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Grüneck Stettlen: Wo sind denn all die Bäume hin?
Die ersten Kindergarten- und Schulkinder beziehen das neue Schulhaus Grüneck. Die Umgebungsarbeiten sind allerdings noch nicht abgeschlossen. Ein Leser befürchtet daher, die Gemeinde verliere nach und nach alle Bäume, statt grüner zu werden. Das aber lässt die Gemeinde nicht so stehen.
Das neue Schulhaus Grüneck ist dieser Tage genau rechtzeitig zum Schuljahresbeginn fertiggestellt worden. Soeben ziehen die ersten Klassen in das Gebäude. Die Umgebungsarbeiten hingegen sind noch nicht abgeschlossen, und rings um das Gebäude sieht es karg aus. So karg, dass uns ein Leser aus Stettlen schrieb: «Momentan sieht es aus wie in einer Wüste.»
«Die alte wunderschöne Linde ist weg»
Unlängst habe er mit Entsetzen beim Spazieren festgestellt, dass die grosse Linde bis zum Stamm hin beeinträchtigt wurde. Diese Behandlung sei ein wahres Verbrechen, sagt er klar. Und später, schlimmer noch: «Jetzt ist der Baum weg – eine grosse alte wunderschöne Linde.» Auch die Bäume bei der Verzweigung Gartenstrasse-Bleichestrasse und jener an der Bahnhofstrasse seien entfernt worden.
Generell sei nicht mehr viel an Bäumen zu sehen, ergänzt der Leser später am Telefon. Und wer dieser Tage durch die Bahnhofstrasse gehe, erlebe eine wahre Bruthitze. Er verstehe das nicht: «In Zeiten des Klimaschutzes fällt die Gemeinde Bäume, ohne dafür neue zu pflanzen.» Sein Fazit punkto Baumsituation Grüneck lautet deshalb: «Grüneck heisst nur noch der Name, aber Grün ist da nichts mehr.»
«Es tat mir auch sehr leid»
Gemeindepräsident Christian Kaderli versteht das Bedauern des Lesers, was die Linde angeht: «Ich muss ehrlich sagen, dass es mir auch sehr leidtat, als ich sah, wie der schöne alte Baum im Lauf der Bauarbeiten wie vorgesehen gefällt wurde.» Das Thema Bäume hingegen sei, anders als der Leser behaupte, der Gemeinde sehr wichtig und die Neupflanzung genau geplant.
Tatsächlich habe man die Linde nicht leichtfertig geopfert, ergänzt der für Hochbau zuständige Gemeinderat Edouard Winzenried: «Wir haben sie in Absprache mit dem Jagdinspektorat so lange wie möglich stehen gelassen, damit die Vögel sie noch als Habitat nutzen konnten.»
«Das Holz dient für Spielelemente»
Erst in einem zweiten Schritt sei die Linde dann im Zusammenhang mit dem Strassen- und dem Fernwärmeprojekt planmässig gefällt worden. Aber ganz weg sei sie zum Glück nicht: «Das Holz wurde verarbeitet, um als Spielelemente für den Kindergarten zu dienen.»
Den Vorwurf, die Gemeinde fälle gedankenlos Bäume, ohne neue zu planen, lässt auch Winzenried nicht gelten. Die Bäume bei der Verzweigung Gartentrasse – Bleichestrasse beispielsweise seien in einem schlechten Zustand gewesen und das Wurzelgeflecht nicht gesund, erklärt er. «Bei der Planung der Strassenarbeiten und der Grüneckschulhaus-Umgebung entschieden wir, diese zu entfernen und neue Bäume zu pflanzen.»
«Neubepflanzung ist erst im Herbst sinnvoll»
Diese Neubepflanzung könne aber erst stattfinden, wenn nicht nur das Schulgebäude, sondern auch der Leitungs- und Strassenbau abgeschlossen sei. «Es ist nicht nachhaltig und sinnvoll, in den heissen Sommermonaten Bäume zu pflanzen», erklärt er: Der Erfolg sei gering und es benötige zu viel Wasser. «Die Umgebung wird deshalb im Herbst fertiggestellt.»
Nebst den Bäumen und Pflanzen beim neuen Schulhaus werde entlang dem Grüneckweg eine neue Baumreihe entstehen: «Diese wird der Biodiversität zuliebe mit wertvollen heimischen Winterlinden und Spitzahornen bepflanzt.»
«Begrünung statt versiegelter Flächen»
Den Namen findet er deshalb entgegen der Kritik des Lesers ausgesprochen passend für das neue Schulhaus: «Der Name Grüneck ist aus dem Zusammenspiel der künftigen Bepflanzung, der Form des Gebäudes und der Bezeichnung Dreiecks-Parzelle entstanden», erklärt er.
Das Grün, und damit der ökologische Mehrwert für Schulkinder und Gemeinde, sei durchaus vorgesehen, versichert er: Unter anderem würden die versiegelten Flächen zugunsten von Begrünung und Bepflanzung reduziert. «In Zeiten von immer wärmeren Sommern ist uns Klimaschutz ein grosses Anliegen.»
Und beruhigter Verkehr…
Zusätzlich ergreife die Gemeinde Massnahmen, um die Verkehrslage rund um die Schulhäuser Bleiche und Grüneck zu beruhigen: «Die Verkehrsflächen – besonders bei der Kreuzung Gartenstrasse-Bleichestrasse – werden verkleinert, damit künftig keine Autos mehr dort parkieren und der Verkehr langsamer durchfährt.»
Ausserdem werde sichergestellt, dass die Kinder künftig die Strasse sicher überqueren können.
…damit es wirklich ein grünes Eck wird
In den nächsten Monaten kann unser Leser also hoffentlich wieder umgeben von jungen Bäumen durch Stettlen spazieren. Und das Schulhaus Grüneck, das dieser Tage mit Leben gefüllt wird, wird im Lauf der Zeit tatsächlich wieder zu einer grünen Ecke.
[i] Im neuen Schulhaus Grüneck finden eine Kindergartenklasse, zwei Schulklassen mit Erst- und Zweitklässler:innen und die Tagesschule Platz. Ausserdem bietet das neue Gebäude verschiedene Gruppenräume sowie eine Werkstatt, einen Ruheraum, einen multifunktionalen Raum, und einen Essraum mit Küche und Essensausgabe. Ausserdem befinden sich darin die notwendigen dazugehörenden Räume wie Lehrerzimmer, Kopierraum, Räume für den Hauswart sowie Keller- und Lagerräume.
[i] Am Samstag 19. Oktober findet ein Tag der Offenen Tür statt. Dann erhält die Bevölkerung von Stettlen Einblick in das neue Gebäude und die Umgebung.
Erstellt:
12.08.2024
Geändert: 12.08.2024
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