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Heinz Stauffer geht in Pension: «Ich werde nichts vermissen»
Heinz Stauffer leitete über 30 Jahre lang die Agentur der Emmental Versicherung in Worb. Jetzt hat er sich frühpensionieren lassen. Im BERN-OST-Interview erzählt er, wie einfach er zu seiner Stelle gekommen ist und was ihm an der Sternenmatt nicht passt.
Heinz Stauffer ist 64-jährig, bereits ein Jahr und ein paar Monate vor seinem 65. Geburtstag geht er in Pension. Stauffer ist in Worb aufgewachsen, war Hornusser, Politiker und ist Familienvater von drei erwachsenen Töchtern.
BERN-OST: Heinz Stauffer, wie geht es?
Heinz Stauffer: (Lacht) Sehr gut, ich muss noch zwei Tage arbeiten, danach ist fertig.
Sie sind in Worb aufgewachsen, waren acht Jahre Mitglied des Grossen Gemeinderats, waren Parlamentspräsident, haben über 30 Jahre die Agentur der Emmental Versicherung geführt, was wissen wir nicht über Sie?
(Überlegt) Ich war immer gemeindeaffin, war überall dabei. Ich war in der SVP, aktiv bei den Hornussern, erst als Spieler, heute noch als Schiedsrichter.
Sie sagten vor 15 Jahren, als Sie Präsident des Worber Parlaments waren: «Das Sport- und Freizeitzentrum Wislepark darf finanziell auf keinen Fall überziehen.» Heute ist die Politik nicht weiter, es wurde eine Kommission gebildet, welche dem Wislepark auf die Finger schaut. Was sagen Sie von aussen dazu?
Wir sagten schon damals, dass es nicht gut kommt mit dem Wislepark. Man sprach damals von 400'000 Franken pro Jahr, welche die Steuerzahler einschiessen müssen. Später waren es 800'000 Franken. Bald muss wohl noch mehr bezahlt werden. Da bringt auch diese Kommission nichts. Es kann ja nicht sein, dass sie einfach die Beiz den Winter durch schliessen, dies wird nicht reichen, den Turnaround zu schaffen. Zu Beginn war noch jemand vom Gemeinderat im Verwaltungsrat des Wisleparks, aber auch das hat nichts gebracht.
Sie haben 2004, 2008 und 2012 – nach Ihrem Präsidialjahr im Worber Parlament - für den Gemeinderat kandidiert und haben die Wahl verpasst. Wie schlimm war das?
Das war überhaupt nicht schlimm.
Was haben Sie heute für einen Blick auf Worb? Es wurde und es wird viel gebaut, gut so?
Es gelten überall nur noch Eigeninteressen, zum Beispiel bei der Sternenmatt. Als man die Wohnhäuser neben der Sternenmatt baute, hat niemand danach geschrien. Jetzt wo die Sternenmatt überbaut werden soll, schaut jeder nur für sich. So nach dem Motto: Ich durfte bauen, aber jetzt soll niemand mehr bauen können. Ständig kommt Opposition gegen alles auf.
Gegen die Umzonung Unterschriften zu sammeln, ist ein Volksrecht, das genutzt wurde.
Das stimmt, ich habe beim Referendum auch unterschreiben, weil ich es gut fand, dass das Volk über die Sternenmatt abstimmen kann. Aber ich habe Ja gestimmt.
Heute schreien alle nach mehr Wohnraum, es soll verdichtet gebaut werden. Aber wenn man etwas machen will, sind alle dagegen. Das ist überall so. Man sieht das auch an der Wydenstrasse in Worb, da wurde «profilet», dann kamen die Einsprachen, jetzt läuft nichts mehr. Es gibt zu viele Verhinderer.
Sie haben 30 Jahre die Agentur der Emmental Versicherung in Worb geführt, war das schon als Kind Ihr Traumberuf?
Nein, ich hatte keinen Traumberuf. Das Schöne war damals, als ich in der Schule war und eine Lehre machen wollte, habe ich mich an vier Orten beworben. Ich habe mich als Käser, Feinmech, fürs KV und den Verkauf beworben. Schlussendlich landete ich im Verkauf und machte eine Lehre in der Migros Freudenberg in Bern. Nach der Lehrabschlussprüfung wurde ich Filialleiter in Gümligen und danach Marktleiter Belp.
Wie kamen Sie zur Versicherung?
1991 hatte mein Vater eine Hirnblutung, meine zwei Brüder und ich wurden gefragt, ob einer die Versicherungsagentur übernehmen will.
Und?
Von Versicherungen hatte ich keine Ahnung. Ich sagte trotzdem Ja, war damals 31, dachte, ich könne das riskieren. Wenn es nicht gelaufen wäre, hätte ich etwas anderes gemacht. Ich habe danach Schulungen besucht und mir das Versicherungswesen im Selbststudium beigebracht. Aber es hat geklappt, ich war immer autonom, konnte selbständig arbeiten, war für Worb und sechs weitere Agenturen zuständig.
Würden Sie es wieder machen?
(Überlegt) Gute Frage, mit dem heutigen Wissen, ja. Klar würde ich das eine oder andere anders machen, aber, es war ein guter Entscheid.
Wird bei Versicherungen viel betrogen?
Ich hatte ein gesundes Portefeuille, aber es gibt zwei, drei Ausnahmen - es waren immer die gleichen Personen, die Schäden hatten. Aber allzu viel war da nicht.
Freuen Sie sich auf die Pensionierung?
Ja, Ende Woche ist es so weit, ich höre ein Jahr und drei Monate früher auf. Meine Frau war die treibende Feder, sie hört Ende Juni. Letzten Samstag wurde ich von der Emmental offiziell verabschiedet, mit einem Händedruck, einer Flasche Wein und einem Blumenstrauss.
Was werden Sie als erstes tun?
(Lacht) Den Camper aus der Garage holen, im April, Mai reise ich allein ein wenig durch die Schweiz. Danach fahren wir zu zweit in den Süden Richtung Spanien und Portugal. Wir freuen uns, dass wir auch mal länger als zwei, drei Wochen unterwegs sein können.
Haben Sie keine Angst in ein Loch zu fallen oder etwas zu vermissen?
(Lacht) Nein, das denke ich nicht, ich habe nie eine Auszeit genommen, habe immer voll gearbeitet. Fehlen werden mir vielleicht die Kontakte, der Austausch mit der Kundschaft, aber grundsätzlich werde ich wohl nichts vermissen. Bis jetzt habe ich keine Angst, ich nehme eins nach dem anderen.
[i] Nach 32 Jahren übergab Heinz Stauffer die Agentur der Emmental Versicherung Ende März an seinen Nachfolger Simon Zaugg.
[i] Das Interview wurde in der Karwoche geführt, den Schritt in die Pension hat Heinz Stauffer bereits vollzogen.
Erstellt:
08.04.2024
Geändert: 08.04.2024
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