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Konolfingen - Ehrwürdige Steine, würdiger Platz

Quelle
Wochen-Zeitung

In Konolfingen erstellen Fritz und Christian Bay einen Skulpturengarten mit Basaltsteinen von Franz Eggenschwiler. Am wilden Pflanzenmärit vom 19. Mai kann er besichtigt werden.

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Noch stehen die Steine beim Werkhof «Cheer» der Firma Bay an der Emmentalstrasse in Konolfingen. 2005 liess sie Fritz Bay dort aufstellen. Ruhig und majestätisch trotzen sie der Hektik des Alltags, auf einem Stück Land zwischen Strasse und einem Kieshaufen. Moose, Gräser und Sträucher umgeben die dunkelgrauen, zum Teil fast schwarzen Skulpturen. Sie haben sich in die Landschaft eingefügt, als würden sie schon ewig hier stehen. Doch die Idylle an diesem Platz hat bald ein Ende, aber nur, um an einem andern Ort ihre Fortsetzung zu finden. Anfang nächster Woche werden Baumaschinen auffahren, Kräne werden die bis zu 19 Tonnen schweren Kolosse auf Lastwagen verladen. Die Reise dauert nicht lange, nur bis an die Hünigenstrasse bei der Chisebrücke. Dort wird Christian Bay die Steine zu einem Skulpturengarten zusammenstellen.

Die Natur als Künstlerin


Es ist dies nicht die erste Reise für die Basaltsteine. Ursprünglich standen sie in Eriswil beim Künstler Franz Eggenschwiler (1930–2000). Dieser holte die Steine in der Eifel in Deutschland aus Steinbrüchen. Er beliess die meisten so, wie sie die Natur erschaffen hatte. Basalt ist ein Vulkangestein. Je nach dem, wie schnell die Lava erkaltet war, bildete sich ein zusammenhängendes Gesteinsgefüge oder aber meterlange, häufig sechseckige Säulen. Eher selten sind Kugelbasalte. All diese Erscheinungsformen sind im Skulpturengarten der Bays zu bewundern. Die Natur hat skurrile Gebilde hervorgebracht, manche nehmen bei längerem Betrachten eine bestimmte Gestalt an. Hier steht ein Engel, dort ein Bär an der Wasserstelle, der eine Stein lädt zum Liegen ein, der andere bietet eine Sitzfläche.

Skulpturen statt Überbauung


Steine haben es Fritz Bay schon immer angetan, die Basaltsteine von Franz Eggenschwiler besonders. Entdeckt hat er sie auf dem Areal von Hermann Birrer in Zäziwil. Ursprünglich gedachte er nur einen oder zwei zu kaufen, doch schliesslich konnte er nicht widerstehen und erstand gleich 40 Stück. Nun ist er froh, an der Hünigenstrasse einen würdigen Platz für die Skulpturen gefunden zu haben, der auch der Öffentlichkeit zugänglich sein wird. «Eigentlich hätte ich auf diesem Stück Land, das an die Überbauung am Libellenweg anschliesst, ein Mehrfamilienhaus erstellen können. Doch ich habe mich dagegen entschieden. Ich mag es nicht, wenn alles überbaut wird, obwohl ich ja Baumeister bin. Der offene Blick auf die Berge bedeutet mir viel.» Während sich Fritz Bay in erster Linie ums Organisatorische und Finanzielle kümmert, befasst sich Sohn Christian Bay mit der Gestaltung der Parkanlage. Der Garten- und Landschaftsgestalter hat den Steinen Namen gegeben, um sich ihre Anordnung besser vorstellen zu können. «Die grossen Skulpturen werden kreisförmig aufgestellt mit einer Art Altar in der Mitte. Es wird ein archaischer, karger Platz werden, sozusagen ein Kontrapunkt zur modernen Siedlung.» Eine gute Vorbereitung für den Umzug sei wichtig, betont Christian Bay. Man könne die Steine schon des Gewichts wegen nicht x-mal verschieben, die meisten müssten auf Anhieb an der richtigen Stelle zu stehen kommen. «Es wird nicht einfach sein, nebst all dem Betrieb und der Hektik während des Umzugs die Ruhe zu bewahren, den Überblick zu behalten und trotz allem auch intuitiv entscheiden zu können.»

Nach der Hektik wird wieder Ruhe einkehren. Die Steine werden sich setzen, Moose, Gräser und Sträucher sie umgeben. Sie werden sich in die Landschaft einfügen, als würden sie schon ewig hier stehen.

Autor:in
Silvia Ben el Warda-Wullschläger / Wochen-Zeitung
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Erstellt: 10.05.2012
Geändert: 10.05.2012
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