- Region
Konolfingerin Kim Bay in Australien: Safari-Tour zum Abschluss
Kimberley Bay (17) aus Konolfingen war seit Ende Juli 2018 in Australien, wo sie ein Jahr lang die australische Kultur kennenlernte. Für BERN-OST berichtete sie von ihren letzten Erfahrungen aus den Melbourne Zoo Twilights, Coober Pedy, Kings Canyon und der Safari zum krönenden Abschluss.
Ich bin seit drei Wochen zurück in der Schule und endlich wieder beim Pferdereiten. Ich bekam einen Anruf von einer Frau, ihr Name ist Prue Kings. Die 65 Jahre junge Lady sprach von sich, ihrer Besessenheit von Pferden und hatte gerade eine Operation hinter sich. Sie hat zwei Pferde, beide sechs Jahre alt. Con, der Junge, ist zu drei Viertel Connemara-Pony und ein Viertel Stock-Horse (Hauspferd genannt). Fudge ist eine Kreuzung zwischen Connemara-Pony und Stock-Horse und sie scheint viel älter, als sie ist, da sie immer sehr lieb und ruhig ist. Ich besuche die Lady jeden Mittwoch und Freitag und seit sie ein weiteres Pferd von einem Freund aus Neuseeland hat, können wir lange Ausritte in den Killingworth Busch unternehmen.
Natürlich sehe ich immer noch meine zwei Liebsten, Blaze und Baz. Jeden Donnerstag besuche ich die beiden und wir spielen unser Auslauf-Spiel (Paddock-Game). So reite ich einen Donnerstag mal Baz, den anderen Donnerstag Blaze und dann wieder von vorne.
Im Auslauf reite ich eines der beiden Pferde, heisst, das andere läuft frei im Auslauf herum und folgt uns. Im Galopp versuche ich, das freilaufende Pferd auszutricksen. Ich gebe vor, nach links zu reiten und sobald das freilaufende Pferd nach links wendet, führe ich das Pferd, auf dem ich reite, schnell nach rechts und kann so dem anderen Pferd zuschauen, wie es in die falsche Richtung läuft. Die Pferde machen dann ein sehr lustiges Schnaufgeräusch nachdem sie ein wenig holpern, drehen sich um und beschleunigen um aufzuholen. Es ist wirklich sehr witzig, diesem Spiel zu zuschauen und Blaze wird allmählich ziemlich gut darin, es wird immer schwieriger, ihn auszutricksen.
Flaggen-Zeremonie mit herzlichen Lachern
Am Wochenende vom 15. bis 17. Februar fuhren alle Austauschschüler vom Bezirk 9790 und zwei weiteren Bezirken zu einer Konferenz nach Albury, wo etwa 2000 Menschen teilnahmen. Wir Austauschschüler eröffneten die Konferenz mit einer Flaggen-Zeremonie. So formten alle Austauschschüler Gruppen, mit den jeweils gleichen Landesleuten und jemand aus der Gruppe hielt die passende Heimatsfahne in die Luft.
Lea, ebenfalls eine Austauschschülerin aus der Schweiz mit der ich herflog, und ich waren die einzigen aus der Schweiz. Sie wollte, dass ich die Flagge halte, da sie Angst hatte, umzufallen. So mussten wir von der Bühne durch das Publikum laufen, während das Lied „This is me“ vom Film „The Greatest Showman“ lief und sie unsere Namen, unser Heimatland und unseren Bezirk verkündeten. Als wir wieder auf der Bühne ankamen, mussten wir uns verbeugen, was unvorbereitet nicht ganz synchron aussah und wir einige Lacher absahnten.
Rock'n'Roll-Abendessen und zwölf schwedische Pärchen
Die nächsten zwei Tage folgten wir unserem Führer Rob, der uns von einem Treffen zum nächsten schleppte. Am Abend bevor wir wieder zu unseren Gastfamilien zurückkehrten, hatten wir ein formelles Abendessen, zu dem wir uns im Rock’n‘Roll-Motto verkleiden durften. Das Essen war nicht so toll, aber die Band spielte wirklich gut und ich konnte mit meinen Freundinnen tanzen. Wieder zuhause, hatte ich von meinen schönen Schuhen die schlimmsten Blasen die ich je hatte und war danach ausserdem zweieinhalb Wochen krank.
In der siebten Schulwoche beherbergte der Yea Rotary Club zwölf Schwedische Pärchen. Diese waren für vier Tage hier und als stolzes Mitglied des Yea Rotary Club, nahmen sie mich zu allen Aktivitäten mit und ich musste nicht zur Schule.
Gestartet hat es mit einem Kinobesuch am Sonntag, wo wir den Film „Stormboy“ schauten. Ich weinte wie ein Baby, genau wie meine Beraterin Ann, von der ich in meinem letzten Bericht bereits erzählte.
Am Montagabend wurden wir von Gary Cocks, der eines der Schwedischen Päärchen beherbergte, zu einem grossen Barbecue eingeladen und konnte Grillkäse und vegetarische Würste probieren, die tatsächlich besser schmeckten, als gedacht.
Healesville-Zoo, Beechworth Bakery und Yarra Valey Chocolaterie & Ice Creamery an einem Tag
Am Dienstag fuhren wir raus zum Healesville-Zoo und es war viel Besser, als das erste Mal, als ich da war. Dies war in meinem ersten Monat meines Aufenthalts dort, es war minus zwei Grad und die meisten Aufführungen fanden nicht statt und viele der Tiere waren versteckt. Auch wenn ich eigentlich gegen Zoo’s bin, muss ich sagen, es war ein schöner, wolkiger Tag mit 25 Grad und ich genoss die Vogel- und Schnabeltier-Show. Die Kängurus sowie die Beutelteufel (Tasmanischer Teufel) kamen sehr nahe an uns ran und ich konnte ein paar schöne Fotos schiessen.
Nach dem Ausflug besuchten wir die Beechworth Bakery und ich ass ein leckeres vegetarisches Curry-Stück und genoss einen leckeren Eis-Kaffee. Eine Tür weiter war ein Weinkeller, wo die Erwachsenen ein paar Weine degustierten und ich, mit einer Cola etwas herumlief.
Auf dem Heimweg stoppten wir bei der Yarra Valley Chocolaterie & Ice Creamery. Ich probierte ein Eis mit dunkler Schokolade. Ich esse hier normalerweise keine Schokolade, da ich noch von meinem ersten Besuch ganz am Anfang meines Austauschjahres weiss, dass die Australische Schokolade annähernd nicht so gut ist, wie die Schweizer Schokolade.
Am Abend hatten wir unser wöchentliches Rotary-Treffen, welches wir für unseren Schwedischen Gäste auf Dienstag verschoben, damit sie dabei teilnehmen konnten. Ich ass bloss ein wenig Gemüse, da ich vor lauter gutem Essen den ganzen Tag kaum Hunger hatte. Wir rundeten den Abend mit dem gemeinsamen Singen des Liedes „Waltzing Matilda“ von Slim Dusty ab und Sandra, meine erste Gastmutter, fuhr mich nach Hause.
Ein Marlon Williams Konzert im Zoo
Am Freitag nahm mich meine liebste Beraterin Ann zu den Melbourne Zoo Twilights mit, quasi ein abendliches Konzert im Zoo. Wir hörten uns Marlon Williams an, dieser ist aus Tasmanien und ich dachte, ihn nicht zu kennen, bis ich den Song „Vampire again“ hörte. Williams ist einer von Anns Lieblingssängern und er ist wirklich ziemlich gut. Ich mochte sein neustes Lied „Being somebody“ sehr. Er erzählte, dass das Lied zum ersten Mal vor Publikum gesungen wurde. Ich hoffe sehr, er bringt es in seinem neuen Album.
Bei jedem Zoo Twilight werden Spenden für Soziale Projekte gesammelt und natürlich auch für die artgerechte Haltung der Zoo-Tiere.
Ein Tag mit Gastmutter Julie
Am Sonntag nahm mich meine zweite Gastmutter Julie in den Lindsay Park, einer von drei Rennställe in Euroa, die ich bisher besuchte – Melbourne und Sydney. Ich glaube, der Stall in Euroa ist der grösste und bekannteste. Sie besitzen 200 Pferde und zwei davon gehören immer noch Queen Elizabeth II, was ich ziemlich cool finde.
Nach unserer zwei stündigen Tour und nachdem ich beinahe jedes Pferd dem ich begegnete streicheln konnte, gingen wir in ein nettes Pub Mittag essen, wo ich einen leckeren Blumenkohl mit Käse hatte.
Unser Canberra-Trip
Am 19. März war es endlich soweit. Julie und Ian Lynch, meine zweite Gastfamilie, holten mich am Dienstag um 9 Uhr abends ab, um Clarisse in Wodonga für einen 4-Tage-Trip durch Canberra abzuholen. Es dauerte drei Stunden bis Wodonga und sobald Clarisse im Auto war, waren wir weitere dreieinhalb Stunden unterwegs. Wir hielten einmal für ein kurzes Mittagessen und einer heissen Schokolade, ansonsten schlief ich ziemlich bequem mit meinem Kissen, das ich extra für die Autofahrt einpackte und ja, ich fühlte mich ziemlich schlau mit dieser Idee. Als wir nach Canberra kamen, stoppten wir, um ein paar Lebensmittel einzukaufen und fuhren dann zu unserer vierzig-Minuten entfernten Hütte, wo wir für diese Zeit wohnten.
