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Konolfingen - Neues Schulhaus, alter Widerstand

Quelle
Berner Zeitung BZ

Die Gemeinde will ein zentrales Schulhaus bauen und dafür die ­kleinen Schulen schliessen. Über das Vorhaben wird im Herbst abgestimmt – der ­Widerstand ist programmiert.

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Wollen sich wehren: Daniel Gygax, Eva Stettler und Claudine Glauser von der IG «Schule mitgestalten». (Bild: Christian Pfander)
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Hell, freundlich mit Sicht auf den Aussenbereich: So soll es dereinst im kreisrunden Schulhaus aussehen. (Bild: PD)
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Tagesschule der Gemeinde Konolfingen. Zwischen Küchenzeile und Wandtafel steht das Modell des geplanten Schulhauses: ein kreisrunder Bau. Mehrere Dutzend Konolfinger haben sich eingefunden. Bestaunen das Projekt, stellen Fragen. Im Neubau sollen künftig die Basis- und die Mittelstufe untergebracht werden. Im Gegenzug will die Gemeinde die kleinen Schulhäuser in den Ortsteilen schliessen. Im Herbst stimmen die Bewohner über das Geschäft ab.

Gemeindepräsident Daniel Hodel (SVP) grüsst und schüttelt Hände. Er erklärt: «Rein finanziell rechnet sich der Neubau nicht.» Doch es bestehe Handlungsbedarf. Konolfingen ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Und die Einwohnerzahlen nehmen weiter zu. Ab 2021 werden jährlich rund hundert Kinder mehr eingeschult.

Hodel deutet auf den Container hinter sich, in dem die Tagesschule untergebracht ist. Eigentlich ein Provisorium. Es bestehe aber nun schon längere Zeit. «Das ist bezeichnend für die Schul­infrastruktur in Konolfingen.» Mit dem Neubau will die Gemeinde ein attraktives Schulangebot schaffen. Angepasst an den Lehrplan 21 und mit dem nötigen Platz für Zusatzangebote wie die Tagesschule.

Die Kosten des Vorhabens könne die Gemeinde im Moment noch nicht beziffern, sagt Hodel. Er betont aber, dass die kleinen Schulhäuser in einem ­Alter seien, das einen Neubau rechtfertige. Denn sonst müsste man diese sanieren. Dank des Neubaus könne die Gemeinde ­andere Anlagen, wie die Schule Kirchbühl, zurückbauen. Und die freie Fläche anschliessend in eine Wohnzone überführen. Das mache die Gemeinde attraktiv. Und so rechnet sich der Neubau doch.

Kritik aus Gysenstein

Die Gemeinde ist sich bewusst, dass die Zentralisierung auf ­Kritik stösst. Der Widerstand stammt vor allem aus Gysenstein, wo auch die Interessengemeinschaft (IG) «Schule mitgestalten» ihren Ursprung hat. Doch der Entscheid sei definitiv, sagt Daniel Hodel. Die Frage ist nicht ob, sondern wann die Schule schliesst.

Um den Kritikern einer Zentralisierung entgegenzukommen, plant die Gemeinde eine Variantenabstimmung. Variante 1: Alle Klassen der Unter- und der Mittelstufe werden im Neubau un­tergebracht. Variante 2: Neben dem Neubau bleibt das Schulhaus Konolfingen-Dorf offen.

«Berechnend» findet das Daniel Gygax. Er ist Mitglied der IG «Schule mitgestalten». Mit der Variantenabstimmung werde der Widerstand geteilt: «Wenn die Schule Dorf erhalten bleibt, was uns wichtig ist, engagieren sich die Bewohner dort nicht mehr gegen die Zentralisierung.»

An der Vernissage waren die meisten Reaktionen positiv – sowohl zum Neubau wie auch zur Zentralisierung. «Kein Wunder», sagt Gygax. Die Gegner der Zentralisierung seien frustriert und hätten sich das Siegerprojekt gar nicht erst ansehen wollen. So sei die Stimmung in Gysenstein schlecht, erzählt er weiter. «Die Gemeinde schafft Stück für Stück der Infrastruktur ab.»

Übrig ist heute noch die Primarschule. Die von der Gemeinde jedoch torpediert werde: «Die Gemeinde gewährt den Eltern in Gysenstein die freie Schulwahl.» Damit würden Kinder andere Schulen in der Gemeinde besuchen und die Jahrgänge würden ausgedünnt. Das stütze das Argument der Gemeinde, dass es zu wenig Schüler hat. Für eine Basisstufe, so ist Gygax überzeugt, wären es jedoch genug Kinder.

Eine kindgerechte Schule

Das Engagement der IG begrenze sich nicht nur auf den Erhalt der Schule Gysenstein. «Wir setzen uns vor allem für eine kindgerechte Schule ein.» Denn eine grosse Schule mit zwanzig Klassen überfordere die Kleinsten. Ausserdem entstünden für viele Kinder lange Schulwege. Eine Folge davon: mehr Schülertransporte. Das koste nicht nur. Vielen Kindern wäre es wohl nicht mehr möglich, am Mittag nach Hause zu gehen. «Sie werden quasi zur Tagesschule gezwungen.»

Den Neubau betrachtet Daniel Gygax kritisch: «In dieser Form ist der Bau nicht redimensionierbar.» Die Variante mit einem zusätzlichen Standort Dorf wird so benachteiligt. Für die Abstimmung wünscht er sich genaue Angaben zu den Kosten. «Schliesslich wird nicht nur der Neubau teuer.» Beispielsweise koste auch die Sicherung der Schulwege. Eine Variante mit der Modernisierung der bestehenden Schulhäuser sei sicher günstiger – und mehrheitsfähig.


Autor:in
Stephanie Jungo, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 07.04.2018
Geändert: 07.04.2018
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