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Glowing Grass Worb: «Wenn nicht jetzt, wann dann!»

Mario Caretti und David Schmid sind zurück von der renommierten Gartenmesse Giardina in Zürich. Mit einem Silber Award. Diese Auszeichnung haben sich die Inhaber von Glowing Grass in Worb hart verdient. Während sie erzählen, wie sie innert weniger Wochen ihren Schaugarten «Silva Scape» planten, transportierten und aufbauten, wundern sie sich selbst beinahe, wie sie das geschafft haben.

Mario Caretti (links) und David Schmid von Glowing Grass in Worb sind mit einem Silber Award von der Giardina zurückgekehrt. (Foto: Giardina/Glowing Grass)
Vorbereitung in der Messehalle: Innert zehn Tagen musste der komplette Schaugarten stehen. (Foto: Glowing Grass)
Um die Kübel der neun grossen Bäume zu versenken, musste eine ganze Bühne gezimmert werden. (Foto: Glowing Grass)
Und so sah der Schaugarten Silva Scape am Ende aus. (Foto: Glowing Grass)
Lamellen von Tisch und Wand stimmen überein: Jedes Detail musste passen. (Foto: Glowing Grass)
Neun Bäume, 1000 Stauden und ein Brunnen für die Blue Hour, die Stunde nach getaner Arbeit. (Foto: Glowing Grass)
Die Zuschauer:innen standen Schlange, um den Waldgarten zu besichtigen. (Foto: Glowing Grass)
Abends genoss das Team im Garten die entspannende Wirkung. Von Links: Mario Caretti, David Schmid, Pascal Rohner, Tim Stauffer und Pascal Ruch (Foto: Glowing Grass)

Die Sonne scheint warm an diesen letzten Märztagen. David Schmid und Mario Caretti sitzen ohne Jacke im Garten ihres Gartengestaltungsateliers Glowing Grass hinter der Kirche Worb, trinken Espresso und Wasser und atmen tief durch. «Fast zum ersten Mal in den letzten Wochen», sagt Schmid.

 

Silber! An der Giardina!

Noch sind sie innerlich nicht ganz angekommen. Zu intensiv waren die letzten Wochen für die beiden Gartengestalter, zu überwältigend die Erlebnisse an der Giardina. Silber Award. Bei DER Gartenbaumesse Europas mit 64'000 Besucher:innen. Die beiden wirken noch immer leicht schwindlig, als sie erzählen, wie sie durch die letzten beiden Monate gewirbelt sind.

 

Mario Caretti scrollt durch die Fotos dieser Tage, die im Zeitraffer zeigen, wie aus einer Idee ihr preisgekrönter Schaugarten entstand. «Ich habe jetzt zum ersten Mal Zeit, sie in Ruhe anzuschauen», sagt er, und zeigt die erste Computer-Skizze mit der Einteilung des Raums. Innert weniger Tage füllten sie den zweidimensionalen Plan mit viel Vorstellungskraft auf drei Dimensionen auf, und sehr schnell nahm das Projekt konkrete Formen an.

 

Überlegen, ob sie den Riesenaufwand wagen

Dann erzählen sie abwechslungsweise: Wie sie schon lange geplant hatten, sich für die Giardina anzumelden, und es dann doch immer wieder verschoben hatten. Wie sie schliesslich diesen Januar von den Veranstaltern angefragt wurden, ob sie für einen Teilnehmer einspringen wollten, der aus persönlichen Gründen kurzfristig passen musste.

 

Kurz und intensiv überlegten sie, ob sie wirklich mitmachen wollten. «Es ist ein Riesenaufwand, der gestemmt werden muss», erklärt Mario Caretti. «In dieser Zeit würde unser Betrieb vollkommen stillstehen.» Dennoch war für beide schnell klar: «Wenn nicht jetzt – wann dann!»

 

30 Tage voll im Flow…

Und sie legten los: 30 Tage lang arbeiteten sie zu zweit unter Hochdruck, planten, überlegten, organisierten, arbeiteten fast Tag und Nacht auf den grossen Auftritt hin und kamen in einen regelrechten Flow. «Normalerweise plant man dafür ein Jahr ein», sagt David Schmid nüchtern.

 

Er fand diese Wochen am anstrengendsten, die Messe an sich hätte er dann schon wieder richtig geniessen können. Mario Caretti hingegen verbrachte eine schlaflose Nacht, nachdem sie das Konzept eingereicht hatten: «Da muss alles passen, und der Schaugarten muss eng an das Konzept angelehnt sein, sonst gibt es Abzug.»

