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Infoanlass Energie Grosshöchstetten AG: Viele Fragen, viele Antworten – alles klar?
130 Interessierte fanden sich in der Aula des Schulhauses ein. Sie erhielten in dreieinhalb Stunden sehr viele Informationen rund um die Energie Grosshöchstetten AG ENGH, über Strompreise, den Wärmeverbund und seine Finanzierung. Sie stellten viele Fragen und bekamen viele Antworten. Ob alles geklärt ist, bleibt offen.
Bis zum letzten Platz waren die 130 Stühle in der Aula Schulgasse besetzt, als die Energie Grosshöchstetten AG ENGH zum Infoanlass empfing. Am Rednertisch sassen die drei vom ENGH-Verwaltungsrat: Peter Däpp, Christine Hofer und Magnus Furrer. Rechts daneben der Geschäftsleiter und Finanzverantwortliche Ralph Bolzli. Witzig wirkte im Hintergrund die Theaterbühne mit Sofa, Sessel und Tischlein – als wäre sie eigens für den Anlass eingerichtet worden.
Aktiengesellschaft: Schnelle Entscheidungen…
Mucksmäuschenstill war es, als Verwaltungsratspräsident Magnus Furrer die Geschichte der ENGH zusammenfasste und erzählte, wie 2015 die Gründung als Aktiengesellschaft beschlossen und die ENGH mit 98,3 Prozent angenommen wurde. «Die Vorteile einer Aktiengesellschaft», erklärte Furrer, «bestehen unter anderem darin, dass sie schnelle Entscheidungen ermöglicht.»
…aber Eigentümer haben eingeschränkten Einfluss
Genau dieses Mecano war offenbar vielen bis anhin nicht klar gewesen. Das zeigte die Frage aus dem Publikum, wo denn sie als Bürger:innen blieben, wenn sie doch Eigentümer seien? Tatsächlich, so erklärte Magnus Furrer, sei ein Nachteil der AG, dass die Eigentümerschaft nur eingeschränkten Einfluss habe: «Und zwar über die Eigentümerstrategie und die Wahl des Verwaltungsrats.»
Strompreis soll günstiger werden
Abwechselnd erklärten Verwaltungsrat Magnus Furrer und Geschäftsführer Ralph Bolzli, wie Stromeinkauf funktioniert, wie sich der Strompreis zusammensetzt und wie man mit Quartalseinkäufen Schwankungen abfangen kann. Einige müde Blicke wurden bei Furrers Fazit wieder wacher: Der Preis für die Energielieferung werde nicht mehr so hoch sein, versprach er nämlich. Das sei sicher, da schon neun Zehntel des Stroms für 2025 eingekauft worden seien: «Es wird günstiger!»
Herausforderung Photovoltaik
Auch die Herausforderung Photovoltaik (PV) kam zur Sprache, die erforderliche Netzsanierung, die Investitionskosten für den Netzausbau, damit PV-Anlagen, Wärmepumpen, Ladestationen angeschlossen werden können. «Diese Problematik haben alle Energieunternehmen», betonte Furrer. «Wir tun, was wir können, aber wir können nicht zaubern.»
Einige schauten bereits ein wenig wirr drein, als Geschäftsführer Bolzli in wahnsinnig schnellem Tempo wahnsinnig viele Informationen herunterratterte. Er sprach von Strommengen, Produktion, Abnahmepreisen, interner Verrechnung und grossen Datenmengen und schloss mit der Feststellung: «Es ist eine grosse Herausforderung.»
Und dann zum Wärmeverbund…
In der Fragerunde beantwortete Magnus Furrer unerschütterlich Fragen zu Strompreis, Marktwahl, Investitionen und Smartmetern. Es war bereits nach 21 Uhr, als es langsam zur Sache ging, nämlich in Richtung Wärmeverbund. «Man kann doch nicht den Verwaltungsrat entlassen, damit man ein neues Kerngeschäft aufbauen kann», kam das Votum aus dem Publikum. Furrer entgegnete, man könne doch das eine tun und das andere nicht lassen: «Auch Wärme ist nötig, wir können nicht das Stromnetz sanieren und die Heizungen lassen.»
…und zum Werdegang
Schritt für Schritt erklärte Magnus Furrer dann, wie sich der Wärmeverbund innert fünf Monaten entwickelt hat, wie der Talacker dazugekommen ist, wie die Preise auf dem Tarifblatt ersichtlich sein werden und wie aufgrund des Zeitdrucks alles parallel laufen musste. «Wir müssen weg vom Heizöl, das ist keine Frage!» Und der Wärmeverbund erlaube für einen langen Zeitraum erneuerbare Wärmeenergie zu einem attraktiven Preis.
