• Region

Es fand sich doch noch jemand: Urs Schweizer will Gemeindepräsident werden

Es sah danach aus, als stünde Biglen vor einem unlösbaren Problem – doch dann meldete sich doch jemand für das Amt des Gemeindepräsidenten. Urs Schweizer (62) stellt sich an der Urnenwahl am 18. Juni für das Amt zur Verfügung.

Urs Schweizer kandidiert als Gemeindepräsident von Biglen. (Bilder: biglen.ch / zvg)
Urs Schweizer (62) ist Leiter des Katastrophenmanagements der Stadt Bern und Stabschef des Regionalen Führungsorgans Bern Plus. (Bild: zvg)

BERN-OST: Herr Schweizer, warum wollen Sie Gemeindepräsident von Biglen werden?

Urs Schweizer: Ich will Gemeindepräsident von Biglen werden, weil sie das Problem hatten, dass sie niemanden für das Amt fanden. Mir ist es wichtig, dass eine Gemeinde wie Biglen einen Vorsitzenden des Gemeinderates hat. Ich habe Kenntnisse in verschiedenen Bereichen, habe durch meine berufliche Tätigkeit die Stärken und Schwächen der politischen Landschaft kennengelernt, habe Führungserfahrung und weiss, wann man koordinieren und wann moderieren muss. Ich habe auch ein sehr gutes Netzwerk in die kantonale und in die Bundesverwaltung, was sicher auch für Biglen von Vorteil sein kann. So kann man bei einem Problem rasch die geeignete Person finden, die helfen kann. Zudem kann man sich bei der Stadt Bern, wo ich arbeite, ab 63 vorzeitig pensionieren lassen. So werde ich ab nächstem Jahr nur noch zu 80 Prozent befristet weiterarbeiten. Also habe ich noch Zeit, die ich in das Amt investieren könnte.

 

Die Einreichefrist für die Kandidatur am 24. April verstrich ohne Eingänge, womit es zur «Jekami»-Wahl kommt. Sie haben sich dann auf einen entsprechenden Zeitungsbericht hin zur Verfügung gestellt. Warum nicht schon vorher?

Ich ging davon aus, dass sie jemanden finden. Ich bin nicht eine Person, die sich aufdrängen will. Wenn sie einen valablen Kandidaten gehabt hätten, hätte ich mich nicht gemeldet. Ich habe aber schon eine Problemerfassung gemacht. Es gibt Sachen, die ich mir überlegen muss, zum Beispiel mein Alter. Ich bin nicht der Meinung, dass die älteren Leute wie in Amerika bis ins hohe Alter politische Ämter haben müssen. Gut war auch das Gespräch, das ich vorgängig mit den Parteien und dem jetzigen Amtsinhaber Guido Heiniger hatte. Wir haben konstruktiv diskutiert, wie es weitergehen könnte.

 

Was wäre Ihnen als Gemeindepräsident von Biglen wichtig?

Die Gemeindefinanzen, der Steuerfuss ging von 1.74 auf 1.9 rauf. Mir ist es wichtig, dass man ausgeglichene Rechnungen hat und den Steuerfuss irgendwann wieder herabsetzen kann. Auch das Bildungswesen ist mir wichtig, dass es da gut läuft. Die Kinder sind unser Kapital. Zudem ist mir das Sozialwesen wichtig. Die Gemeinde soll für Familien mit Kindern attraktiv bleiben.

 

Was würden Sie versuchen zu ändern?

Das kann ich noch nicht sagen. Der Amtsantritt wäre am 1. Januar 2024. In der kurzen Zeit, die verging seit meinem Entscheid, hatte ich noch nicht Zeit, mich in die ganzen Gemeinderechnungen einzulesen. Ich gehe davon aus, dass der auf das gleiche Datum neu gewählte Gemeinderat mit der neuen Person im Präsidium eine Gesamtstrategie entwickeln wird. Für mich als Parteilosen ist es wichtig, gemeinsam mit den Parteien im Gemeinderat die Strategie zu entwickeln, und nicht als Einzelkämpfer.

 

Beinahe fand sich niemand für das Amt – ein Problem, das viele kleine Gemeinden haben. Wie stehen Sie zum Thema Fusion?

Ich denke, eine Fusion müsste grundsätzlich von der Bevölkerung aus kommen. Ich finde es schwierig, wenn ein Gemeinderat einfach entscheidet: Es wird fusioniert. Ich habe in Biglen noch kein solches Bedürfnis in der Bevölkerung gesehen. So wie sich der Sachverhalt präsentiert, gehe ich davon aus, dass sich die Frage der Fusion nicht aufdrängt.

 

Was bedeutet Ihnen Biglen?

Für mich ist Biglen ein wunderbarer Ort, an dem man Sport treiben kann, man ist sehr schnell zu Fuss in der Natur und in der Stille. Biglen ist mit dem ÖV sehr gut in alle Richtungen erschlossen, der Fahrplan ist für mein Dafürhalten sehr dicht. Es ist ein Ort, der Potenzial hat und ein Ort, an den Familien mit Kindern ziehen könnten.

 

Sie sind parteilos: Wo ordnen Sie sich im politischen Spektrum von links bis rechts ein?

Vom Job her bin ich bisher sehr gut gefahren, wenn ich mich nicht positioniert habe. Es ist gut, wenn ich die Argumente von links bis rechts mittragen kann. Man muss einen Konsens finden. In einer so kleinen Gemeinde wie Biglen muss man miteinander etwas erreichen.

 

[i] Urs Schweizer (62) ist Leiter des Katastrophenmanagements der Stadt Bern und Stabschef des Regionalen Führungsorgans Bern Plus. Seit sieben Jahren lebt der Vater zweier Kinder mit seiner Partnerin in Biglen.

 

Auch wenn es bei der einzigen Kandidatur von Urs Schweizer bleiben sollte, käme es nicht zu einer stillen, sondern zu einer Urnenwahl. Dies, weil die ursprünglich publizierte Frist vom 24. April für die Kandidatur ohne Eingänge verstrichen war.

 

Der amtierende Gemeindepräsident Guido Heiniger wird nach seinem Rücktritt das Projekt Neubau Turnhalle bis zur Schlüsselabgabe weiter betreuen.


Autor:in
Isabelle Berger, info@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 19.05.2023
Geändert: 21.05.2023
Klicks heute:
Klicks total: