- Wirtschaft
Öffentlicher Kühlschrank: Nur einmal war es chli gruusig
Seit gut zwei Monaten steht in Worb ein öffentlicher Kühlschrank. Die Initiantinnen ziehen eine positive Bilanz und arbeiten an der Zukunft des Projekts.
Im Rahmen eines Schulprojekts stellten drei Schülerinnen der Klasse 8E in Worb beim Eingang der Firma Hager Küchen einen grossen Kühlschrank auf. Wer Esswaren zuhause hat, die noch gut sind, die aber drohen zu verderben, weil man sie nicht konsumieren wird, kann diese im Kühlschrank deponieren. Mitnehmen darf sie, wer sie brauchen kann. Geld fliesst keines (BERN-OST berichtete.)
Ein Augenschein an einem gewöhnlichen Wochentag zeigt: Der Kühlschrank ist fast leer, aber sauber. "Wir putzen ihn einmal pro Woche", sagt Mitinitiantin Lilly Epprecht. Das erledige, wer grad Zeit habe und in der Nähe wohne. Bei dieser Gelegenheit würden jeweils auch die Esswaren kontrolliert und wenn nötig entsorgt.
"Wir dachten, es dauert länger"
"Wir sind sehr zufrieden, wie es angelaufen ist. Wir dachten, es dauert länger, bis es funktioniert", sagt Epprecht. Es würde regelmässig Essen gebracht und auch wieder abgeholt. Und im Allgemeinen in guter Qualität. "Nur einmal hat wohl jemand seinen Vorrat ausgemistet und abgelaufene und schmutzige, offene Packungen deponiert, die wir entsorgen mussten. Das war chli gruusig."
Dass das Angebot rege genutzt wird zeigt auch eine Postkarte, die jemand im Kühlschrank aufgehängt hat: "Liebe Klasse 8 E, super Idee! Ich füttere den Kühlschrank oft, und er ist fast immer leer! Bravo!" schreibt ein Worber.
Salat und Toblerone
Immer am Mittwoch wird der Kühlschrank zudem von den Schülerinnen selber bestückt mit Essen, das beim Worber Sozialwerk Gleis 2 übrigbleibt. "Sie bekommen dort Essen von Grossverteilern, es bleibt aber immer etwas übrig. Oft Salat und Gemüse, es war aber auch schon mal Toblerone-Schoggi dabei."
Wie geht es weiter?
Nach dem 3-monatigen Schulprojekt möchten die Initiantinnen gerne, dass es weitergeht mit dem Kühlschrank. Laut Epprecht sieht es gut aus. "Wir sind mit Gleis 2 am Schauen, ob sie eventuell übernehmen möchten. Es haben sich aber auch zwei Privatpersonen gemeldet."
[i] Food Waste, also das Wegwerfen von Essen, gehört zu den grossen Klimasünden der Schweizerinnen und Schweizer. Insgesamt rund 4 Millionen Tonnen CO2, also etwa halb so viel wie der gesamte motorisierte Individualverkehr, gehen darauf zurück. Das ist das Resultat einer ETH-Studie, die Anfang Jahr vom Bundesamt für Umwelt publiziert wurde. Mit Anteil von etwa einem Drittel gehören die Privathaushalte zu den Hauptverursachern.
Erstellt:
15.02.2020
Geändert: 15.02.2020
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