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Eröffnung Greifenhof: Der lange Weg zur Verwirklichung

Der Greifenhof, ein Projekt, das seit 2020 in Planung ist, steht kurz vor der Eröffnung. Bis hier war es ein langer Weg voller Herausforderungen und harter Arbeit. BERN-OST hat den Greifenhof vorab besucht.

Dem Busard efällt es anscheinend in der neuen Anlage von Mathias Hubacher. (Bild: pg / zvg)
Die neue Pflege- und Zuchtstation wurde funktionell gebaut. (Bild: pg)
Neben der Anlage wurde ein Pflanzenlehrpfad erstellt. (Bild: pg)
Der Bussard ist sich Besucher gewöhnt und mag die offene Voliere. (Bild: pg)
Auch sonst bietet Hubacher verschiedenen Tieren Lebensräume rund um die Station. (Bild: pg)

Am Sonntag wird der Greifenhof in Walkringen eröffnet. Die Hauptziele der neuen Einrichtung sind die Pflege von Tieren in Not und die Zucht von seltenen und bedrohten Arten zum Zweck der Auswilderung.

 

«Wir möchten hier Steinkauze züchten und diese später auswildern», sagt Mathias Hubacher. Hubacher ist Vereinspräsident des Gönnervereins Greifenhof und Betriebsleiter. Doch dazu gehöre mehr als nur die Zucht: «Zuerst muss eine Zucht immer bewilligt werden. Ausserdem müssen Lebensräume geschaffen oder aufgewertet werden, damit die Vögel anschliessend bei uns bleiben.»

 

Für jeden Vogel die passende Voliere

Mit der Fertigstellung des Greifenhofs bietet die Anlage Platz für eine Vielzahl von Tieren. Neben der Zucht sollen im Greifenhof auch verletzte Tiere behandelt werden. «Die verschiedenen Arten brauchen unterschiedlich viel Platz», so der Betriebsleiter. Deshalb können die vier abgetrennten Gehege zu einem riesigen oder auch zu acht kleineren Volieren umfunktioniert werden.

 

Verängstigte Tiere können in einer geschlossenen Voliere gehalten werden und auch das Wasser kann durch eine Lucke gewechselt werden, um dem Vogel möglichst viel Ruhe zu ermöglichen. Für neugierige Tiere können jeweils zwei Lucken geöffnet werden womit sie etwas mehr Aussicht haben. Die Volieren sind nach oben hin mehrheitlich offen, lediglich ein Netz verhindert, dass die Vögel wegfliegen. Somit erleben sie das Wetter wie in der freien Wildbahn. Die verschiedenen Sitzgelegenheiten befinden sich im wettergeschützten Bereich.

 

Ein steiniger Weg

Die Finanzierung des Greifenhofs war sehr herausfordernd. Letztes Jahr gelang es, durch Stiftungen und Spenden 150’000 Franken zu sammeln. «Trotz zahlreicher Absagen, die oft frustrierend waren, war der Erfolg umso bedeutender», sagt Hubacher. Insgesamt wurden zahlreiche Gesuche gestellt, und der Stolz über das Erreichte ist spürbar. Vom Vorschuss, welcher Hubacher zu Beginn des Projektes investierte, habe er sich noch nichts zurückbezahlt und auch während der Bauphase hat noch niemand vom Verein am Greifenhof etwas verdient. Doch wovon lebt Mathias Hubacher?

 

Housi der Habicht

Er geht auf Beizjagd oder besser gesagt Housi der Habicht, mit welchem Hubacher arbeitet. Weiter berät er Firmen, die ihre Umgebung ökologischer gestalten wollen um Lebensräume zu schaffen. Zudem bietet er Therapie mit Greifvögeln an.

 

Zur therapeutischen Arbeit erklärt Hubacher: «Natürlich hilft dies nicht eine Krankheit zu heilen, aber es kann eine unterstützende Massnahme sein.» Hubacher besuchte seinen Grossvater im Altersheim und beobachtete, wie dieser mit einem Plüschhund spielen musste. «Da habe ich angefragt, ob ich mit meinem Hund vorbeikommen dürfte. Das Altersheim war einverstanden», freute sich Hubacher. Ein Habicht und ein Bussard leben bei Hubacher. Selbstverständlich werden keine Pfleglinge für eine Therapie oder Umweltbildung eingesetzt. «Eine Dame, welche normalerweise kaum mehr sprach, hat plötzlich mit wieder dem Hund gesprochen.»

 

Herausforderungen und Eigenleistung

Letzten November begann der Bau des Greifenhofs. Über 1000 Stunden Eigenleistung wurden vom Greifenhof-Team in den Bau investiert – jede Öse wurde selbst umwickelt, jedes Netz mit eigenen Händen befestigt.

 

Während der Bauphase mussten Notfälle, bei denen Tiere betroffen waren, an andere Stellen weitergeleitet werden. «Da der Bau viel Lärm verursachte, wäre dies kein Ort für Tiere gewesen, um sich von ihrer Verletzung zu erholen», sagt Hubacher.

 

Ein Blick in die Zukunft

Obwohl der Bau abgeschlossen ist, stehen noch einige Herausforderungen bevor. Ein Notfall wurde bereits aufgenommen, obwohl die Bauabnahme noch nicht erfolgt ist und die offizielle Genehmigung vom Kanton aussteht. «Aktuell testen Habicht, Bussard und ein Pflegling die neuen Gehege», erklärt Hubacher. «Letzte Arbeiten werden in den nächsten Tagen noch gemacht».

 

Aktuell startet der Betriebsleiter noch ein Pilotprojekt: Er beschäftigt seit wenigen Tagen eine Frau aus einem Arbeitseingliederungsprogramm der IV. Sie unterstützt ihn bei den Arbeiten rund um die Tiere.

 

Das jährliche Betriebsbudget wird auf 250’000 bis 300’000 Franken geschätzt, weshalb der Greifenhof laut Mathias Hubacher weiterhin auf Spenden, Stiftungen und Partnerschaften angewiesen ist. Wenn der Betrieb längerfristig gesichert ist, möchte Hubacher zwei bis drei Teilzeitfachkräfte anstellen. Damit er selbst genügend Zeit hat, um «den Hof als Plattform zum Sensibilisieren auf das Ökosystem zu nutzen, die Tiere näher zu bringen und Bewusstsein zu schaffen.»

 

Nun gilt es, den Betrieb der Anlage zu sichern und den Tieren ein sicheres Zuhause zu bieten.

 

[i] Der Greifenhof feiert die Eröffnung am kommenden Sonntag mit einem Tag der offenen Tür. Nebst einem individuellen Rundgang und einer Besichtigung der Station, gibt es auch was für den Bauch und einen dauerhaften Pflanzenlehrpfad für den Kopf.

 

[i] Mehr Infromationen finden Sie auf der Webseite.


Autor:in
Pascale Groschel, pascale.groschel@bern-ost.ch
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Erstellt: 29.08.2024
Geändert: 29.08.2024
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