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Niklaus Moser: "Sonst kämen mehr Leute an die Gemeindeversammlung"
In einer losen Folge sprechen wir mit Gemeindepräsident:innen in der Region. Niklaus Moser (46) ist seit acht Jahren Mitglied im Gemeinderat und seit zwei Jahren Gemeindepräsident von Freimettigen. BERN-OST hat ihn besucht und wollte wissen, warum Freimettigen nicht mit Konolfingen fusionieren will und wie er zum Impfen steht.
BERN-OST: Niklaus Moser, Sie sind seit zwei Jahren Gemeindepräsident – was haben Sie erreicht?
Niklaus Moser: Das Schulhausdach wird saniert. Da kommt eine Photovoltaik-Anlage drauf, das sollte nächstes Jahr gebaut werden.
Freimettigen hat 461 Einwohner – beschreiben Sie Freimettigen für jemanden, der das Dorf nicht kennt.
Wir sagen immer: ländlich, zentrumsnah und innovativ. Man ist schnell im Zentrum von Konolfingen. Ein Vorteil ist, wir haben den Bahnhof Stalden in unmittelbarer Nähe und von dort die S-Bahn nach Thun oder die S-Bahn von Konolfingen nach Bern.
Wofür steht innovativ?
Für die Photovoltaik-Anlage auf dem Schulhausdach. Zudem machen wir uns Gedanken über einen Wärmeverbund.
Worum geht es da?
Die Idee kam aus dem Gemeinderat. Wir haben letztes Jahr mit dem Gemeinderat einen Wärmeverbund im Wallis besucht. Das ist ein interessantes Projekt, verschiedene Haushalte beziehen die Wärme von einer zentralen Schnitzelheizung. Wir haben in der Gemeinde eine Umfrage zu einem Wärmeverbund gestartet. Die Einwohner:innen können sich jetzt beteiligen, ihre Gedanken äussern und wir schauen dann, ob wir die Idee weiterverfolgen.
Freimettigen grenzt direkt an Konolfingen – die Häuser rechts der Freimettigenstrasse gehören zu Freimettigen, auf der linken Strassenseite wohnt man in Konolfingen. Da stellt sich doch die Frage nach einer Fusion?
Wir hatten 2006 eine Abstimmung, die Bevölkerung wollte damals knapp nicht fusionieren. Solange wir genügend Leute finden für die Politik und die Verwaltung, sollte man die Kleinen in Ruhe lassen. Mit diesem System wurde unser Land gross. Wenn man Schule, Verwaltung, Finanzen nicht mehr stemmen kann, dann macht das keinen Sinn. Aber solange die Gemeinden das können, kann und sollte man sie machen lassen.
In Freimettigen gibt es keine Dorfbeiz mehr. Wo trinkt der Freimettiger sein Feierabendbier?
Ich denke mal zu Hause.
Freimettigen hat das Coronagesetz mit 52 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Haben Sie Verständnis für Leute, die sich nicht impfen lassen?
Zum Glück haben wir angenommen, wir stimmen meistens ziemlich urban ab. Wenn man wieder zurück in die Normalität möchte, sehe ich eine Impfung nicht als grossen persönlichen Eingriff. Es ist allen freigestellt.
Hat die Gemeinde etwas unternommen, um die Bevölkerung zu impfen?
Nein.
Warum nicht? Hätte die Gemeinde nicht einen besseren Draht zu den Leuten als der Bundesrat?
Wir sind wohl zu klein für einen Impftruck. Ich zweifle, ob man noch jemanden zusätzlich hätte zum Impfen bewegen können. Wir hatten zum Glück auch keine grossen Ausbrüche.
Mit welchen Problemen kämpft Freimettigen?
Wir haben keine grösseren Probleme, sonst würden wohl mehr Leute an die Gemeindeversammlung kommen.
Wie sieht es aus mit der Ortsplanungsrevision OPR?
Das läuft immer noch. Wir gingen davon aus, dass alles verbaut ist. Nun tauchten Reserven auf, aber dort will niemand bauen. Hingegen möchten Leute an zwei Orten bauen, jedoch sind jene Projekte aktuell blockiert. Es wird nun noch nachkorrigiert. Wir hoffen, dass wir die Revision bis im Sommer erledigt haben und diese bereit ist für die Gemeindeversammlung.
Wie sieht es aus mit Gewerbe in Freimettigen?
Wir haben kaum Gewerbe. Wir haben noch einen Kaminfeger, einen selbständigen Zimmermann, eine Praxis für Osteopathie und einen Hundesalon. Und wir haben die Ara des oberen Kiesentals auf unserem Gemeindegebiet.
[i] Freimettigen liegt auf 675 Metern über Meer und hat 461 Einwohner:innen. Das Dorf liegt südöstlich von Konolfingen am Hang. Von den 346 Gemeinden im Kanton Bern, ist Freimettigen, einwohnermässig, die 65. kleinste.
Erstellt:
19.12.2021
Geändert: 19.12.2021
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