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Von Walkringen nach Südkorea: Elena Tanner will K-Popstar werden
Elena Luise Tanner (25) aus Walkringen wagt es: Sie wandert in diesen Tagen nach Südkorea aus. Die einstige Miss BERN-OST-Kandidatin will in der Millionenmetropole Seoul versuchen, als Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Fuss zu fassen. BERN-OST hat mit ihr gesprochen.
BERN-OST: Elena, du machst etwas ganz Krasses: Du wanderst aus.
Elena Luise Tanner: Ich habe gedacht, jetzt muss ich den Schritt wagen, so lange ich noch jung bin. Ich tanze, seit ich denken kann. Ich bin durchs Tanzen und die Musik auf das Land gekommen. Die koreanische Popmusik, der K-Pop, wächst in der Schweiz. Viele kennen aber nur die Band BTS, die hier im Radio läuft. Es hat mich gepackt und ich habe mich mit dem Land beschäftigt. Ich wollte schon vor einiger Zeit gehen, aber Corona hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt habe ich gesagt: Es ist offen, ich packe mein Zeug und gehe auf gut Glück, ohne Plan, ohne Sinn dahin.
Seoul ist eine Riesenstadt.
Ja, sie hat 10 Millionen Einwohner:innen, ein bisschen mehr als die Schweiz in einer einzigen Stadt.
Hast du eine Wohnung dort?
Ja, ich habe ein Appartement im Bezirk Gangnam, den man vom Lied "Gangnam style" von früher kennt. Und ich habe ganz viele Freund:innen, die bereits ausgewandert sind und dort wohnen. Eine gute Freundin von mir ging vor zwei Wochen. Von dem her bin ich auch nicht alleine.
Ist es ein Trend bei den Jungen, nach Seoul zu gehen?
Ja, die Stadt ist langsam zu einem Trend geworden, ob nur für einen Kurzaufenthalt, fürs Studieren oder länger. Ich kenne sehr viele, die das machen.
Was hast du alles im Sinn? Du hast gesagt, du gehst tanzen. Gehst du in Tanzkurse?
Genau, ich habe mich schon angemeldet. In Seoul ist eines der grössten Tanzstudios der Welt, das "One Million". Das ist riesig. Dort gehen alle K-Pop-Stars in den Tanzkurs und dort entstehen auch die ganzen Choreografien. Nebenbei werde ich noch Auditions machen und an Castings für Backgroundtänzer:innen, Videos und Shootings gehen und mal das Glück probieren.
Die BERN-OST-Leser:innen wissen nicht alle, was Auditions und Castings sind. Kannst du das erklären?
Es ist wie eine Vorstellungsrunde, man geht vortanzen, -singen, -schauspielern. Es gibt dann eine erste, zweite und dritte Runde und eine Jury entscheidet, ob sie dich bei ihrer Company, das ist eine Agentur, aufnehmen will. Ob es fürs Tanzen, Singen oder Schauspielern, entscheiden sie.
Und du kannst dir alles vorstellen?
Ich kann mir alles vorstellen und habe für alles geübt. Ich gebe mein Bestes und schaue, ob ich irgendwem entspreche.
Du klingst sehr spontan und zuversichtlich. Gibt es auch Sachen, die dir Bedenken machen?
Bedenken weniger, weil sich die Coronasituation auch in Korea abgeschwächt hat. Sie sind sehr streng dort. Sorgen mache ich mir darum, dass ich mich in dieser grossen Stadt verlaufe (lacht). Und sicher auch, dass ich ein bisschen untergehe. Ich weiss, dass es Tausende Tänzerinnen, Sängerinnen und Schauspielerinnen geben wird, die gut sind. Da ist dann die Frage: Steche ich heraus und kann ich etwas bewirken? Und sonst war es eine gute Erfahrung, ich komme zurück und habe viel erlebt.
Du hast einen Fuss noch bei der jetzigen Arbeitgeberin drin. Wieviel Sicherheit gibt dir das?
Schon ein bisschen Sicherheit. Aber ich bin an nichts gebunden und ich habe mich genug lang – ein paar Jahre – darauf vorbereitet. Also habe ich meine Sicherheiten eigentlich.
Auf was freust du dich am meisten?
Auf das Essen. (lacht)
Was gibt es denn dort so zu essen?
Verschiedenes. Etwas typisches ist Chimaek (sprich: Tschimec), das ist Poulet und Bier. Man isst Fried Chicken (Fritiertes Poulet) und trinkt ein Bier dazu. Es gibt ganz viel Grilliertes, Barbecues, Grilltische. Ich liebe das Essen von dort und freue mich darauf, mit meinen Freund:innen verschiedene Cafés und Restaurants anschauen zu gehen.
Glaubst du, dass du keine "Längizyti" haben wirst?
Das hat man sicher immer. Ich habe hier meine Familie und einen Teil meiner Freund:innen. Aber ich habe ihnen gesagt: Ihr könnt ja auf YouTube meine Videos anschauen, dann seht ihr was ich mache und dass ihr euch keine Sorgen machen müsst (lacht). Doch, "Längizyti" werde ich schon haben und ich denke, wenn ich zurückkomme, wird es mir hier wohl langweilig sein, weil ich aus einer Grossstadt komme. Oder ich geniesse die absolute Ruhe und die schönen Städte und Dörfer, die wir hier haben.
Kannst du dir vorstellen, inskünftig an beiden Orten zu leben? Also einen Teil des Jahres in Soul und einen in der Schweiz?
Ja, je nachdem was sich in Seoul ergibt. Wenn sich was ergibt, kann ich mir vorstellen, zwischendurch zu pendeln oder halb hier, halb dort zu wohnen oder nachher in die Schweiz in die Ferien zu kommen.
Danke und viel Erfolg bei deinem grossen Abenteuer!
[i] Elena Luise Tanner hat Heimatort Walkringen, wo sie auch gewohnt und die Lehre (Rüttihubelbad) gemacht hat. Mittlerweile lebt sie in Thun und arbeitet als Geschäftsleitungsassistentin.
[i] K-Pop ist die koreanischsprachige Popmusik. Es handelt sich um Musikgruppen, die singen und Choreographien tanzen. In den letzten Jahren hat sich der K-Pop international etabliert. Die Musikvideos finden via die Plattform YouTube weite Verbreitung und sprechen vor allem ein jugendliches Publikum an.
Erstellt:
31.05.2022
Geändert: 31.05.2022
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