• Region
  • Wirtschaft

Kreiselbeck Biglen: «Ich möchte aufhören»

Seit über 20 Jahren steht Brigitte Stettler hinter dem Tresen in der Bäckerei. Erst beim Kreiselbeck in Grosshöchstetten, danach in Biglen. Jetzt sucht sie nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin. BERN-OST hat sie erzählt warum.

Brigitte Stettler: «Ich möchte aufhören, aber der Zeitpunkt ist noch nicht klar.» (Foto: Rolf Blaser)
2012 haben Brigitte Stettler und Josef König den Kreiselbeck in Biglen übernommen. (Foto: Rolf Blaser)

Brigitte Stettler (64) ist seit diesem Jahr im Pensionsalter. Doch dies allein ist nicht der Grund, dass sie in Pension gehen will. «Ich möchte aufhören, aber der Zeitpunkt ist noch nicht klar», sagt Stettler mehr als einmal. Dabei gefalle es ihr in ihrem Beck in Biglen. Hier hat sie vor Jahren zufällig angefangen zu arbeiten und hier hat sie auch ihren Mann kennen und lieben gelernt.

 

Verliebt in der Backstube

Brigitte Stettler ist in Schafhausen im Emmental aufgewachsen, hat Damenschneiderin gelernt und meldete sich auf eine Anzeige beim damaligen Bigle Beck. Damals führte ihr heutiger Schwager Markus König die Bäckerei zusammen mit seiner Frau Regula. Stettler stand an der Theke und verkaufte Brot und Süsses, in der Backstube arbeitete ihr heutiger Mann Josef König (63). Die beiden verliebten sich, machten sich selbständig, indem sie 2001 den Kreiselbeck in Grosshöchstetten eröffneten.

 

Umsatzeinbruch wegen Tanke

Das Geschäft lief. Damals gab es noch drei Bäckereien in Grosshöchstetten, die Bäckerei Schüpbach, die Confiserie Berger und den Kreiselbeck. Stettlers Mann stand in der Backstube, sie besorgte den Laden. «Der Umsatz war gut. Aber als die Coop-Pronto-Tankstelle aufging eingangs Grosshöchstetten, merkten wir das sofort.» Beim Kreiselbeck hatte es keinen Parkplatz direkt vor dem Laden. «Als das Pronto kam, ging der Umsatz um 20 Prozent zurück. Das konnten wir nicht mehr aufholen.» Im selben Jahr erkrankte ihr Mann, Josef König schwer, Diagnose Krebs. Die beiden heirateten, ihr Mann erholte sich wieder.

 

Neuanfang in Biglen

Als 2012 die Betreiber des Bigle Becks einen Nachfolger suchten, schlugen Stettler und ihr Mann zu. Sie kauften das Haus in dem sich der Bigle Beck befand, und eröffneten den Kreiselbeck Biglen. Der Laden in Grosshöchstetten wurde zur Filiale. «Es lief, die Leute schätzten den Beck im Dorf», so Stettler. In Spitzenzeiten lieferten sie Brot und Backwaren in die Arnisäge, nach Obergoldbach, Landiswil, in die Moosegg und nach Konolfingen. Bis es 2017 nicht mehr lief. Plötzlich steckte der Kreiselbeck in Zahlungsschwierigkeiten. Sie brauchten Geld, viel Geld.

 

Ein grosses Herz

Die Hilfe kam von einer Familie aus der Gegend. Jemand, der seinen Namen nicht auf BERN-OST lesen will, erfuhr, dass der Kreiselbeck vor dem Aus stand. Die Familie schaltete sich ein und half finanziell aus. Als dies nicht reichte, kaufte die Familie das Haus des Kreiselbecks in Biglen. Das half, der Kreiselbeck hatte nun wieder etwas Luft, es ging weiter. Doch dann schlug das Schicksal erneut zu.

 

Der nächste Tiefschlag

Vor drei Jahren meldete sich der Krebs bei ihrem Mann zurück. Nachdem mehrere Tumore diagnostiziert wurden, konnte Josef König nicht mehr arbeiten, den Laden in Grosshöchstetten mussten sie schliessen. Brigitte Stettler leitete fortan den Beck in Biglen. Entgegen der Diagnose der Ärzte im Inselspital erholte sich Josef König, konnte das Pflegeheim verlassen und lebt seither im gemeinsamen Haus in Zäziwil. Gepflegt wird er von seiner Frau, diese besorgt den Haushalt und schaut, dass der Beck in Biglen läuft.

 

Am Anschlag

«Ich arbeite zwischen 50 und 60 Stunden die Woche», sagt Brigitte Stettler sichtlich erschöpft. In den 60 Stunden sind die Pflege des Mannes und der Haushalt nicht inbegriffen. Da ihr Mann nicht mehr in der Backstube steht, musste sie zwei Bäcker und eine Konditorin anstellen. Im Laden sind sie meistens zu zweit, aber die Arbeit zehrt an ihren Kräften. Deshalb sucht Stettler eine Nachfolgelösung für die Bäckerei.

 

Biglen braucht einen Beck

Die Besitzer des Hauses sagen: «Uns ist es wichtig, dass hier eine Bäckerei oder zumindest ein Bäckerladen weiter existiert. Deshalb suchen wir dringend eine Nachfolgelösung.» Das Dreieck in Biglen sei wichtig, so die Liegenschaftsbesitzer. Mit dem Dreieck meinen sie den Kreiselbeck, die Metzgerei Pfäffli und den Chäsi-Laden. «Die Kundinnen und Kunden kommen, weil sie alle drei Läden in Reichweite haben. Wenn einer der drei Läden zumacht, ist das für die anderen ein Problem.»

 

Wer übernimmt?

Die Liegenschaftsbesitzer und Brigitte Stettler möchten, dass der Betrieb als Bäckerei weitergeführt wird. «Wir wünschen uns jemand oder ein Paar, die den Beck weiterführen. Die Lage ist zentral, es hat Parkplätze, die Backstube ist eingerichtet.» Sie sind sich bewusst, dass ihr Wunsch ein wenig aus der Zeit gefallen scheint, dennoch wollen sie es versuchen. Die Hoffnung stirbt schliesslich zuletzt.

 

[i] Interessierte können sich direkt bei karin010568@icloud.com per E-Mail melden.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 23.11.2023
Geändert: 24.10.2024
Klicks heute:
Klicks total: