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Hilfe für die Ärmsten: Urs Baumann installiert Solarpanels in Madagaskar

Wie kommt ein Gemeinderat aus Münsingen dazu, in Madagaskar Solaranlagen zu installieren? Wir haben mit Urs Baumann über sein Engagement in der dritten Welt gesprochen.

Bereit für Madagaskar: Fabian, Urs und Tobias Baumann mit einem Solarpanel. (Foto: Rolf Blaser)

Der Münsinger Gemeinderat Urs Baumann (SVP) reist mit einem Team Handwerker über Weihnachten nach Madagaskar, um zwei Solaranlagen zu montieren. Kostenpunkt 50'000 Franken. Dank der Solarzellen sollen zwei Heli-Flugbasen auf Madagaskar künftig vor Stromausfällen geschützt werden. So, dass die Helis nahtlos starten können, um Menschenleben zu retten. Urs Baumann betreibt in Münsingen seit 28 Jahren ein Elektrogeschäft, BERN-OST hat er erzählt, wie er zu diesem Projekt im Indischen Ozean gekommen ist.

 

BERN-OST: Urs Baumann, Sie bauen eine Solaranlage auf das Dach eines Heli-Hangars in Madagaskar – wie kamen Sie dazu?

Urs Baumann: Ich war Anfang Jahr in Madagaskar in den Ferien und lernte das Land auf einer Rundreise kennen. Es ist ein wunderschönes Land, die Leute sind sehr herzlich, leben sehr einfach. Das holt einen als Schweizer schon auf den Boden zurück. Wieder zuhause war ich motiviert, weil ich gesehen habe, wie es anderen Menschen auf diesem Planeten geht. Leute, die auf dem Boden schlafen, die zu Fuss mehrere Kilometer zurücklegen, um einen Eimer mit Wasser zu füllen. Das löste bei mir eine tiefe Dankbarkeit aus.

 

Worauf Sie sich entschieden, vor Ort zu helfen?

Ich gehe nicht gerne in Länder, um bloss als Tourist umherzureisen und das wars dann. Ich gebe auch gerne etwas zurück. Als ich vor Jahren in Burkina Faso war, habe ich mitgeholfen, dort eine Solaranlage zu installieren. In Grönland half ich bei einem Innenausbau eines Gemeindehauses mit. Auch auf dem Dach eines Kinderheims in Peru haben wir eine Solaranlage installiert. Dasselbe jetzt mit Madagaskar, es geht nicht darum, nur zu nehmen, sondern auch zu geben.

 

Hier ist wenig über Madagaskar bekannt – wie arm ist das Land?

Es ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die medizinische Versorgung ist miserabel. Von den 30 Millionen Einwohnern sind 15 Millionen Kinder, die jünger sind als 15 Jahre. Dafür stehen 16 Kinderärzte zur Verfügung, die Infrastruktur ist sehr schlecht. Es gibt kaum Fachleute, die den Menschen helfen können. Ein Viertel der Bevölkerung sind Analphabeten, die Korruption ist hoch, der Staat hilft viel zu wenig.

 

Haben Sie auch daran gedacht eine medizinische Einrichtung zu unterstützen?

Hinter dem Engagement steht eine praktische Überlegung, ich kann nicht als Arzt helfen. Aber ich kann mit meinen Fähigkeiten dazu beitragen, etwas zu verbessern. Im Land gibt es viele Stromausfälle, Madagaskar liegt in der Nähe des Äquators, also nutzen wir die Sonnenenergie, um Strom zu produzieren. Damit werden beide Flugbasen stromautark.

 

Wofür wird der Heli benötigt?

Sie machen keine Touristenflüge, sondern fliegen in abgeschnittene Gebiete. Wenn Zyklone wüten, brauchen Leute Hilfe, sei es bei einer Komplikation bei einer Geburt oder es müssen Nahrungsmittel transportiert werden.

 

Ein Schweizer Pilot, der dort arbeitet, erzählte mir, wenn er auch nur ein Leben retten kann, habe sich sein Engagement schon gelohnt. Da der Strom in Madagaskar willkürlich ausfallen kann, kam die Idee mit den Solarpanels. Wir installieren auch noch einen Starlink Empfänger auf dem Dach, damit sie konstant Internetanschluss haben.

 

Wie finanziert sich die Solaranlage?

Alles in allem kostet es rund 50'000 Franken, dies trage ich privat. Ich bin aber auch froh um jede finanzielle Unterstützung über den Spendenweg. Lieferanten aus der Solarbranche sind mir entgegengekommen, dadurch erhalte ich die Solarpanels zum Spezialpreis. Weiter unterstützen uns drei Angestellte aus unserer Firma, die bei der Montage vor Ort helfen.

 

Denken Sie, dass Sie das Geld zusammenkriegen?

Nein, ich hoffe, dass ein Teil über Spenden zusammenkommt, den Rest übernehme ich à fonds perdu. Es ist gutes Gefühl in der Hoffnung, etwas zu bewirken.

 

Mit an Bord sind auch Angestellte Ihrer Firma.

Drei Mitarbeiter kommen mit, sie geben ihre Ferien dran, bezahlen Flug und Unterkunft selbst. Wir rechnen mit sieben bis zehn Tagen Arbeit und unternehmen danach noch eine Reise in Madagaskar. Das gibt uns nach der Arbeit noch Einblick in die fantastische Tierwelt, auch eine Biketour ist geplant.

 

Werden Sie sonst noch unterstützt?

Ein Lieferant, der uns Batteriespeicherlösungen verkauft, hat angeboten, uns zu unterstützen. Auch der Götti meiner Frau, er ist 82, macht mit und hilft uns vor Ort. Weiter noch ein Maschineningenieur, den ich noch nicht kenne, er hat angefragt, ob er uns helfen kann. Wir sind da sehr offen.

 

Haben Sie keine Angst, dass diese Arbeiten behindert werden könnten. Beispielsweise, dass der Zoll die Panels nicht rausgibt?

Wir gehen davon aus, dass dies klappt. Die Verfrachtung kostet um die 5500 Franken, das hat jemand organisiert, der sein Leben lang Container in die Welt verschickt hat, da bin ich zuversichtlich. Aber Respekt habe ich vor dem Elektrischen vor Ort oder vor der Qualität des Dachs, es kann immer etwas dazwischen kommen.

 

[i] Urs Baumann hat die Baumann Elektro AG in Münsingen 1997 zusammen mit seiner Frau gegründet. Die Firma ist laufend gewachsen, vor ein paar Jahren hat er die Leitung an seine beiden Söhne Fabian und Tobias übergeben, er selbst ist noch Teil-Aktionär. Das Hauptgeschäft ist die Installation von Solaranlagen, die Firma beschäftigt 35 Angestellte.

 

[i] Die Solaranlagen werden auf dem Hangardach der Helimission und der MAF (Mission Aviation Fellowship) in Antananarivo auf Madagaskar installiert. Wenn Sie sich finanziell daran beteiligen wollen, können Sie dies mit einer Spende unterstützen. Das Konto lautet: CH66 0900 0000 9000 1142 1 zuhanden der Stiftung Helimission, Bleichi 2, 9043 Trogen mit Vermerk: «PV Heliport Mada»


Autor:in
Rolf Blaser, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 03.11.2024
Geändert: 04.11.2024
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