- Kultur
Letzte Liedertage Konolfingen: "Mit wunderbaren Künstlern"
Das mangelnde Interesse für die Liedertage Konolfingen bestätigte sich auch am ersten Abend. Stefan Heimoz und Burger mussten im fast leeren Dachstock auftreten. Jackie Leuenberger und Henä dagegen durften am zweiten Abend doch vor 30 Gästen ihr Können präsentieren.
Am Freitagabend startete der Scharnachtaler Stefan Heimoz die letzten Konolfinger Liedertage. Der Mundart-Liedermacher begleitet sich auf der Gitarre selbst und besingt in seinen Liedern vorder- und hintergründiges. "Inspiriert für die Texte haben mich meist meine Kinder, aber auch Alltagsgeschichten", erklärt der Oberländer, der in Oberdiessbach geboren ist. So sind die Titel kurz und prägnant und die witzigen, ironischen oder nachdenklichen Texte entlocken ein Schmunzeln. "Joggendi Dogge, Chinderfrage, Jammertante, Bärner Gring, der Huggetobler oder d'Hermine u ihri Termine " um nur einige zu nennen, zogen die Zuschauer in ihren Bann. "Aber hätti dr Chopf nie zum Fänschter use gha, de hätti nie viel gseh u wär dinne blybe sta, wüsst nid emal, was es dusse als hät gha" aus dem Lied d'Büle endet eben auch ironischer Weise mit einer Beule.
Mängisch zart u mängisch wild
Bärndütsch mit abwechslungsreicher Begleitung spielte nach Stefan Heimoz die noch junge Band "Burger" auf. "Nach der Zusage, dass sie meine Songs spielen, stieg ich vor etwas mehr als einem Jahr als Sänger und Gitarrist in die, den Namen von "Misty Monday" zu "Burger" wechselnde Band ein", erklärt Samuel Burger (Gesang, Gitarre). Alexander von Kiparski (Gitarre), Armand Glauser (Schlagzeug) und Stefan Küttel (Bass) fanden den gesuchten Sänger. Die Lieder werden gemäss Burger nicht gemacht, sie werden geboren und sind meist zart, können aber auch wild daherkommen. So auch in einem der vier neuen Songs "Mängisch isch es nid eso cho, win i’s gärn hätt gha, doch am guete Wille het es sälte gfählt…".
Mit ihrem Repertoire, das auch noch aus etwas älteren Liedern besteht, trafen sie die Seelen der Zuhörer. Mit dem unerwarteten, verdankenswerten Verzicht auf ihre Gage wollen sie dazu beitragen, dass der Verein kein zu grosses Defizit einfährt. Die beiden Kleinkulturverantwortlichen Veronika Rieben und Mirjam Gygax dankten im Namen des ganzen Vereins alter Bären.
Das Burgdorfer Meitschi verlässt gerne Trampelpfade
Mit einer wunderbaren Auswahl aus ihrem Repertoire startete die gebürtige Burgdorferin Jackie Leuenberger in den zweiten Abend der Liedertage. Die nun in Bätterkinden wohnhafte Sängerin schreibt ihre Songs selber. So begeistert sie die Zuhörer und freut sich, wenn diese sich in ihren Texten wiedererkennen. "Ich finde es toll, wenn es heute noch so viel Platz gibt um unsere Leidenschaft ausleben und präsentieren zu dürfen", erklärt die Sing-Songwriterin. In "So muess es si", "Räbbärg" oder "Tage voll Läbe" besingt sie ihre Träume und Emotionen. Sehnsucht und schon fast Erwartungen, mal leise, mal laut und temperamentvoll wie "Chum hani es Schlückli trunke, isch es passiert, i tröime no immer dervo, dass i emal ä Räbbärg ha, am Südhang vom Bielersee". Man spürt aber auch, wie sie sich sehnt den Trampelpfad ab und zu verlassen zu können. "Wir sollten nicht versuchen dem Leben mehr Tage zu geben, sondern dem Tag mehr Leben zu geben. Mehr geniessen, mehr Lachen, mehr Trampelpfade verlassen, mehr von Menschen umgeben sein, die uns guttun", sinniert Jackie Leuenberger.
Zangge isch doof u lache isch gsung
Fast mit der ganzen Familie und zwei guten Freunden stand Henä auf der Bühne. "Meine Frau Joelle, die beiden Söhne Tim und Elia sowie Jürg Bauer (Posaune) und Stefan Zurflüh (Keybord/Trompete) unterstützen mich schon lange. Einzig unser jüngster Sohn Noah musste noch zu Hause bleiben", erklärte Heinrich Müller. Gerade aber ihm widmete er den Song "Kinderfragen".
Als "Henä" ist der Selfmade-KMU-Unternehmer aus Lyss weit über die Kantonsgrenzen bekannt. Wie im Ohrwurm „Land in Sicht“ war er viel auf Reisen, komme aber immer wieder gerne nach Hause. "Üses Huus", sei eigentlich ein Liebeslied, zeigt seine Lebenseinstellung. "Am Bach Stoumuure bout, jede chline Momänt üs blind vertraut, Zangge isch doof u lache isch gsung" der neue, jetzt erstmals öffentliche Song Stärnechind erzählt vom Werden und Vergehen. Wertvolle Freundschaften bleiben mit "doch was mir gha hei, das gits süsch für niemer, so viu vo dir isch da u blibt bestah, bis ig muess ga" in bester Erinnerung.
Die wunderbaren, die Seele berührenden und berndeutschen Texte aller Künstler begeisterten, ja liessen unsere Seele baumeln. So ist es eigentlich sehr schade, dass die Liedertage aus finanziellen Gründen reduziert auf einen Liederabend 2019 werden müssen.
Erstellt:
26.11.2018
Geändert: 26.11.2018
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