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Freilichtspiele Moosegg: Ohne Ursula Bühler läuft es nicht

Am 14. Juni starten die Freilichtspiele Moosegg mit dem Musical «Heute Abend: Lola Blau» in die neue Saison. Die Kiesenerin Ursula Bühler (55) steht dann zwar nicht auf der Bühne, ohne sie ginge es aber trotzdem nicht. BERN-OST hat sie erzählt, was alles vom Sponsoring bis zum Soufflieren zu ihren Aufgaben gehört und wie sie von der Geige über die Medizin auf die Moosegg kam.

Ursula Bühler ist Produktionsleiterin und Regieassistentin der Freilichtspiele Moosegg. (Bilder: Michael Enzler / Simon Schwab)
Ursula Bühler zieht im Hintergrund die Fäden und führt akribisch Buch. (Bild: Michael Enzler)
Die Proben laufen auf Hochtouren: Erste Eindrücke des neuen Stücks "Heute Abend: Lola Blau". (Bild: Simon Schwab)
(Bild: Simon Schwab)

«Ich bin eine Allrounderin», sagt Ursula Bühler. Und genau so jemanden braucht es in ihrer Position. Sie ist Produktionsleiterin der Freilichtspiele Moosegg und Regieassistentin bei «Franz Schnyders Geld und Geist», dem zweiten Stück neben «Heute Abend: Lola Blau», welches diese Saison aufgeführt wird. Mit dem Konsi auf Geige fing Bühlers berufliche Laufbahn an, sie brach das Studium aber ab und machte eine Lehre als Buchhändlerin und arbeitete als solche. Danach machte sie eine Ausbildung zur Sanitätsassistentin und fuhr Patient:innentransporte. Später führte ihr Weg sie in die Blutverarbeitung und das Plasmamanagement. «Bei der Produktionsleitung hilft mir all das, weil ich auf vielen Gebieten etwas gemacht habe», sagt Bühler.

 

Feuer und Flamme für die Moosegg

Im Kulturbereich landete sie wieder durch eine Saison auf Tournée mit einem Zirkus. Über Bekanntschaften von dort lernte sie den Schauspieler Simon Burkhalter kennen. Er ist der künstlerische Leiter und Regisseur der Freilichtspiele Moosegg und steht dort auch selber auf der Bühne. Bühler machte bei Burkhalter ein Praktikum als Regieassistentin bei der Sommeroperette in Bümpliz, wo er ebenfalls Regie führt. «Es hat mir den Ärmel reingenommen», sagt sie.

 

Als Burkhalter sie vor vier Monaten für die plötzlich vakant gewordene Produktionsleitung auf der Moosegg anfragte, sei sie sofort Feuer und Flamme gewesen. Zu dieser Aufgabe sei dann noch die Regieassistenz dazugekommen. «Ich bin eine Macherin und fand, ich mache das mal. Das Team hilft mir ja, und es ist nun sehr gut gekommen.» Dass sie den Job auch nächstes Jahr machen wird, ist für sie bereits klar.

 

Von Sponsoring bis Shuttle-Bus

Während Burkhalter der künstlerische Leiter ist, sei sie die Leiterin des Rests, fasst Bühler ihre Aufgabe als Produktionsleiterin zusammen. Dazu gehört ein bunter Strauss an Aufgaben. Im Herbst geht es los: «Ich stelle die Saisonverträge sowohl für die Schauspielenden, für das Kreativteam wie auch für die Sponsoren aus», so Bühler. Auch fürs Ticketing ist sie verantwortlich, für Briefe, E-Mails und die Website. Den Bühnenbauer, die Kostümbildnerin und den Requisiteur muss sie bestellen und schauen, dass mit ihnen alles klappt. Damit die Gäste von der Anreise bis zum Sitzplatz ans richtige Ort gelangen, schaut sie, dass Shuttle-Bus, Parkplätze und Platzanweiser vorhanden sind. «Man muss auch mit dem Landbesitzer, dem Hotel Moosegg schauen, dass wir die Bühne wieder brauchen können», so Bühler.

 

Dass die breite Öffentlichkeit von den Spielen erfährt, gehört ebenfalls zu ihren Aufgaben. «Die Kommunikation gegen aussen und die Medienarbeit sind ein grosser Zweig», so Bühler. «Jetzt habe ich gerade eine Flyer-Aktion organisiert, bei der die Schauspieler in Kostümen bei den Einkaufszentren im Emmental Flyer verteilen gehen.» Da sie erst seit Kurzem dabei ist, macht sie in der Kommunikation aber noch nicht alles, was dazugehört.

 

Die rechte Hand des Regisseurs

Eine weitere Aufgabe sei es, für die Schauspieler:innen da zu sein. «Da fliessen Produktionsleitung und Regieassistenz ineinander.»  Als Regieassistentin sei sie die rechte Hand des Regisseurs. Im sogenannten Textbuch notiert sie akribisch, wer was im Stück sagt, wer wo steht, wer wann was tut. Sie führt auch Buch über die Abwesenheiten der Schauspieler:innen. Bei Proben ruft sie Texte von fehlenden Schauspieler:innen ein, souffliert und hält ein Augenmerk auf Stellen, die geändert werden müssen. Weiter hilft sie beim Bühnebau. «Auf der Moosegg ist das sehr aufwändig. Wir waren zwei Wochenenden mit Fachleuten dran», sagt Bühler. Und sie springt ein, wo es sie braucht: «Man näht auch mal einen Knopf an, wenn die Bühnenbildnerin nicht da ist.»

 

Bühler gibt dem Regisseur auch Rückmeldung über das Geschehen auf der Bühne. «Wenn ich zum Beispiel nicht nachkomme, hätten vielleicht auch andere Mühe, die Handlung zu verstehen.» Doch nicht alle Regisseure mögen das. Im Fall von Burkhalter sei das anders. «Er ist sehr froh um Feedback», sagt Bühler. Sie arbeite sehr gerne mit ihm.

 

Mit Herzblut dabei

«Ich bin stolz, dass ich die Wertschätzung für und das Vertrauen in meine Arbeit erhalte und ich diese Aufgabe mit Herzblut wahrnehmen kann», sagt Bühler. Es sei schön zu sehen, was man gemeinsam erreichen könne. Trotzdem müsse jemand den Lead haben. «Ich gehe selber nicht gerne auf die Bühne und bin glücklich, wenn ich so arbeiten kann, dass ich das anderen ermöglichen kann.» Sie freut sich auf die Premieren. «Wenn es dann so weit ist, hat man schon ein Kribbeln im Bauch.»

 

[i] Tickets und alle Infos zu den beiden neuen Stücken gibt es auf freilichtspielemoosegg.ch


Autor:in
Isabelle Berger, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 14.06.2023
Geändert: 14.06.2023
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