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Filmdreh in Worb: Statistin berichtet vom Set

Noch vor kurzem suchte die Produktionsfirma Statist:innen aus der Umgebung (BERN-OST berichtete). Vergangenes Wochenende wurde eine Szene mit den Auserwählten gedreht. Am Samstagnachmittag war ich als Statistin dabei. Der dreistündige Dreh-Nachmittag wird so zusammengeschnitten, dass im Film davon nur knapp eine Minute gezeigt wird.

Die Statist:innen sind bereit und warten auf die Show. (Bilder: Pascale Groschel)
Produktionsassistenz Janic Eberhard und Regisseur Piet Baumgartner sind zufrieden mit dem Drehtag. (Foto: Pascale Groschel)
Für den Filmdreh war eine grosse Crew im Hintergrund aktiv. (Foto: Pascale Groschel)
Die Bagger-Choreografie wurde mehrmals gedreht. (Foto: Pascale Groschel)

Bereits im Voraus wurde ich grob über meinen Auftritt als Statistin orientiert. Ich bekam eine E-Mail mit klaren Anweisungen zur Vorbereitung und den Hinweis, dass es längere Wartezeiten zwischen den Drehs geben kann. Um 14 Uhr fanden sich um die vierzig Statist:innen zusammen, die sich auf den Aufruf gemeldet hatten. Eine der Vorgaben war, die Kleidung sollte nicht schwarz/weiss sein und kein grosses Logo enthalten. Zusätzlich sollten wir noch ein Ersatz-Outfit bereithalten. Einige Statist:innen erschienen gar mit einem Roll-Koffer auf dem Set.

 

Klare Anweisungen

Die Rolle von uns Statist:innen war, Gäste an einem Tag der offenen Tür zu spielen. Dieser Tag der offenen Tür spielte bei einer Baufirma, die dazu eine Baggershow vorführte. Der Dreh begann, dass auf dem Platz alle Statist:innen um die Bagger verteilt wurden. Von der Crew gab es eine kurze Einführung: «Wichtig sind drei Anweisungen: Handys sind auf stumm zu schalten und bitte nie direkt in die Kamera schauen. Wenn jemand vom Team eine Anweisung gibt und eine weitere Person zwei Sekunden später eine andere Anweisung, zählt immer die zweite Anweisung, auch wenn diese widersprüchlich oder verwirrend tönt.»

 

Vom Ende zum Anfang

Gestartet wurde mit dem Ende der Baggershow, bei der wir alle applaudieren mussten. Circa jede/r Zweite bekam als Requisit einen Becher, ein leeres Bierglas oder eine Bratwurst in die Hand, damit die Szene realistisch wirkt. Ich bekam ein leeres Glas und einen Becher mit einer gebrauchten Serviette. Nach einer ersten Aufnahme wurde ich mit ein paar weiteren Statisten umplatziert, näher zur Kamera.

 

Leckerlis fürs Bellen

Als der Dreh weiterging, standen wir mit dem Rücken direkt zur Kamera, bei welcher sich die Szene abspielte. Wir wurden von der Crew vorgewarnt, dass zeitgleich mit dem Applaus ein Entlebucher Sennenhund hinter uns zu bellen beginnt. Und tatsächlich, beim nächsten Dreh fing der Hund auf das Kommando seiner Trainerin an zu bellen. Da die Szene nach dem Bellen fertig ist, genoss der Sennenhund anschliessend die Leckerlis, die er für seine Show bekam.

 

Bier holen für alle

Damit die Situation realistischer wirkte, bekamen wir den Auftrag, die Show mit dem Handy zu fotografieren und zu filmen. Ausserdem sollten wir nach dem Applaudieren zu plaudern beginnen. Ich bekam die Anweisung, mit ein paar Personen vor mir zu sprechen und anschliessend für alle Bier zu holen und aus dem Bild zu spazieren. Da die Szene etwa sechs Mal gedreht wurde, ging ich sechs Mal Bier holen und kam mit leeren Händen zurück, was uns jedes Mal wieder zum Sprüche machen verleitete. Nach ein paar weiteren Aufnahmen hiess es, dass umgebaut werde.

 

Von Angesicht zu Angesicht mit der Kamera

Bei der nächsten Szene stand die Kamera zwei Meter vor mir und zielte fast auf mich. Mir war klar, dass die Kamera knapp neben mir vorbei die Szene hinter mir filmte. Ich wurde nervös. Mein Puls stieg, als die Dame von der Maske mit ihrem Puder auf mich zu kam und mir das Gesicht puderte. Auch wenn diese Einstellung im Film wohl nur ein paar Sekunden, wenn überhaupt, zu sehen sein wird, war ich angespannt. Die Bagger zeigten nochmals ihre Show und die Kamera konnte Aufnahmen vom ganzen Platz machen, natürlich auch wieder mit tosendem Applaus und Gebell am Schluss. Je häufiger wir die Szene drehten, umso echter wirkte es.

 

Erschöpfung bei Drehende

Am Ende verkündete die Crew den Drehschluss und alle wurden in die Halle zu einem Bier eingeladen. Ich war erschöpft vom ewigen Warten und Rumstehen in der Hitze. Regisseur Piet Baumgartner zeigte sich erleichtert, als der Drehtag vorbei war. «Ein Dreh mit so vielen Statist:innen und Aufwand hatten wir noch nie», sagte er, «ich bin jetzt doch etwas geschafft. Morgen geht's weiter mit einem Dreh mit einer Stunt-Einlage, die es in sich hat.»

 

Gute Dinge brauchen Zeit

Mehr als drei Stunden wurde an diesem Nachmittag gedreht. Diese drei Drehstunden liefern Material für eine Minute Film. Dies erscheint mir doch sehr wenig Film-Zeit und zeigt, wie lange es dauert, um einen kompletten Film zu drehen.

 

[i] Die Dreharbeiten zum Film «Baggerdrama» haben im August begonnen. Bei dem Heimatfilm mit poetischen Maschinen-Choreografien, geht es um ein Familiendrama. Der Cast setzt sich unter anderem zusammen aus Bettina Stucky (Der Bestatter, Hotel Heidelberg) und Phil Hayes («Peter Tate» in der Sendung Giacobbo/Müller).


Autor:in
Pascale Groschel, pascale.groschel@bern-ost.ch
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Erstellt: 18.08.2023
Geändert: 18.08.2023
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