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Entsorgungshof - "Es wurde schon radioaktives Material abgegeben"

Beim Entsorgungshof Worb bringen Leute Möbel, Kleider oder was sie sonst nicht mehr brauchen. BERN-OST hat den Hof besucht und wollte wissen, wie gut das Geschäft mit dem "Küder" läuft. Neben Skis und Gewehren landeten schon radioaktiv strahlende Steine im Abfall.

Was nicht mehr gebraucht wird, landet hier. (Fotos: Rolf Blaser)
Geschäftsführeer Stefan Läderach und sein Sohn Nicolas: "Entsorgt wird immer. Aber die Materialpreise schwanken wie an der Börse."
Die drei vom Hof (von links): Markus Kohler, Gian-Luca D’Incau und Bernhard Wüthrich: "Viele Stammkunden kommen einmal pro Woche vorbei."
Skis landen beim Sperrgut.
Der Kanton Bern verfolgt den Warenfluss bei Glas, Neonröhren, Fensterrahmen, Batterien und vielem mehr.
Nichts zusammenschütten. Alles wird getrennt.

"Manchmal wäre es schön, wenn die Leute geduldiger wären", sagt Gian-Luca D’Incau vom Worber Entsorgungshof. Er ist einer der drei Mitarbeiter, welche die Gegenstände entgegennehmen. Seit zwölf Jahren gibt es den Entsorgungshof an der Rubigenstrasse hinter den Gleisen in Worb SBB. Der Besuch hat gezeigt, am Ende kommt nicht alles zusammen, die Ware wird sauber getrennt.

 

Trennen, trennen, trennen

Ruhige Zeiten gibt es kaum auf dem Entsorgungshof. Ein Auto fährt vor, der Mann nimmt zwei komplette Skiausrüstungen aus dem Kofferraum. Auch dies kann entsorgt werden. "Das kommt zum Sperrgut", so D’Incau. Der nächste bringt Altglas, Büchsen und Papier. D’Incau und seine Kollegen entsorgen die Ware in Containern. Glas wird nach Farbe, Papier und Karton werden getrennt entsorgt. Stecker und Kabel werden von Geräten abgerissen und in separate Kisten geworfen.

 

"Jedes Kilo Papier, Glas oder beispielsweise Neonröhren müssen wir beim Kanton melden", sagt Stefan Läderach, Geschäftsführer der Läderach Worb AG, zu der auch der Entsorgungshof gehört.

 

Was läuft und was nicht

Heute arbeite der Entsorgungshof kostendeckend, sagt Läderach. Er hatte den Worber Entsorgungshof vor zwölf Jahren ins Leben gerufen. Damals konnte man nur bei der Entsorgungsstelle Egelsee in Bern Müll entsorgen. "In den ersten Jahren ging die Rechnung für uns nicht auf. Wir mussten den Hof einrichten, Personal schulen, zudem ist der administrative Aufwand für die Entsorgung hoch." Das Geschäft sei abhängig von den Rohstoffpreisen. Diese variieren stark.

 

"Aktuell sind die Preise gut", so Läderach, dies könne jedoch schnell ändern. Die Preise für Karton seien jahrelang hoch gewesen. "Plötzlich brach der Markt zusammen. Danach hätten wir fürs Karton Annehmen Geld verlangen sollen." Was Läderach aber nicht tat. Auch Glas, PET oder Elektrogeräte können abgegeben werden. "Für Glas kriegen wir um die drei Rappen pro Kilo. Auch für Elektro kriegen wir eine Entschädigung. Aber PET-Flaschen, Farbreste oder Kaffeekapseln sind kein Geschäft."

 

Drive-In während Corona

Entsorgt werde immer, ein wahrer Boom brach während Corona aus. "Die Leute hatten Zeit zum Entrümpeln", sagt Nicolas Läderach, der Sohn des Patrons arbeitet in sechster Generation im Betrieb mit. Es scheine sich herumgesprochen zu haben, dass man in Worb unkompliziert entsorgen könne. "Der Berner Entsorgungshof hatte während Corona geschlossen, während wir ein Drive-In einrichteten. Da kamen Riesenmengen zusammen."

 

Es kämen Private, aber auch Firmen oder Bauern. Viele Worber fahren mit einer Wagenladung vor, aber auch Leute aus der Stadt und dem Emmental. "Manche wissen sehr genau, wo sie wieviel fürs Entsorgen bezahlen müssen. Wir bieten auch Fahrzeugwägungen." Man fährt mit dem Auto auf die Waage, entsorgt, wägt nochmals und bezahlt für die Differenz des Gewichts.

 

Strahlende Steine

"Wir sind eine Wegwerfgesellschaft, hier werden brauchbare schöne Möbel entsorgt. Es ist einfacher, bei uns zu entsorgen, als zu verkaufen", sagt Stefan Läderach. Bringen kann man fast alles. "Bis auf radioaktives Material, Tierkadaver, Sprengstoffe und Munition, dürfen wir alles annehmen." Vor Jahren habe ein Geologe Gesteinsproben im Entsorgungshof vorbeigebracht. "Als diese von einer Fachstelle geprüft wurden, stellte sich heraus, dass die Steine radioaktiv strahlten", erzählt Läderach.

 

[i] Entsorgungshof Läderach, Rubigenstrasse 97, Worb SBB

 

[i] Im letzten Jahr wurden entsorgt:
- 19 Tonnen Glas
- 380 Tonnen Metall
- 3 Tonnen Öl
- 3 Tonnen Sonderabfälle
- 700 Tonnen gemischte Abfälle

 

[i] Die Läderach Worb AG beschäftigt 55 Angestellte und sechs Lehrlinge. Läderach entsorgt den Kehricht in 22 Gemeinden. Weiter ist die Firma im Transportdienst unterwegs.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 11.10.2022
Geändert: 11.10.2022
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