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Gemeindepräsidium Münsingen: Keine Konkurrenz in Sicht
Stefanie Feller ist in der Pole Position. Für die Nachfolge von Gemeindepräsident Beat Moser hat sich Feller als erste Kandidatin zur Verfügung gestellt. BERN-OST hat die Kandidatin getroffen und festgestellt: Sie ist die Favoritin.
Die Sonne scheint an diesem Donnerstagnachmittag, als wir uns vor dem Restaurant Schlossgut in Münsingen die Hand reichen. «Ich bin Stefanie», sagt sie gleich zur Begrüssung. Schon sind wir beim «Du», was in der Region üblich, in der Politik aber nicht selbstverständlich ist.
Von null auf hundert
Stefanie Feller ist eine Schnellstarterin, zumindest was ihre politische Karriere betrifft. Erst vor den letzten Gemeinderatswahlen vor vier Jahren ist sie den Grünliberalen beigetreten. «Ich habe mich schon immer für Politik interessiert, dachte aber, es gäbe keine richtige Partei für mich», so Feller. Über einen Bekannten, der bereits bei der GLP war, habe sie davon gehört, sei eingetreten und ist gleich im ersten Anlauf in den Gemeinderat gewählt worden. Aus dem Nichts direkt in die Exekutive. Das schaffen nicht alle.
Die Gemeinde im Zentrum
«Das war sehr überraschend, wir dachten, es reicht vielleicht für einen Sitz im Parlament.» Stattdessen politisiert sie seither im siebenköpfigen Gemeinderat von Münsingen. «Ich musste mich zuerst etwas umorganisieren und freute mich über die Arbeit. Es ist ein Amt, in dem man Sachpolitik machen kann. Parteien spielen im Gemeinderat keine so grosse Rolle.»
Stefanie Feller widmet rund 20 Prozent ihrer Zeit dem Amt im Gemeinderat, während sie hauptberuflich beim Kanton Bern tätig ist. Dort berät die Rechtsanwältin die Gemeinden in rechtlichen Belangen: „Als Gemeindejuristin unterstütze ich sie bei Fragen zu Wahlen, prüfe Gemeindeverfassungen und Verordnungsänderungen und übernehme vielfältige weitere Aufgaben. Ausserdem sind wir für die Ausbildung des Gemeindepersonals zuständig.“
Wie der Vater…
Das Gemeinwohl und die Gemeinden ziehen sich wie ein roter Faden durch Fellers Lebenslauf. Wer schon länger in Münsingen wohnt, erinnert sich vielleicht noch an ihren Vater. Erich Feller war während zwölf Jahren Gemeindepräsident, ihre Mutter war Finanzverwalterin von Tägertschi. «Das hat mich geprägt», so Feller. «Wenn die Eltern im Gemeinwesen arbeiten, bekommt man die dienstleistungsorientierte Ausrichtung für die Bevölkerung mit. Anders, als wenn jemand in einem Unternehmen angestellt ist. Es geht um Lösungen, die der Öffentlichkeit dienen.» Auch ihr Bruder arbeitet im Gemeinwesen, er ist Polizist.
Auch Niederlagen gehören dazu
Die Wahl ihres Vaters zum Gemeindepräsidenten war gleichzeitig ihre erste politische Handlung als Volljährige. Damals stellte Münsingen von der Gemeindeversammlung um auf ein Gemeindeparlament. Erich Feller (BDP) wurde 2001 als erster vollamtlicher Gemeindepräsident gewählt. Auch dass Niederlagen in der Politik dazugehören, bekam die damals noch junge Feller mit.
Besonders dann, wenn zuhause über Politik diskutiert wurde. «Ich merkte damals, dass es schmerzt, wenn gewisse Geschäfte abgelehnt werden, und spürte die Verantwortung, die auf einem lastet. Das fand ich belastend, vor allem wenn es um etwas Wichtiges für die Allgemeinheit ging.»
Und Führungserfahrung?