 

…dann stand Silva Scape in Echt da

Der Name stand schnell fest, eine Silva Scape wollten sie aufbauen, eine «Waldschaft», im Gegensatz zu einer Landschaft «Land Scape.» Sie wussten genau, welche Stimmung sie vermitteln wollten: Eine Gartenlaube für die «Blue Hour» sollte es werden, ein Ort, an dem man nach der Arbeit den Tag gemütlich ausklingen lassen kann. «Wir liessen Ziele und Wünsche entstehen und überlegten dann, wie wir das hinbekommen», erklärt Caretti.

 

Was sie geplant hatten, beeindruckte sie gar selbst, als sie es in Echt sahen: Auf den 80 Quadratmetern Platz hatten sie eine Holzbühne gezimmert und darin die Ballen von neun grossen Bäumen versenkt.

 

Material für zwei grosse Sattelschlepper

Anschliessend verteilten sie drei Kubikmeter Kies und zehn Kubikmeter Humus, stellten einen Brunnen samt Wasseranschluss auf, pflanzten mehr als 1000 Stauden und verlegten eine Ladung Klinkersteine, wie sie auch den Boden um die Gärtnerei bedecken. Mit zwei grossen Sattelschleppern hatten sie ihr Material zum Messeareal in Zürich gefahren.

 

Nach einer intensiven Woche betraten sie erstmals den fertigen Schaugarten. «Es war noch besser als ich mir das vorgestellt hatte», freut sich David Schmid. Mario Caretti nickt, er war auch begeistert. «Aber die Zeit davor war schon ein wenig verrückt.»

 

Ab 18 Uhr sass das Team im Schaugarten

Dafür hatten sie jetzt ein wenig Zeit, ihr Werk zu geniessen: Nach 18 Uhr, als die letzten Messebesucher:innen das Gelände verlassen hatten, setzten sie sich jeweils mit dem ganzen Team in ihren Schaugarten.

 

Mit dabei waren ihre beiden Mitarbeiter Pascal Ruch und Tim Stauffer, ebenso ihr Fotograf und Grafiker Pascal Rohner sowie die Inhaber vom Worber Unternehmen GFEWO GmbH mit ihrem Mitarbeiter Max Götschmann. «Mit der Firma GFEWO unterhalten wir seit Beginn eine enge Partnerschaft, vor allem im Bereich grosser Metallkonstruktionen», sagt Schmid.

 

«Erwartet nicht, erhofft natürlich schon»

Als sie sich um den Gartentisch setzten, dessen Lamellen sie extra nach der Lamellenwand ausgerichtet hatten, waren sie überrascht vom guten Effekt des Ganzen. «Es war wunderbar, total entspannend», sagt Caretti. Wie ein echter Garten habe es gewirkt. «Von der Pergola aus sah man überhaupt nichts von der Halle.» Alles habe so funktioniert, wie sie es geplant hatten: Die Beleuchtung entwarf zwischen den Ästen durch ein Lichtspiel aus Licht und Schatten, die passenden Vogelgeräusche und ein versprühter Waldduft machten die Illusion komplett. «Wir versuchen immer, die Sinne anzusprechen», erklärt David Schmid.

 

Ob sie mit der Auszeichnung gerechnet haben? Sie werfen einander einen Blick zu und schmunzeln, nein, erwartet nicht, erhofft natürlich schon. Immerhin hatte drei Wochen zuvor bereits der Berner Stadtgarten «Fairytale» von Glowing Grass eine Auszeichnung erhalten: Er war in den Niederlanden zu einem der 50 schönsten Gärten des Jahres gekürt worden.

 

Enormer Effort – und supertolles Gefühl

In den Tagen nach der Giardina geht es aber ohne grosse Pause weiter: Sie mussten sie die Sattelschlepper abladen, Humus und Kies zwischendeponieren, die Stauden verteilen und einpflanzen und die Bäume mit Notfalltropfen versorgen, damit sie den Transportstress gut überstehen. Der Alltag habe sich schnell gemeldet, bereits warten die nächsten Aufträge auf die Gartengestalter.

 

Die Giardina werde aber noch nachhallen. Sie bedeutete zwar einen enormen Effort an Zeit, Kraft und Geld. Dafür sei es ein supertolles Gefühl, wenn dann alles passe, findet Mario Caretti: «Wir haben täglich Highlights erlebt.» David Schmid doppelt nach: «Die Eindrücke bleiben, die Leute melden sich sogar über die Grenze hinaus – es hat sich gelohnt.»

 

[i] Glowing Grass, Brauereiweg 3b, 3076 Worb, Telefon 031 839 99 90.


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 28.03.2024
Geändert: 28.03.2024
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