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Gemeindeversammlung Walkringen: Die letzte Vorstellung
Die Dezember-Gemeindeversammlung verlief unaufgeregt – und liess den einen oder die andere vielleicht ein bisschen nostalgisch gestimmt zurück: Es war die letzte Versammlung mit dem «alten Team». Im Januar kommt es zum Schichtwechsel, und der Gemeinderat samt Präsidenten wird in neuer Besetzung anfangen.
Wilde Wogen waren nicht zu erwarten an der Dezember-Gemeindeversammung in Walkringen: Wer wollte schon gross reklamieren, wenn eine Steuersenkung von 1,89 aus 1,87 angesagt war? Dafür wollten wohl etliche dabei sein, um ihren «alten» Gemeinderat samt dem Präsidenten zu verabschieden: Es war die letzte gemeinsame Versammlung mit dem bisherigen Gemeinderat. Dementsprechend erschienen 76 von 1386 Stimmberechtigten, das sind über fünf Prozent.
Vorne der eine, hinten der andere
Jedenfalls war der Saal im Schulhaus voll, vorn am Rednerpult stand Gemeindepräsident Hans Peter Aeschlimann, hinten im Publikum sass «Aeschlimann der andere»: Christof Aeschlimann, der ab Januar neuer Gemeindepräsident wird und diesmal noch als Stimmbürger dabei war.
«Nur die Zahl beisst»
Ob den beiden etwas seltsam zumute war? Hans Peter Aeschlimann zeigt sein spitzbübisches Lächeln und schüttelt den Kopf. Nein, er könne sich gut damit arrangieren und habe die Wahlniederlage verschmerzt. Dann wird er nachdenklich und sagt ganz unverblümt: «Das einzige, was beisst, ist die deutliche Zahl des Wahlergebnisses.»
Unzufriedenheit ausgebadet?
Ja, diese ominöse Zahl hat wohl viele überrascht: Nur 178 Walkringer:innen haben ihrem bisherigen SVP-Gemeindepräsidenten die Stimme gegeben. 386 Wähler:innen – also mehr als doppelt so viele – wollten lieber den um 30 Jahre jüngeren Christof Aeschlimann von den Freien Wählern Walkringen (FWW). «Ich denke, da haben viele ihre Unzufriedenheit an mir ausgelassen», vermutet Aeschlimann. Nicht zuletzt spiele da wohl die Uneinigkeit rund um den Schafrain und den Wasserschutz eine Rolle, «aber das an meiner Person aufzuhängen finde ich schon nicht ganz fair».
SVP sei geschwächt gewesen
Auch Ronny Thöni, Präsident SVP Walkringen, hatte bereits im Oktober nach den Wahlen die Vermutung geäussert, dass diese Zahl nicht zuletzt mit den Unruhen rund um den Schafrain zusammenhänge. Und dass auch die Querelen in der SVP-Parteileitung vom letzten Sommer die Partei empfindlich geschwächt hätten: Sie habe sich für die Wahlen gar nicht mehr rechtzeitig berappeln können. Die Stimmung am Abschlussabend der bisherigen Gemeinderäte mit ihrer einzigen Gemeinderätin war dennoch entspannt.
Tiefere Steuern…
Das Budget 2025, präsentiert von Finanzverwalter Roman Kauz, weist höhere Personalkosten aus, höheren Liegenschaftsunterhalt und – wie in den meisten anderen Gemeinden – einen höheren Transferaufwand für Sozialhilfe, Ergänzungsleistungen und Betreuungsgutscheine. Und trotzdem stimmten die Stimmbürger:innen über eine Steuersenkung ab: Auch mit Steuersenkung rechnet sich die Gemeinde Mehreinnahmen von 120'000 Franken aus.
…oder lieber so lassen?
Da sagt man zu einer Senkung einfach fröhlich «ja», würde man meinen. Ein Stimmbürger meldete sich jedoch mit einer durchaus vernünftigen Frage: «Jetzt kommen wir endlich von den Schulden weg, mir graust aber, wenn man diese wieder aufbauen muss.» Beispielsweise für die Strassen bestehe grosser Bedarf, und man sei schnell wieder auf mehr Schulden: «Ich stelle den Antrag, die Steueranlage deshalb zu lassen wie sie ist.»
Oder doch lieber senken!
Diesem Antrag stimmten allerdings nur 7 Personen zu, 42 waren dagegen, 7 enthielten sich. Das heisst, der Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt. Stattdessen wurden der Antrag des Gemeinderats auf Steuersenkung und das Budget 2025 mit 65 zu 3 Stimmen deutlich angenommen.
Dank ans Werkhofteam…
In seinem kurzen Abschiedswort bedankte sich Gemeinderat Andreas Schneider herzlich beim Werkhofteam: «Es ist ein schwieriger Job, das zeigte sich jetzt gerade beim grossen Schneefall. Sie geben ihr Bestes, aber man kann es unmöglich allen recht machen!» Er habe aber die Zusammenarbeit sehr geschätzt.
…und an die Kolleg:innen im Gemeinderat
Hans Peter Aeschlimann machte es geradeaus, kurz und schmerzlos: «Ich habe viel gelernt, es war schön, aber ich habe auch gebissen», sagte er. «Aber so ist Politik.» Auch wenn es im Gemeinderat «öppe die» hart gewesen sei zu verhandeln, habe man einander doch immer in die Augen schauen können, deshalb: «Danke für die schöne Zusammenarbeit.»
Alle Punkte abgehakt
Nach einer knappen Dreiviertelstunde war die Abschlussversammlung vorbei und alle Punkte ohne Aufregung abgehakt. Zeit für das Abschiedsapéro. Andreas Amstutz, ein Glas in der Hand, schmunzelte und sagte gutgelaunt: «So, jetzt ist Zeit für die Verjüngung im Gemeinderat.»
Und Aeschlimann, der andere?
Auch Christof Aeschlimann mischte sich unter die Leute und plauderte angeregt. Ob der künftige Gemeindepräsident ein wenig aufgeregt sein wird, wenn im Juni er vorne steht? Ruhig antwortet er: «Ich bin mir gewohnt, vor Leuten zu stehen, und mir ist bewusst, dass ich eine grosse Verantwortung übernehme.» Aber aufgeregt? «Nein, wir vom neuen Gemeinderat haben uns bereits mehrmals getroffen und alles gut aufgegleist – wir sind bereit!»
Mehr beim offiziellen Start im Januar
Sogar die Ressorts hätten sie bereits verteilt, damit alle wissen, in welchen Bereich sie sich besonders einarbeiten müssen. Diese Verteilung will er aber erst offiziell bekanntgeben, wenn die Amtszeit richtig anfängt und der neue Gemeinderat seine Arbeit aufnimmt.
Jetzt geht es zuerst mal zu Ende
An diesem Abend jedoch ging es darum, den bisherigen Gemeinderat zu verabschieden. Für Noch-Gemeindepräsident Hanspeter Aeschlimann ein Abschiedsanlass in einer ganzen Reihe: «Ich hatte in den letzten zwei Monaten eine Abschlusssitzung nach der anderen.» Noch ein paar weitere Termine, dann übergibt der alte Aeschlimann die Geschicke von Walkringen in die Hände des jungen Aeschlimann.
[i] Für alle, die es nicht wissen: Hans Peter Aeschlimann, 70, (SVP) und Christof Aeschlimann, 40, (FWW) sind nicht miteinander verwandt.
[i] Änderung Personalreglement Anhang I und II:
Das Reglement wurde den Parteien vorgelegt, Ergänzungen wurden eingefügt. Der Antrag zur Genehmigung wurde mit 59 zu 3 Gegenstimmen angenommen.
Erstellt:
04.12.2024
Geändert: 05.12.2024
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