Die Hütte sah von Aussen ziemlich klein aus, aber als ich im Wohnzimmer stand, stoppte es mir der Atem. Es war wirklich schön und doch ziemlich gross. Vor dem Haus war ein Garten mit einem kleinen Spielplatz für die Kinder. Ausserdem gab es eine Veranda mit Glaswänden, einem Esstisch und einer bequemen Couch.
Wenn man die Schiebetür öffnete, kam man in die Küche und neben dem Kühlschrank war die Tür zum Badezimmer, welches sehr, sehr schön ausgestatten war und sogar eine Badewanne hatte. Neben dem Badezimmer war das Zimmer von Julie und Ian mit einem Doppelbett und gleich nebenan war Clarisses und mein Zimmer mit einem Kajütenbett, welches eher für Kinder gemacht war. Ich, mit meinen 1.75m stiess mir den Kopf jede Nacht und weckte dadurch immer wieder Clarisse – Entschuldigung für das, mein kleiner Freund!
Es gab noch ein drittes Zimmer, mit zei normalen, seperaten Betten, wo Ians Schwester Lorraine schlief, die in Canberra in einem Schullager war und bereits eine Woche in der Hütte übernachtete. Das Wohnzimmer hatte einen Fernseher, zwei Sofas und einen kleinen Esstisch. Ausserdem gab es eine Art Streichelzoo mit Schweinen, Kaninchen und Vögel. Es war uns gestattet, diesen unseren Kompost zu verfüttern.
Nachmittag beim Parlamentshaus und Kriegsmuseum
Am ersten Tag unseres Aufenthaltes mieteten Clarisse und ich zwei Fahrräder und wir fuhren zwei wunderschöne Stunden um den See. Am Nachmittag fuhren wir ins Parlamentshaus, welches auf einem Hügel gebaut wurde, sodass man auf der einen Seite direkt auf das Dach laufen konnte. Vor Jahren konnte man dies noch, doch dann hat man aber die Sicherheitsregelungen verstärkt. Der Grund, warum man das Parlamentsgebäude auf dem Hügel baute war, dass die Leute sich als einen Teil davon sehen sollten, und nicht als etwas, das höher als das Selbst ist.
Nach diesem Ausflug gingen wir ins Kriegsmuseum und schauten eine dreissig-minütige Zeremonie in Gedenken an die Opfer der Kriege in Australien. Ein Mann aus Schottland spielte mit seinem Dudelsack, was einfach toll zur ganzen Atmosphäre passte und ich muss sagen, das war wohl der schönste Teil der Zeremonie.
Während dem musikalischen Teil stellten sie ausserdem etwa vier Blumenkränze neben den Brunnen in eine Feuerstelle, um ihre Gefühle über den Terror-Anschlag in Neuseeland ausdrückten.
Was ich auch schön fand, waren die Vögel, die währen der Zeremonie nahe über dem Wasser flogen, und jedes Mal wenn ein Vogel tatsächlich ans Wasser kam, bewegte sich das Wasser ganz sanft, was die Stimmung noch harmonischer machte.
Die vielen Namen der Kriegsopfer sind auf die Wände geschrieben und man kann eine rote Blume, genannt „Poppy“ – das Symbol des Kriegsdenkmals, neben denjenigen positionieren, dem man seinen Respekt schenken will. Das Gebäude hat eine schöne Architektur und all die Namen der Länder, die Krieg mit Australien hatte, waren irgendwo in eine Wand gemeisselt.
Gerichtshof: Streitereien um nichts
Den nächsten Tag starteten wir mit dem Besuch im Obersten Gerichtshof und es war tatsächlich wie in den Filmen: Ständige kleine Streitereien, auch wenn es sich um ziemlich banales Zeug handelte. Nach diesem Besuch gingen wir in das Nationalmuseum um eine dreissig minütige Aufführung über die Antarktis und der Klimaerwärmung in dieser Region.
Ausserdem schauten wir uns auch die australische Geschichte in der Nationalgalerie an. Es war wunderbar und ich bin froh, dass Clarisse und ich unterwegs das Poster der Antarktis-Aufführung fanden.
Später fuhren uns Julie und Ian in ein ziemlich grosses Einkaufszentrum, wo wir etwa eine Stunde herum bummelten.
Ab Abend wollten Clarisse und ich ein schweiz-/französisches Dessert als Dankeschön zubereiten und auch, weil es unser letzter Abend war und am nächsten Tag Julies Geburtstag war. Wir machten ein französisches Schokoladenmousse mit Toblerone und wir fühlten uns stolz über unsere Kochkünste.
Mount Kosciuszko
Ein Wochenende nach dem „Rotexs“ nahmen ehemalige Austauschschüler, welche nun als Freiwillige beim Rotary-Club mithelfen, uns Austauschschüler vom District 9790 mit auf die verschneiten Berge. Wir erkundeten die Geschichte des „Man from the snowy River“, und hatten die Möglichkeit, Australiens höchsten Berg (2228 Meter ü. Meer) zu erklimmen, den Mount Kosciuszko. Die Wanderung war ziemlich einfach und das Wetter wunderbar. Ich muss sagen, der Mount Kosciuszko sieht im Vergleich mit den Schweizer Alpen nach einem grösseren Hügel aus…
Wir gingen sogar Bobfahren und hatten alle sieben Fahrten zu Gute. Auch wenn es eine kurze Strecke war, und ich dies schon bei uns in der Schweiz gemacht habe, stockte ich bei meinen ersten zwei Fahrten ziemlich. Doch bei den letzten zwei Abfahrten raste ich ohne Bremse die Strecke hinunter und konnte meine Fahrt sogar filmen.
Organisation und Start der Safari
Die nächste Woche war ziemlich anstrengend, da wir mit der Organisation unserer Safari zu tun hatten. Als Austauschschüler, welche ihren Aufenthalt in Europa absolvieren, dürfen auf einen Europa-Tour und die australischen Austauschschüler nehmen an einer dreiwöchigen Safari teil. Start ist in Adelaide, gefolgt von einer Tour durch Zentral-Australien und dem tropischen Queensland mit Schlussteil in Sidney.
Es gibt rund fünf bis sieben verschiedene Safaris mit jeweils etwa 30 Kids. Ich nahm an der letzten Safari teil, welche am 14. April startete und am 4. Mai schon wieder vorbei war. Jeder einzelne Tag war so toll, dass ich 45 Seiten schreiben könnte und nur noch über die ganze Safari reden kann.
Wie ich schon sagte, trafen wir uns alle in Adelaide, da wir Austauschschüler von überall in Australien haben. Selbst wir vom District 9790 hatten neun Stunden Busfahrt bis wir am Treffpunkt waren. Wir blieben zwei Tage in Adelaide, bis alle Kids eintrafen und machten uns auf den Weg in die Wüste, wo buchstäblich nichts war. Wirklich nichts. Nach einer langen Busfahrt stoppten wir bei einem kleinen Campingplatz. In den ganzen drei Wochen, die wir unterwegs waren, schliefen wir nur sieben Nächte in Hütten und ich bin mir ziemlich sicher, ich weiss nun alles über das Zelten.
Coober Pedy, Kings Canyon, Uluru und Alice Springs
Unsere erste Attraktion war „Coober Pedy“, ein unterirdisches Hotel, wo wir eine Nacht verbrachten. Dieser Ort ist berühmt für die australischen Opale - ein schöner, glänzender Heilstein. Es wird viel Schmuck mit blauen, weissen oder den typisch violetten Steinen verkauft.
Nächster Stopp war Kings Canyon, wo wir einen umwerfenden Spaziergang durch den Sonnenaufgang machten. Am gleichen Tag durften wir auf eine Helikopter-Tour, die über die beiden riesigen Felsbrocken Uluru und Kata Tjuta führte. Um den Aborigines unseren Respekt zu zeigen, erklommen wir Uluru nicht. Diese Kletter-Attraktion wird aus demselben Grund Ende Jahr geschlossen.
Am nächsten Tag liefen wir rund um Uluru herum und hatten einen Aborigine dabei, der uns anführte. Sein Name ist Kevin, da sein Aborigine-Name unglaublich schwer aus zu sprechen war. Er erzählte uns all die schönen Geschichten über praktisch jedes Loch in diesem grossen, orangigen Felsen. Einen interessanten Fakt habe ich dabei gelernt: Uluru hat eigentlich die Farbe Grau, doch weil die Felsen mit Oxygen reagieren, wechseln sie ihre Farbe in ein dunkles Orange. Am Nachmittag machten wir eine 45-minütige Wanderung zwischen den Kata Kjuta Felsen. Unsere Köchin, Tracey, und unserer Bus-Chauffeur, Tim, organisierten ein Abendessen in Uluru. So konnten wir den Sonnenuntergang und die Änderung der Felsfarben in der Dämmerung beobachten. Es wechselte von Orange zu Blut-Rot und dann in ein dunkles Braun.
Der nächste Soppp war in Alice Springs, wo wir australische Eidechsen und Schlangen auf uns tragen durften. Es war genial und unheimlich zugleich.
Erster freier Tag - Grippe ahoi!
