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Konolfingen - Neuer Beck verkauft altes Brot

Die Confiserie Berger eröffnet am Samstag einen neuen Laden mit Café in Konolfingen. Berger setzt auf ein spezielles Konzept, er verkauft dort ausschliesslich Produkte, die in seinen Filialen nicht verkauft wurden. Ein mutiger Schritt, schon bald will er in Konolfingen auch ein Restaurant eröffnen.

In Konolfingen entsteht der neue Laden mit Cafeteria. (Foto: Rolf Blaser)
Chris Berger: «Ich bin dagegen, dass man alles wegwirft.» (Foto: Rolf Blaser)
«Z'guet für furt» zieht in den Bau zwischen «Berger Schuhe & Sport» und der Landi in Konolfingen ein. (Foto: Rolf Blaser)
Im Aussenbereich entsteht ein Kafi. (Foto: Rolf Blaser)

Wir treffen uns im Laden, der am Samstag eröffnet wird. Der neue Beck mit Café befindet sich direkt zwischen Berger Sport und der Landi in Konolfingen. Theke und Kühlgeräte stehen bereit, es hat einige Bar-Tische im Eingangsbereich. Chris Berger, Inhaber der Confiserie, sitzt an einem Tisch im Schatten. Er hat sich etwas Neues überlegt für sein neues Geschäft in Konolfingen.

 

Brot von gestern zum halben Preis

«Wir eröffnen hier einen Laden und bieten die nicht verkaufte Ware vom Vortag an. Diese verkaufen wir zum halben Preis», sagt Chris Berger. Er ist 43 und betreibt neun Filialen der Confiserie Berger. «Wir haben hier ein Konzept, welches auf Verschwendung ausgerichtet ist.» Das mag im ersten Moment verwirrend tönen. Doch jede Bäckerei hat am Abend zu viele Waren. Brot, Cremeschnitten oder Früchtekuchen, die nicht verkauft wurden. Bisher gab Berger diese ab an die «Äss-Bar» in Bern, welche diese weiterverkaufte. Was in Bern läuft, kann auch in Konolfingen funktionieren, ist Berger überzeugt.

 

Gegen Verschwendung

«Das Thema Food-Waste beschäftigt uns schon seit Jahren», so Berger. «Ich bin dagegen, dass man alles wegwirft. Das ist völlig sinnfrei.» Das Konzept eines Ladens, der die Produkte wiederverwertet, habe er schon länger im Kopf. Das erstaunliche am Laden ist: «Alle Dinge hier haben schon mal gelebt.»

 

Das gesamte Inventar hat Chris Berger einer Bäckerei in St. Gallen abgekauft. Auch die Kaffeemaschinen, die Tassen, Kühlschränke, Tische und Stühle, alles sind gebrauchte Produkte. «Diesen Laden wollen wir nur mit Occasion-Geräten betreiben, ansonsten würde dies nicht in das Konzept passen.» In der Theorie gehe die Rechnung auf, alles andere werde sich zeigen.

 

Das belegte Brötli

Der neue Laden der Confiserie Berger heisst «Z’guet für furt». Berger ist zuversichtlich, dass das Konzept auf dem Land ankommt. «Sonst würden wir es nicht versuchen. Wenn es nicht läuft, werden wir auf frisch produzierte Waren umstellen.» Das Ziel sei aber die Verschwendung zu reduzieren und die Wertschöpfung in der Region zu behalten. «Schauen wir die Verschwendung bei einem nicht verkauften belegten Brötli an. Da werden Energie, Arbeitszeit und Rohmaterialien verschwendet, das wollen wir vermeiden.»

 

Angebot wechselt täglich

Wie gross und umfangreich das Angebot bei «Z’guet für furt» sein wird, kann Berger noch nicht sagen. «Wir wissen im Voraus nicht, was es am nächsten Tag gibt. Welche Brotsorten und ob wir Cremeschnitten oder Vanille-Cornets im Angebot haben. Man kann aber auch regulär Ware bestellen, dann kann diese in Konolfingen abgeholt werden.»

 

Verzögerung wegen Einsprachen und Krieg

Letztes Jahr gab Berger den Laden in Grosshöchstetten auf. Geplant war, dass im selben Jahr in Konolfingen ein Geschäft eröffnet wird. Doch es kam anders. Es gab Einsprachen gegen den Laden und das Restaurant. Die Confiserie Berger musste abwarten, der Ukraine-Krieg begann und die Preise explodierten.

 

«Wir kamen an einen Punkt, wo das Projekt nicht mehr tragbar war und wir mussten das Ganze verschieben.» Chris Berger will am neuen Standort in Konolfingen mehr als nur eine Bäckerei. «Wir planen hier ein Restaurant zu eröffnen. Aber dafür ist es noch zu früh. Wir hoffen, dass wir dies in den nächsten drei Jahren realisieren können.»

 

Selfscanning kommt

Diesen Samstag startet die Confiserie Berger mit ihrem neuen Geschäft «Z’guet für furt». Es sei schwierig gewesen, gute Leute zu finden, aber sie hatten Glück. Berger wird in Konolfingen auch neue Systeme ausprobieren. «Irgendwann werden Systeme wie Selfscanning ein Thema sein, wir probieren hier neue Systeme aus, im Verkauf und im Service.»

 

[i] Die Confiserie Berger wurde 1898 von Hermann und Vreni Berger in Häutligen gegründet. 1967 zog die Bäckerei nach Münsingen in die Liegenschaft der damaligen Spar- und Leihkasse (heute SLM). Seit 1975 befindet sich die Confiserie am Dorfplatz 5 in Münsingen und betreibt heute neun Läden in Münsingen, Worb, Rubigen, Muri, Gümligen, Steffisburg, Oberdiessbach und Konolfingen. Die Confiserie Berger beschäftigt 126 Angestellte und wird von Chris Berger in vierter Generation geführt. Auch seine Partnerin Belinda Grütter arbeitet in leitender Funktion im Betrieb.

 

[i] Bergers «Z’guet für furt», Haldenweg 3, Konolfingen.

Öffnungszeiten:

Montag bis Freitag: 8:00 bis 17:00 Uhr

Samstag: 8:00 bis 16 Uhr

Sonntag geschlossen


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 13.10.2023
Geändert: 06.11.2023
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