Bälle zugeworfen und pariert…
Als gegen 22 Uhr die Fragerunde eröffnet wurde, waren einige schon sichtlich erschöpft. Dennoch erinnerte es ein wenig an einen Tennismatch, bei dem das Saalpublikum dem Verwaltungsrat einen Ball zuwarf, den Magnus Furrer parierte.
Ob die Steuerzahler:innen für den Talacker mitbezahlen, und wieviel? – Es gehe nicht um Steuergelder, sondern um ein Darlehen der Einwohnergemeinde an ENGH, erklärte Furrer, und dieses Darlehen werde verzinst.
Es brauche aber dennoch 4 Millionen Franken Kapitalerhöhung, damit die ENGH ihre Geschäfte finanzieren könne? Furrer: «Ja. Aber es gibt keine günstigere Alternative, jede andere Lösung kostet die Steuerzahler mehr!» Auch Fragen nach Abschreibungen und Anschlussgebühren beantwortete er spielend.
… bis zum Knackpunkt Finanzierung
Dann aber der Knackpunkt: Die Finanzierung. Frage aus dem Publikum: «Die zweimal 2 Millionen Franken müssen aber noch von den Stimmbürgern abgefragt werden?» Magnus Furrer, ohne Zögern: «Ja.» Und weiter, ganz ehrlich: «Wenn das nicht zustandekommt, haben wir ein Problem.» Die ENGH sei am Erarbeiten der Finanzierung. Aber: «Ihr werdet nicht mehr Steuern zahlen, wenn ihr ein Ja eingebt für die Kapitalerhöhung!»
Und dann wurde es noch ein wenig laut
In der letzten Dreiviertelstunde wurde es dann doch noch ab und zu laut: «Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?», kam ein Vorwurf aus dem Publikum. Und: «Das wird die ENGH in Schieflage bringen, das ist Vernichtung von Gemeindeeigentum!» Bis hin zu: «Das ist doch eine Verarschung der Bürger, tut mir leid.»
Die Voten ernteten einigen Applaus, aber dennoch heizte sich die Stimmung nicht auf. Vielleicht, weil Furrer angesichts der Anwürfe erstaunlich gelassen blieb und sich entschuldigte, das sei absolut nicht die Meinung gewesen.
«Energiewende kostet Geld»
Kurz vor 23 Uhr meldete sich schliesslich der Aargauer Heizungsingenieur Jakob Stenz zu Wort, der als Fachplaner für den Talacker mandatiert ist. Er war am Infoanlass für allfällige fachliche Fragen anwesend und stellte sachlich klar: «Eine Energiewende kostet Geld.» Der Energieverbund sei ideal, betonte er: «Zwar kommt er anfangs teuer, aber er wird auch in Grosshöchstetten positiv sein.»
Und offensichtlich fand Stenz, dass nun der Fragen genug sei: Er wünschte den Anwesenden «schönen Abend, kommt gut heim – und macht euren Gemeinderat nicht ganz kaputt!» Dem Applaus nach zu schliessen, fanden etliche, er habe recht. Und auch Feierabend sei eine ganz gute Idee.
«Ich war gefasst auf Fragen und Vorwürfe»
Tags darauf zeigt sich Magnus Furrer erfreut, dass sogar noch mehr Interessierte gekommen seien, als er erwartet habe. Er findet im Rückblick, der Anlass sei ganz gut gelaufen: «Ich war ja gefasst auf Fragen und Vorwürfe und stehe nicht das erste Mal so vor Leuten.»
Ihm sei bewusst, dass der Abend lang gewesen sei und längst nicht alle die vielen Zahlen, Begriffe und Zusammenhänge voll verstanden hätten – «dafür müsste man sich monatelang in die Thematik einarbeiten».
Erklären und überzeugen
Aber er habe aufzeigen wollen, dass das Stromgeschäft nicht einfach sei. «Und wir wollten allen die Chance geben, zu verstehen.» Damit hofft er, die Gemeindebewohner:innen vom Wärmeverbund so weit zu überzeugen, dass sie dem Darlehen zustimmen werden.
Magnus Furrers Abschiedsworte ernteten jedenfalls freundlichen Applaus: «Wir können mehr als Strom anbieten», versprach er. «Die ENGH gehört der Gemeinde und ist allen nah. Glaubt mir, es ist für unser Dorf.» Ob seine Überzeugungsarbeit wirkte, muss sich noch zeigen.
Erstellt:
16.05.2024
Geändert: 16.05.2024
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