittelstand den Gürtel enger schnallen muss, möchte ich, dass das Volk über diese Entwicklungshilfe abstimmen kann.» Noch ist es nicht so weit, aber Bernhard bleibt dran an der Geschichte.

 

Der private Henri Bernhard: Ein Familienmensch und Sportler

Er erzählt viel, spricht schnell, die Zeit fliegt, viel zu schnell, um noch auf den privaten Mensch Bernhard einzugehen. Er sei aber ein Familienmensch durch und durch, sagt er beim Gang durch den Garten. Ein Blick ums Haus bestätigt dies, hier ein Spielzeug-Traktor, dort eine Rutschbahn für die Kinder.

 

Doch da war doch noch dieser ungewöhnliche Sport, den er betreibt: Gewichtheben. «Doch das mache ich, so wie an Olympia», erzählt er lachend. Drei Mal pro Woche trainiert er das Stossen und Reissen von Gewichten. Er schaffe um die 70 Kilo, «aber das müssen Sie nicht schreiben», so Bernhard. Als wir ums Haus gehen, kommen wir an Ringen vorbei, die am Dachbalken hängen. Ob er an diesen Ringen trainiere? Sein Sohn spiele damit, er nütze diese für Klimmzüge. Zwanzig schaffe er schon, ich ziehe den Hut.

 

Das Volk entscheidet im Mai

Am 18. Mai hat das Münsinger Stimmvolk die Wahl. Soll es in der Gemeinde weitergehen wie bisher, dann gibt es die Stimme Stefanie Feller von der GLP. Oder, wünscht das Volk einen Wechsel in der Politik, steht Henri Bernhard bereit: «Ich will ehrlich kommunizieren, stehe für mehr Fakten und werfe nicht mit Schlagwörtern und Anglizismen um mich.» Zum Abschluss nochmals ein Hieb mit dem Ellbogen in Richtung Machtblock, Henri Bernhard, durch und durch.

 

[i] Henri Bernhard ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter auf dem Generalsekretariat der SVP, wo er als Jurist die Partei in rechtlichen Fragen berät.


Autor:in
Rolf Blaser, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 29.03.2025
Geändert: 29.03.2025
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