- Kultur
Konolfingen: Ein Blick hinter den Fahrplan mit Thomas Plüss
In seinem Vortrag nahm Thomas Plüss, Fachspezialist für Analyse Bahnproduktion bei der SBB, das Publikum mit in die komplexe Welt der Bahnproduktion – und machte deutlich, wie herausfordernd es ist, höchste Kundenzufriedenheit zu erreichen.
Als Bahnbetriebs-Disponent hat der Konolfinger Thomas Plüss – er ist in Kreuzlingen aufgewachsen – seine Laufbahn bei der SBB begonnen. Nach mehreren verschiedenen Stationen wie in der Betriebsleitzentrale oder im Störungsmanagement arbeitet er nun bei der Analyse Bahnproduktion der SBB. "Im Fokus unserer Arbeit steht immer die Kundenzufriedenheit. Dabei müssen wir viele Faktoren berücksichtigen", erklärte der seit fast 38 Jahren stolze Bähnler.
Effizient, pünktlich, kundenorientiert und wirtschaftlich
Das übergeordnete Ziel der SBB ist, die Verkehrsleistung effizient, pünktlich, kundenorientiert und wirtschaftlich zu erbringen. "Wir versuchen mit der Erfassung, Auswertung und Optimierung der Produktion respektive der Erbringung von Bahnverkehrsleistungen – im Personen- oder Güterverkehr – ein Optimum zu erreichen". Dabei spielen unzählige Faktoren wie Fahrplanplanung, Fahrgäste, Rollmaterial, Bahnhofsituationen (Perronlänge), Zuglänge, Geschwindigkeit, Umbauten, Personalplanung und nicht zuletzt die Finanzierung eine wichtige Rolle.
"Die Verspätungen sind kein Zufall, sondern systemisch bedingt durch Anschlusspriorisierung, sehr hohe Auslastung, Infrastrukturstörungen (Weichen, Signale) und die heute engen Fahrpläne. Kleine Verbesserungen bei Rollmaterial, Fahrplan und Passagierfluss können aber eine grosse Wirkung entfalten", erklärte der Fachspezialist.
Pünktlichkeit 92.4%
Die SBB hat sich selbst ein Ziel gesetzt und misst, ob ein Zug mit weniger als 3 Minuten Verspätung am Zielbahnhof ankommt. Das heisst: Ein Zug gilt als pünktlich, wenn er höchstens 2:59 Minuten zu spät ist. Das Ziel 2024 war 92.0% und wurde mit 93.2% übertroffen. So wurde das Ziel für 2025 auf 92.4% gesetzt. "Heute werden auch die Zugsausfälle dazu gerechnet, aktuell sind es 94.6%. Wir sind stolz, trotz mehr Zügen die Pünktlichkeit immer verbessern zu können," erklärte Thomas Plüss.
Wie komplex auch die Anzeige bei den Kundeninformationstafeln ist, konnte der SBB-Fachspezialist anhand einer Grafik aufzeigen. "Bei Ereignissen ist aufs Mal alles anders als eigentlich minuziös geplant – da wird das ganze System dynamisch, Entscheidungen müssen in Sekunden getroffen und Informationen in Echtzeit angepasst werden".
2'658 Gruppen
Neben den vielen planbaren Faktoren kommen immer wieder unplanbare Fahrzeugstörungen, ungeplante Baustellen, grosse Events oder besondere Ereignisse. Im Juni gibt es dann noch die Gruppenreisen. Gerade auch deswegen wurde der Fahrplanwechsel vom Juni in den Dezember verlegt. Auf die Frage von Plüss, "wie viele Gruppenreisen gibt es an einem Spitzentag" gab es nur kleine Antworten zur Gruppenmenge. "Der absolute Spitzentag war am 18. Juni 2024 mit 2'658 Gruppen, die befördert werden wollten", beantwortete er seine Frage. Auch diese immense Leistung sei bewältigt worden, erklärte er.
Erstellt:
11.04.2025
Geändert: 11.04.2025
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