Am darauffolgenden Tag hatten wir so zu sagen einen freien Tag um die Stadt zu erkunden. Leider endete ich damit, meinen freien Tag im Spital zu verbringen. Ich bekam eine starke Grippe und war nicht mehr in der Lage, mein eigenes Gewicht auf den Beinen zu halten. Ich war aber nicht all zu traurig, denn Alice Springs ist dafür bekannt, keine wirklich sichere Stadt zu sein. Mädchen müssen in mindestens Dreier-Gruppen unterwegs sein und mindestens ein Junge muss dabei sein. Meine Freunde erzählten mir bei ihrer frühen Rückkehr, dass sie sogar von betrunkenen Personen angeschrien wurden.
Da ich mich nicht sonderlich gut fühlte, war ich froh, dass wir die nächsten zwei Tage praktisch nur herumfuhren. So konnte ich viel schlafen und musste mich nicht gross bewegen oder essen. Ich freute mich aber, dass es mir besser ging, sobald wir die Wüste verliessen und den Dreck und die Fliegen hinter uns liessen und langsam den wunderschönen, tropischen Queensland entgegenfuhren, was heisst, wir kommen dem Strand immer näher!
Cairns - mein liebster Teil der Safari
Nun kommen wir zu meinem Lieblingsteil der Safari: Die drei Nächte in Cairns, in denen wir in kleinen Hütten übernachten. Nach der ersten Nacht in einem Bett fuhren wir zum grossen Korallenriff-Aquarium und verbrachten den ganzen Morgen dort.
Danach hatte ich ein Mittagessen mit meinen liebsten Austausch-Mädchen: Caroline aus Dänemark, Josefine aus Deutschland und Élénore und Clarisse aus Frankreich. Wir assen in einem sehr netten italienischen Restaurant und natürlich hatten wir alle Pizza oder Pasta! Nach dem Essen spazierten wir durch die Stadt und bummelten an den vielen verschiedenen Geschäften vorbei. Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg zum Strand, wo wir eine wunderschöne Lagune fanden. Eine Lagune ist so zu sagen ein Schwimmbecken mit Sandboden direkt neben dem Meer, so schwimmst du theoretisch im Meer, nur halt umzäunt. Grund für diese Lagunen in Queensland sind hauptsächlich die Krokodile. Diese sind überall in Queensland, daher ist es viel zu gefährlich im Meer schwimmen zu gehen, da die Krokodile gerne dort herumhängen, wo das Wasser nicht so tief ist.
Wir schwammen in der Lagune bis es dunkel wurde. Nachdem wir kurz duschten, um das Salz von uns zu waschen, gingen wir auf den Nachtmarkt. Wir assen lediglich ein Eis, da wir alle noch voll von unserem Mittagessen waren, doch dieses Eis – ein neuseeländisches Produkt – war unglaublich lecker!
Josefine's Falls mit Felsrutsche
Am nächsten Tag holte uns ein winziger, süsser Bus ab und wir lernten Sash kennen. Sash ist Einheimischer und sehr humorvoll und ich sage euch, das war absolut der beste Tag, denn Sash nahm uns mit zu drei verschiedenen Wasserfällen. Wir schwammen und kletterten und rutschten etwa 15-mal beim „Josefine’s Falls“ die natürliche Felsrutsche hinunter.
Sash gab uns soviele Snacks wie Schokolade, Kekse, frisch aufgeschnittene Früchte und tolle, vegetarische Brötchen, dass wir nicht einmal mehr zu Abend essen wollten.
Der Grund, warum dies mein liebster Tag war, war die Atmosphäre, wenn du unter dem Wasserfall stehst, hinauf schaust und alles um dich herum verschwindet, einfach atemberaubend! Das einzige, was man hört, sind die Vögel, die singen und wie das Wasser über die Felsen fliesst und sanft bricht, wie leichter Regen tröpfelt es ins Gesicht, einfach unbeschreiblich! Die Zeit stoppt und du willst nie mehr weg. Nie.
"Hilfe! Krokodil!"
Der letzte Stopp an diesem Tag war der Eacham-See, wo wir schwimmen gingen. Ja, ich weiss, hört sich ziemlich langweilig an. Bis du weisst, dass dort ein Krokodil lebt und du nicht genau weisst, wo. Ich schwamm von einem Ufer zum anderen und überholte dabei die ganze Gruppe, was wohl nicht die beste Idee war, denn nun war ich allein und viel einfacher zu schnappen und ich dachte nur: „Bitte nicht ich, bitte iss mich nicht, ich bin Vegetarierin, ich schmecke dir sicher nicht, nicht ich, nicht ich…“. Glücklich darüber noch am Leben zu sein wollte ich aber gleich losheulen, denn ich musste den ganzen Weg wieder zurückschwimmen.
Endlich aus dem Wasser und in ein Badetuch eingewickelt, setzte ich mich an die Sonne. Die Sonne schien sanft und ich schloss meine Augen um ein wenig herunter zu fahren, und auf einmal höre ich jemanden schreien: „Oh mein Gott, oh mein Gott, ich sah es, es ist gleich dort drüben!“. Ich geriet in Panik als ich sah, dass einige meiner Freunde immer noch im Wasser waren und 50 Meter hinter ihnen das blutrünstige Ding hinterherschwamm. Ich schrie „Verdammt nochmal, beeilt euch, das Krokodil ist genau da!“, denn ich wollte schliesslich meine Lieblingsfranzösin Benoît, meinen kleinen Spanier Isaac und unsere italienische Schönheit Nicolo nicht verlieren. Sie sind ein Teil meiner District-9790-Familie, sie dürfen nicht sterben! Wir kennen uns alle seit dem ganzen Austauschjahr und halfen uns gegenseitig durch raue Zeiten mit Heimweh und vielen Tränen…
Sie haben überlebt.
Auf dem Heimweg, in Gedanken an mein Bett, dass in der Hütte auf mich wartet, erzählte Sash, dass es nur ein einziges Krokodil im ganzen See gibt. Es war nämlich das Haustier von jemanden und als es zu gross wurde, setzten sie es einfach aus. Auf seinem Weg um Futter und Wasser zu finden, musste der See mit den vielen Schildkröten und praktisch keiner Konkurrenz wohl das näheste und gelegenste Zuhause für ihn gewesen sein.
Regnerische Tage in Airlie Beach
Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg nach „Airlie Beach“, wo ich meinen zukünftigen Ehemann traf – aber dazu später. Wir kamen ziemlich spät zum Campingplatz und es regnete den ganzen Nachmittag. Es gibt nichts nervigeres, als zuversuchen, sein Zelt auf matschigem Untergrund genügend gespannt aufzustellen, da die Heringe sowieso nicht im Boden bleiben.
Praktisch jedes Zelt war voll mit Wasser und keiner wollte weder darin schlafen, noch seine Sachen darin lagern. Auch wenn wir über vier Stunden bettelten, wollten die Leiter trotzdem, dass wir zu unserem eigenen Schutz trotzdem in den Zelten schlafen. So kam es dazu, dass meine Zelt-Freundin und ich abwarteten, bis die Leiter, die übrigens im Bus übernachteten, sicher eingeschlafen sind, schlichen uns aus unseren Zelten und rannten durch den Regen in eine Wäscherei. Natürlich waren wir nicht die Einzigen mit dieser Idee und trafen dort alle Austauschschüler.
Ocean-Rafting und Sichtung auf (hoffentlich) zukünftigen Ehemann
Am darauffolgenden Morgen auf dem Weg zum Hafen waren die Leiter ein wenig sauer, doch keiner von uns interessierte dies wirklich, da alle viel zu aufgeregt auf das Boot-Fahren (Ocean Rafting) waren. Sobald alle ihre Neoprenanzüge anhatten, die übrigens ziemlich bequem waren, verteilten wir uns auf zwei verschiedenen Booten. Ich war in der Gruppe „Schwarz“ und war glücklich, als ich sah, dass ziemlich alle, die ich nicht so mag, im anderen Boot sitzen und wir sie den ganzen Tag nicht sehen.
Und da traf ich meinen zukünftigen Ehemann – Ben.
Ben ist gross, muskulös aber nicht zu viel, hat eine wunderschöne Hautfarbe, helle, blaue Augen, goldenes Haar und ein wunderschönes Lächeln! Das Wichtigste daran ist aber, dass Ben Freunde in Luzern hat, was nur 45 Minuten von meinem Wohnort entfernt ist – man kann mir nicht sagen, dass dies kein Zeichen ist…
Jedenfalls arbeitet Ben im „Ocean-Rafting-Team“ und sein Boots-Buddy ist Daniel, kurz Dan. Dan steuert das Boot während Ben sich um jeden an Bord kümmert und sicher geht, dass niemand vom Boot fällt.
Bei unserem ersten Stopp wurden wir mit Taucherbrillen, Schnorcheln und Schwimmflossen ausgestattet. Wir schnorchelten 40 Minuten und ich sahen viele, farbige Korallen in dem 2.5 Meter tiefen Wasser. Die 45 Minuten fühlten sich an wie 10 Minuten, doch wir durften uns nicht all zu sehr vertrödeln, da wir bei einem Teil des grossen Korallenriffs für 1.5 Stunden schnorcheln gingen. Dies wollte natürlich niemand verpassen.
