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Gemeindeversammlung Wichtrach: Rote Zahlen, Bunker und viele Abwesende
Vor der Turnhalle gab es Glühwein, drinnen tagte die Gemeindeversammlung. Diese war gut besucht an diesem frischen Donnerstagabend. 88 Stimmberechtigte fanden den Weg in die Mehrzweckhallte beim Schulhaus.
Gemeindepräsident Bruno Riem (FDP) begrüsste die Anwesenden mit einer positiven Nachricht. «Wir haben von der Regierungsstatthalterin ein super Feedback erhalten.» Diese stattete der Gemeindeverwaltung im September einen Kontrollbesuch ab. Das Prüfungsergebnis war laut Gemeindepräsident «sehr erfreulich». Insbesondere bei der Digitalisierung hebe sich Wichtrach von den meisten Gemeinden ab, so Riem, was mit Applaus quittiert wurde.
Keine Einwände gegen Millionen-Minus
Die vielen Leute waren nicht gekommen, um das Defizit abzulehnen. Wichtrach budgetiert fürs nächste Jahr ein tiefrotes Minus (Aufwandüberschuss) von 1.1 Millionen Franken (BERN-OST berichtete). Das Budget wurde ohne Widerrede angenommen. Das Abstimmungsergebnis war eindeutig, keine Gegenstimme, keine Enthaltungen.
Spülen kostet
Die ARA Münsingen benötigt eine neue Rechenanlage, diese kostet 810'000 Franken. Der Rechen ist seit 41 Jahren in Betrieb und muss ersetzt werden. Der Anteil für Wichtrach beträgt 120'000 Franken, was wiederum einstimmig angenommen wurde.
Ab in den Bunker
Wichtrach verfügt über eine Schutzraumbilanz von 102 Prozent. Das heisst, es existieren ein paar Schutzräume mehr als Einwohnerinnen und Einwohner. Gemäss Kanton ist dies zu wenig, er fordert eine Deckung von 120 Prozent, Wichtrach muss also aufrüsten. Bei der Überbauung Hagacher bietet sich die Möglichkeit 300 öffentliche Schutzplätze zu bauen. Damit wäre Wichtrach fast aus dem Schneider. Kämen die 300 Schutzplätze dazu, fehlten Wichtrach nur noch 470 Schutzplätze, bis das Soll des Kantons erfüllt wäre. Wichtrach rechnet mit Kosten von 710'000 Franken, was von der Gemeindeversammlung genehmigt wurde.
Verschiedenes
Ein Bürger wollte wissen, wie es nach der Schliessung des Spitals Münsingen weitergehe: «Was machen wir am Wochenende, wenn etwas passiert? Kann die Gemeinde eine Alternative bekannt geben?» Gemeindepräsident Riem antwortete: «Nein, können wir nicht. Die Gemeinde beteiligt sich am Prozess, dass wieder ein Notfalldienst erstellt werden kann.» Letzte Woche sei ein Verein gegründet worden (BERN-OST berichtete), aber das brauche Zeit. Wo der Rettungsdienst künftig stationiert werde, sei nicht bekannt.
Wenig Interesse seitens der Jungbürgerinnen
Wichtrach tut sich wie viele andere Gemeinden schwer damit, seinen Jungbürgerinnen und Jungbürgern den Bürgerbrief zu überreichen. Man habe Verschiedenes probiert, so Gemeindepräsident Riem, aber nichts habe gefruchtet. 41 junge Bürgerinnen und Bürger hätten an diesem Abend den Bürgerbrief erhalten sollen. Lediglich einer habe sich an-, sechs hätten sich abgemeldet, vom Rest habe man nichts gehört. Zwei Jungbürger waren dennoch anwesend und nahmen den Bürgerbrief entgegen.
Verabschiedungen aus dem Gemeinderat
Karin Kehl (SP) war seit 2020 im Gemeinderat und betreute das Ressort Soziales. Sie hat sich aus beruflichen wie privaten Gründen entschieden, per Ende Jahr den Gemeinderat zu verlassen. «Das Ressort Soziales ist kein Ressort, um sich zu profilieren, dennoch hatte ich Freude am Umgang mit den Menschen», sagte die abtretende Gemeinderätin zum Abschied.
Ernst Brügger (EVP) war im selben Jahr in den Gemeinderat gewählt worden, er hatte das Ressort Raumplanung und Bauten inne. Gerne hätte er noch eine Legislatur angehängt, aber es reichte nicht. Bruno Riem verabschiedete ihn mit den Worten: «Er war stets aufgestellt und hilfsbereit, Aschi, alles Gute.»
Fritz Steiner (SVP) war seit 2012 im Gemeinderat. Er habe sich hartnäckig für den Schutz der Bevölkerung eingesetzt, so Riem. Wegen der Amtszeitbeschränkung muss er auf Ende Jahr aufhören. «Es gibt einen einzigen negativen Punkt, das war, als ein Asylbewerber mir die Mittelhand brach. Ansonsten nehme ich nur positive Eindrücke aus dieser Zeit mit», so Steiner zum Abschluss.
Gemeinderätin Regula Ramseyer (SVP) war während zwölf Jahren Mitglied im Gemeinderat. Zu ihrem Abschied sagte sie: «Alle die, die immer motzen und alles besser wissen, stellt euch doch zur Verfügung und macht selbst etwas.» Dies wurde mit tosendem Applaus gewürdigt.
Neue Ressorts ab Januar
Die vier neuen Gemeinderäte André Lachat, Bruno Lädrach (beide SVP), Reto Marmet (parteilos) und Yves Mühlematter (SP) erhielten zum Start im Januar die besten Wünsche und Geschenke. Lachat wird das Ressort Sicherheit übernehmen, Läderach Raumplanung und Bauten, Marmet das Ressort Soziales und Jugend, Mühlemann die Infrastruktur.
Erstellt:
09.12.2023
Geändert: 22.01.2024
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