Jetzt setzt Feller zum nächsten Karriereschritt an. Bringt sie genug Führungserfahrung mit fürs Amt der Gemeindepräsidentin? «Doch, das traue ich mir zu», sagt sie bestimmt. Einerseits hat Feller bereits das Ressort für Umwelt und Liegenschaften mit 38 Angestellten während vier Jahren geführt. Andererseits: «Beim Kanton bin ich Stellvertreterin einer Fachbereichsleiterin. Auch da nehme ich eine gewisse Führungsverantwortung wahr.» Sie habe Respekt vor der Führung, denke aber, dass sie da reinwachsen werde.
Feller auf Moser-Kurs
Noch dauert es acht Monate bis zur Wahl, für Münsingen werde sich nicht viel ändern, merkt Feller an: «Im Grossen und Ganzen denke ich, die Richtung stimmt in allen Bereichen. Wir haben gute Schulen, eine ausgebaute Infrastruktur und sind energietechnisch gut unterwegs. Das wollen wir fortsetzen und nicht nachlassen.»
Zu einem Kurswechsel werde es nach zwölf Jahren Beat Moser nicht kommen. «Was ich noch mehr versuchen würde, ist, die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden zu vertiefen. Die Kontakte bestehen bereits, die kann man nutzen, um bei Kanton und Bund gemeinsam mehr für die Gemeinden zu erreichen.» Sei es bei Planungsfragen, dass man beispielsweise im engeren Aaretal mehr für die Gemeinden erreichen könnte.
Kaum Konkurrenz in Sicht
Wie eine Umfrage bei den Parteien in Münsingen ergab, wird Stefanie Feller von den übrigen Parteien äusserst gelobt. Alles deutet darauf hin, dass Feller entweder still gewählt wird oder gegen eine SVP-Kandidatur antreten muss.
Grüne und EVP kandidieren nicht
Laut Auskunft der Grünen verzichten diese auf eine Kandidatur bei den Wahlen ums Gemeindepräsidium. «Feller hat ein ideales Profil, ist klug, kompetent und kommunikativ, wir werden sie einstimmig unterstützen», sagt Vera Wenger, Gemeinderätin der Grünen. Ähnlich tönt es von Seiten der EVP, Dieter Blatt: «Wir sind glücklich über ihre Kandidatur. Menschlich und fachlich, wie sie kommuniziert, sie ist die ideale Besetzung.»
SP kandidiert kaum
Auch die SP wird Stefanie Feller kaum angreifen. SP-Co-Präsident Martin Schütz: «Vorstand und Fraktionsleitung unterstützen Stefanie Feller. Unsere beiden Gemeinderätinnen Gabriela Krebs und Thekla Huber werden nicht kandidieren.» Ein möglicher Kandidat wäre Linus Schärer gewesen, doch auch dieser winkt ab. «Für mich ist das kein Thema, ich habe zu wenig Zeit.» Ende November wird die SP an einer Parteiversammlung darüber abstimmen, ob sie Stefanie Feller unterstützt oder ob doch noch jemand aus den SP-Reihen antritt.
FDP wird «mutmasslich» nicht antreten
FDP Co-Präsident Michael Fahrni sagt: «Ich werde nicht kandidieren, und mutmasslich wird niemand anderes aus der FDP kandidieren.» Ende Oktober wird auch bei der FDP die Parteiversammlung das letzte Wort haben. Laut Fahrni ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sie die Kandidatur von Stefanie Feller unterstützen werden.
Bleibt noch die SVP
Also muss es die SVP richten. Soll die Bevölkerung eine Wahl haben, oder wird Feller still zur ersten Gemeindepräsidentin von Münsingen gewählt? Dazu hält sich die SVP noch bedeckt. David Fankhauser präsidiert den SVP-Wahlausschuss, er sagt: «Wir werden dies an einer Sitzung Ende Oktober beschliessen. Bis dahin haben unsere Leute Zeit, eine Kandidatur anzumelden.»
Feller – Moser – Feller
Während zwölf Jahren präsidierte ihr Vater die Gemeinde Münsingen, danach übernahm Beat Moser das Präsidium für zwölf Jahre. Gut möglich, dass am 15. Mai die nächste Feller ins Amt gewählt wird.
Erstellt:
28.09.2024
Geändert: 30.09.2024
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