Als wir dort ankamen, war ich die erste im Wasser und beinahe nahm es mir den Atem! Dort waren überall Fische – wirklich überall! Das Wasser ist dort rund 17 Meter tief und vom Meeresgrund zur Meeresoberfläche voll mit Fischen. Dort war ein Haufen von blauen Fischen mit einer Länge von 30 bis 40 Zentimetern. Sie hatten schwarzen und gelben Streifen und schwammen wild umher.
Sobald Ben wusste, dass ich aus der Schweiz komme und er ja Freunde in der Schweiz hat, fing er an, mich zu piesacken. Da schwamm ein grosser, schwarzer Fisch, der sich sehr schnell und zielsicher umherbewegte. Der Fisch war ziemlich angsteinflössend und Ben kam auf die grandiose Idee, mir ein Stück Speck an den Kopf zu werfen. Es war keine gute Idee…
Einer dieser Fische attackierte mich und es schien, als wolle er dieses Stück Speck wirklich dringend haben und so schwamm er direkt auf mich zu und rammte seinen ganzen Körper mit meinem Kopf. Kein Wunder verlor ich meine Taucherbrille und fing an zu schreien, als ich nur noch Fische um mich herum spürte und nichts mehr sehen konnte. Natürlich wollte Ben den Helden spielen und sprang majestätisch mit einem Back-Flip vom Boot und half mir, die Taucherbrille wieder auf zu setzen. Manchmal denke ich, Männer bleiben ihr Leben lang Teenager…
Als ich endlich wieder was sehen konnte, realisierte ich, wie drei massive Napoleonfische im Wasser umherschwammen und ich war ganz aufgeregt. Ich kenne diese Fische aus einem Nintendo-DS-Spiel „Animal Crossing“, welches ich gerne auf langen Autofahrten spielte. PS: Ich liebe dieses Spiel immer noch! Ich folgte den Fischen, die sich langsam bewegten und mich nicht beachteten, solange ich sie nicht berührte.
Ich wollte gar nicht mehr weg, doch wir hatten noch einen tollen, letzten Stopp vor uns: Airlie Beach! Der Strand mit dem wunderschönen, weissen Sand, ist der zweit-berühmteste Strand auf der Welt.
Wir liefen rund eine Stunde dem Strand entlang, dann gabs das Mittagessen. Nach dem Essen gingen wir alle schwimmen und wollten nie mehr weg von da.
Auftakt nach Sidney!
Die nächsten zwei Nächte waren wie die letzte; Zelte voll Wasser und das Hinausschleichen zu der Wäscherei. Dann fuhren wir und fuhren, stoppten bei der Goldküste und blickten auf „Surfers Paradise“, was wegen Haisichtung geschlossen war. Dann fuhren wir weiter und weiter und kamen endlich in Sidney an.
In der ersten Nacht in Sidney war ich auf einem Boot, das vom kleinen Ufer gleich neben dem Opernhaus losfuhr. Ich machte eine 50-minütige Fahrt und fuhr unter der Hobart-Brücke durch, am Luna Park vorbei und vielen grossen, imponierenden Gebäuden. Die Stadt sieht nachts mit den vielen Lichtern so magisch aus!
Am nächsten Morgen kletterten wir auf die Harbour-Brücke – Sie ist die grösste (aber nicht längste) Stahlbrücke der Welt. Mit einer Höhe von 134 Meter steht sie über dem Hafen. Sie ist ebenfalls die meistbefahrene Strasse der Welt.
Den Rest des Tages verbrachte ich mit meiner Freundin Clarisse, meiner hübschen Caroline, der liebherzigen Morena aus Brasilien und meiner Süssen Josefine. Wir machten uns auf den Weg durch die Stadt, liefen viel herum und nahmen Trämli für einen Dollar.
Wenn man mich fragt, ist Sidney viel zu gross. Doch in einer grossen Stadt kannst du auch mehr Unsinn treiben. Zum Beispiel ein grünes 300-Dollar-Paillettenkleid anzuziehen und wenn die Verkäuferin fragt, ob man es kaufen will einfach cool sagen: „Es ist mir zu schwer!“, oder drei Stunden lang in einem Einkaufszentrum zu verbringen, um lediglich ein Eis zu kaufen. Der spannendste Teil war aber die darauffolgende Nacht, die ich bei einer Show im Opernhaus verbringen durfte.
Das Leben der Opernsägerin Yma Sumac
Es war eine 70-minütige Aufführung von Ali McGregor. Eine geschickte Performance mit einem Mix aus Komödie und unglaublichen Sing-Künsten machten die Geschichte über das Leben des berühmten Opernsänger Yma Sumac sehr emotional und unterhaltsam. Selbst die Kostüme waren atemberaubend – mir gefiel besonders das letzte Kleid, das sie trug. Leider durfte man aber während der Aufführung keine Aufnahmen machen.
Neben mit sassen nur vier Austauschschüler, die sich entschieden, die Show zu sehen und ich war ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht. Ich meine, wie oft ist man in Sidney mit 36 anderen Menschen in deinem Alter, mit denen man hierher hätte kommen können.
Nach der Aufführung hatten wir ein kleines Shooting im und vor dem Opernhaus, weil es nachts einfach unglaublich aussah. Auf dem Weg zurück zum Hotel, schnappten wir uns noch kurz ein Eis. Wir waren die letzten, die von ihrer Stadttour zurückkamen. Es war klar, dass alle noch wach blieben und nicht mehr als fünf Stunden Schlaf bekamen, da es der letzte Abend der Safari war.
Abschied mit Tränen
Der nächste Tag war geprägt von Tränen und Umarmungen, da viele in der Safari sehr gute Freunde gefunden haben. Die Person, die ich wohl am meisten vermissen werde, ist Amalie Andersen. Sie ist eine herzliche, junge Frau, die nie schlecht gelaunt war, auch wenn sie auf der Safari ebenfalls ziemlich krank wurde. Sie ist wie eine siebte Schwester für mich und wir planen bereits unseren Besuch bei der anderen. Ich freue mich jetzt schon sehr, irgendwann etwas von Dänemark sehen zu dürfen.
Genau das war mein Lieblingsteil des Ganzen Austauschs – neue Menschen treffen und kennenlernen. Die Art wie sich die Menschen dir gegenüber öffnen und dich in ihrem Leben willkommen heissen ist einfach schön und herzerwärmend. Ich baute mir selbst ein zweites Zuhause und eine Familie, die mich liebt, und ich werde jeden davon unglaublich vermissen.
Auch wenn es traurig ist, dass mein Austausch zu Ende ist und ich diese Menschen hinter mir lassen muss, heisst es nicht, dass ich sie aufgebe. Ich durfte weltweite Bekanntschaften machen und werde diese von meiner Seite aus sicher pflegen und hoffe, diese Freundschaften halten ein Leben lang.
Ich plane bereits meinen nächsten Besuch in Yea und möchte noch viel mehr von Australien sehen, vielleicht in sechs oder sieben Jahren. Bis dahin hoffe ich, dass mich vielleicht einige Freunde in der Schweiz besuchen kommen. Ich möchte diesen Menschen ein Stück zurückgeben und sie in meinem Leben willkommen heissen, wie viele davon es auch bei mir gemacht haben.
Das „Rotary Youth Exchange“-Programm ist eine der besten Organisationen, von denen ich je gehört habe. Denn ich bin nun ein Teil davon und werde mein Leben lang ein stolzes Mitglied sein. Ich möchte jedem Menschen in jeder Altersgruppe die Möglichkeit geben, weltweite Freundschaften zu knüpfen und zwar durch ein Austauschjahr, um ein «Rotarian» zu sein, jemanden von Übersee bei sich zu beherbergen oder einfach nur das Rotary-Projekt zu unterstützen.
Fazit und Danksagung
Mein Austauschjahr lehrte mich so unglaublich viel in so kurzer Zeit. Auch wenn ich immer Leute zum reden hatte, und die mir halfen, wenn ich es brauchte, hatte ich Momente, in denen ich mit niemanden reden mochte und half mir einfach selbst. Für diese Erfahrung bin ich so dankbar!
Ich bin dankbar für diese Art von Erfahrung, da ich nun in jeder Situation in meinem Leben, wo ich am selben Punkt stehe, nun genau weiss, was ich tun muss. Hätte ich diesen Austausch nicht gemacht, hätte ich das wohl nie gelernt.
Nun freue ich mich aber auf meine Lehre als Reiterin bei Hazienda in Niederhünigen.
Ich möchte mich bedanken, bei dem Rotary-Club Konolfingen, der Zuhause mein Host- und Sponsorclub war und mir diese Reise erst möglich gemacht haben, dem Rotary-Club von Yea, die mein Host- und Sponsorclub in Übersee waren, und es möglich machten, nach Australien (meinem Erste-Wahl-Land) zu gehen, all meinen Host-Familien, meinen Beratern und dem District 9790 in Victoria, der das Zuhause der Youth Exchange war. Meinen Eltern danke ich dafür, dass sie dem «Rotary Youth Exchange»-Programm vertrauten und mich gehen liessen, und meiner Familie und meinen Freunden dafür, dass sie immer für mich da waren.
Erstellt:
15.09.2019
Geändert: 15.09.2019
Klicks heute:
Klicks total:
Bei BERN-OST gibt es weder Bezahlschranken noch Login-Pflicht - vor allem wegen der Trägerschaft durch die Genossenschaft EvK. Falls Sie uns gerne mit einem kleinen Betrag unterstützen möchten, haben Sie die Möglichkeit, dies hier zu tun.