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Hirschen Worb: Was soll das Schild am Zaun?

«Zu vermieten» steht in Grossbuchstaben am Zaun vor dem ehemaligen Restaurant Hirschen im Zentrum von Worb. Das gibt zu reden und viele wundern sich: «Tut sich da etwas Neues?» Wir haben nachgefragt und uns von Stiftungsrätin Sahra Strizzolo erzählen lassen, was rund um den Hirschen läuft.

Das Schild vor dem Hirschen: Kreative Ideen gesucht. (Foto: cw)
Das Schild vor dem Hirschen: Kreative Ideen gesucht. (Foto: cw)

Die Idee stand von Anfang an fest: «Den Hirschen für das Dorf erhalten.» Das hatte Sahra Strizzolo schon beim ersten Gespräch mit BERN-OST diesen Mai erklärt. Kurz zuvor war ausgekommen, dass der Hirschen an die Stiftung «In Memoriam Georg und Dorli Wilhelm», kurz Wilhelm-Stiftung, verkauft worden war.

 

Unten: Öffentlich zugänglich

Rasch war sich der Stiftungsrat einig: Das alte, aber gut instandgehaltene Haus sollte stehen bleiben. Oben soll günstiger Wohnraum entstehen, der Raum unten hingegen öffentlich zugänglich bleiben, idealerweise als Gastrobetrieb. Sahra Strizzolo ist eine der fünf Stiftungsrät:innen, und weil sie in Worb lebt, hat sie nicht nur die Liegenschaft für die Stiftung entdeckt, sondern begleitet jetzt auch die Entwicklung der Projekte. 

 

Gesucht: Herzblut und Leidenschaft

Was aber bedeutet jetzt das Plakat am Zaun? Sahra Strizzolo lächelt und zuckt bedauernd die Schultern: «Es bedeutet, dass wir noch nicht viel weiter sind als im Mai», sagt sie. Konkret heisst das: «Wir suchen immer noch Pächter:innen, die mit Herzblut, Leidenschaft und einer guten Portion Fantasie den Gastrobetrieb übernehmen.»

 

«Hirschen 2.0» ist kaum möglich

Der Hirschen sei ein schönes Haus und habe durchaus Potential, sagt sie. Nur: Gastronomiebetriebe scheinen es zurzeit schwer zu haben und Worb sei stark bernorientiert. «Schwung und Fantasie sind gefragt, wir möchten, dass etwas von der alten Stimmung im Hirschen weiterlebt.» Einen «Hirschen 2.0» werde es allerdings nicht geben, das sei klar, «denn der alte Hirschen ist eng mit der Familie Fankhauser verknüpft».

 

Hauptsache fundierte Idee

Daher dürfe es durchaus etwas Neues sein, sogar wenn Leute anfangs kritisch reagieren. «Wir vom Stiftungsrat wollen künftigen Pächtern nicht ins Konzept dreinreden», betont Sahra Strizzolo. «Aber wir möchten auch nicht in einem halben Jahr neu suchen müssen.» Eine Bedingung für den Stiftungsrat sei daher, dass Interessierte sich mit Bewilligungsfragen auskennen und einen minimalen Businessplan vorlegen können.

 

«Zusammenkommen und Gastronomie»

Bisher hat das nicht geklappt, daher hängt das Banner am Zaun – einzig mit den Kontaktdaten des Immobilienverwalters darauf. Das ist Absicht: «Wir wollen Leute mit unkonventionellen und innovativen Ideen nicht abschrecken», erklärt die Stiftungsrätin. Auch auf  auf homegate.ch heisst es nur: «Schönes Restaurant zu vermieten», und: «Räume fürs Zusammenkommen, Gastronomie und kreative Ideen.»

 

Von Atelier mit Kulturbetrieb…

Ausser dem Mietpreis, mehreren Fotos und einem Grundrissplan soll bewusst wenig definiert sein. Zwar ist der Hirschen unter der Kategorie «Restaurants zu vermieten» zu finden, aber möglich sei sehr viel, betont Strizzolo: «Beispielsweise ein Atelier mit Küche, ein Laden mit Bistroecke, ein Bücherkaffe mit Sandwichbar oder ein Kulturbetrieb mit Café, allenfalls auch als Pop-Up.»

 

…bis Treffpunkt für Jung und Alt

Oder, ihre Augen blitzen, allenfalls könnte auch ein Treffpunkt für Junge und Alte entstehen, vielleicht gar zusammen mit Altersheimen und Schulen. «Eigentlich müsste man das nicht isoliert denken, sondern vernetzt – es geht ja letztlich um den Dorfkern», überlegt sie. Sicher ist so viel: «Es soll ein Ort werden, der für Worber:innen zugänglich ist und möglichst das bestehende Angebot ergänzt.»

 

Fast hätte es geklappt…

Um ein Haar hätten sie bereits eine Lösung gehabt, erzählt sie dann: Jemand habe sich mit einem guten Konzept gemeldet, der Funke sei gesprungen und die beiden Parteien hätten kurz vor dem Unterschreiben gestanden. Dann jedoch zog die interessierte Partei sich zurück und der Vertrag kam doch nicht zustande.

 

…jetzt muss ein neuer Funke springen

Deshalb sucht die Stiftung weiter, und Sahra Strizzolo hofft, dass sich bald jemand meldet: «Das Haus liegt an bester Lage, es wäre toll, wenn bald wieder Leben hineinkommt!» Ausserdem koste ein leeres Gebäude, und es sei nicht gut für ein Haus, wenn es leerstehe. Daher hängt das Schild am Zaun. Findet sich dann der oder die passende Betreiber:in, sei das Restaurant an sich betriebsbereit, sagt sie: «Sobald eine gute Lösung gefunden ist, kann es sofort losgehen!»

 

[i] Interessierte mit innovativen Ideen können sich bei Stiftungsrätin Sahra Strizzolo melden: s.strizzolo@bluewin.ch. Für Fragen zur Restaurationsfläche ist Michael Werner von Graffenried Liegenschaften zuständig: michael.werner@graffenried-liegenschaften.ch

 

[i] Die Räume im oberen Stockwerk werden zu günstigem Wohnraum umgestaltet: Vorerst wird die ehemalige Wirtswohnung in zwei separate Wohnungen aufgeteilt, demnächst werden Planer:innen angefragt. Der Ausbau geschieht im Lauf des nächsten Jahres, noch im 2025 sollen dann die beiden preisgünstigen Wohnungen bereitstehen.

 

[i] Die Stiftung «In Memoriam Georg und Dorli Wilhelm» wurde 2021 mit dem Zweck gegründet, Wohnraum für Menschen zu ermöglichen, deren eigene Mittel nicht ausreichen, um eine marktübliche Miete zu bezahlen. «Wir setzen uns dafür ein, dass qualitativ guter Wohnraum zu fairen und gut bezahlbaren Mieten zur Verfügung gestellt wird», schreibt die Wilhelm-Stiftung. «Die Stiftung ist gemeinnützig und arbeitet nicht gewinnorientiert.» Die Website ist noch in Bearbeitung.


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 17.10.2024
Geändert: 17.10.2024
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