- Wirtschaft
Kiesen - Ramseier kehrt Kiesen den Rücken – 16 Stellen betroffen
Nach über 100 Jahren werden in Kiesen ab 2017 keine Obstsäfte mehr hergestellt. Die Ramseier Suisse AG verlagert die Weichpackungsproduktion nach Sursee. 16 Mitarbeitende verlieren ihre Stelle in Kiesen.
«Die Ramseier Suisse AG verlagert die Produktion von Weichpackungen von Kiesen nach Sursee LU», teilte das Unternehmen mit. Der Produktionsstandort in Kiesen werde per Anfang 2017 geschlossen; am Hauptsitz in Sursee würden dagegen sechs Millionen Franken in zwei neue Weichpackungsanlagen investiert.
Most aus Tetrapaks je länger, je weniger gefragt
Weichpackungen sind landläufig als Tetrapaks bekannt. In den letzten Jahren ist ihr Anteil am Markt für Obst- und Fruchtsäfte zurückgegangen. Der Trend geht hin zu PET- und Dosengebinden. Laut Ramseier sind die Ausstosszahlen der Weichpackungsproduktion am Standort Kiesen deshalb «markant gesunken».
Wie Jürg Emmenegger, Leiter Marketing bei Ramseier, auf Anfrage erklärt, betrug allein der Rückgang vom Vorjahr gegenüber 2015 rund 10 Prozent. «Die Zahlen gehen seit einigen Jahren kontinuierlich zurück», sagt Emmenegger.
Auch die Produktionsanlagen selbst sind in Kiesen in die Jahre gekommen. «Sie genügen den heutigen technologischen Anforderungen nicht mehr und müssen modernisiert werden», sagt der CEO von Ramseier, Christian Consoni.
Die Produktion wird daher in Sursee konzentriert, wodurch laut Emmenegger Synergien genutzt werden können. In Kiesen wird noch rund ein Jahr Mostobst gepresst und abgefüllt: die neuen Produktionsanlagen in Sursee werden bis dahin sukzessive in Betrieb genommen.
Für 7 Mitarbeitende noch keine Lösung
Am Standort Kiesen sind heute 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Nachdem sie bereits im Februar über die Pläne der Produktionsverlagerung informiert worden waren, teilte ihnen die Geschäftsleitung am Montag den definitiven Entscheid mit.
«Mit mehr als der Hälfte der Mitarbeitenden konnte man eine Lösung finden – Pensionierungen und Arbeitsstellen in Sursee», schreibt Ramseier. Die restlichen 7 Mitarbeitenden würden beim Umstrukturierungsprozess begleitet und unterstützt.
«Ramseier ist Teil der Fenaco-Gruppe mit rund 80 Unternehmen, darunter auch solche in der Nähe von Kiesen. Wir versuchen, für die betroffenen Mitarbeitenden innerhalb unserer Firmengruppe einen anderen Job zu finden», erläutert Jürg Emmenegger. Erste Einzelgespräche hierfür würden bereits am Dienstag geführt.
Mostobst soll weiterhin in Kiesen angenommen werden
Neben der Tetrapakproduktion wird in Kiesen, jeweils im Herbst, auch eine Mosterei betrieben. Dabei wird Mostobst aus den Regionen Bern, Wallis und der Westschweiz angenommen und verarbeitet. Pro Saison werden von September bis Mitte November im Schnitt rund 5000 Tonnen Mostobst verarbeitet. Laut Ramseier ist es das Ziel, nach der Verlagerung der Produktion «das Mostobst der Obstbauern aus der Region wie bisher anzunehmen».
Dass die Verarbeitung von Äpfeln und Birnen in Kiesen nach über 100 Jahren Tradition zu einem Ende kommt, ruft auch bei Jürg Emmenegger wehmütige Gefühle hervor: «Kiesen macht definitiv einen wichtigen Teil der Geschichte von Ramseier aus.» Das Unternehmen habe sich den Entscheid nicht leichtgemacht. Letztlich habe der «extrem hohe Druck im Getränkemarkt» den Ausschlag gegeben.
Mit jener in Kiesen schliesst die älteste industrielle Mosterei im Kanton Bern. Die tägliche Press- und Silokapazität beträgt 240 Tonnen. Das stetig gewachsene Unternehmen erstreckt sich über eine Fläche von 1,3 Hektaren.
Im Jahr 1977 erfolgte der Zusammenschluss der Mostereien Kiesen, Ramsei, Münsingen und Herzogenbuchsee zur Pomdor AG. Seit 2008 ist die Mosterei unter dem Dach der Ramseier Suisse AG beheimatet.
[i] Siehe auch:
-BZ-Artikel "Kiesen - Saurer Apfel für Kiesen" vom 4.11.2015...
Erstellt:
02.11.2015
Geändert: 04.11.2015
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