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Landiswil: Die gemütliche Gemeinde bleibt ein stabiler Wert

Die Gemeindeversammlung zeigte, wie Landiswil tickt: Solide und stabil. Die 46 Anwesenden stimmten unaufgeregt über das Budget 2025 ab und liessen sich über die Finanzplanung 2025 bis 2029, über den neuen Steuerfuss und die Liegenschaftssteuer informieren. Und wie gewohnt erschienen auch etliche Neuzuzüger:innen und fast alle Jungbürger:innen.

Landiswil ist ein Dorf, das in jeder Jahreszeit zusammenhält: Aus aktuellem Anlass passt das Winterbild besser, daher die Ergänzung. (Foto: Landiswil)
Landiswil: Zwar ohne Bahnstation, dafür im Grünen und mit einem soliden Dorfzusammenhalt. (Foto: Landiswil)

Die Landiswiler Gemeindeversammlung in Zahlen ist kurz zusammengefasst: Knapp zehn Prozent der Stimmberechtigten (46 von 493) stimmten über die traktandierten Geschäfte ab. Ein Drittel aller Neuzugezogenen erschien zur offiziellen Begrüssung mit anschliessendem Apero. Und fünf von sechs Jungbürger:innen waren anwesend, um sich persönlich von der Gemeinde ehren zu lassen.

 

«Stabil mit leichtem Sinkflug»

Das seien ungefähr die Durchschnittswerte einer Gemeindeversammlung im November, erklärt Gemeindepräsident Samuel Wittwer. Manchmal seien es etwas mehr Jungbürger:innen, er hat auch schon ihrer acht begrüsst, jetzt sei die Zahl etwas niedriger. «Auch die Einwohnerzahl bleibt über die Jahre mit leichtem Sinkflug einigermassen gleich, bei plusminus 620 Personen.»

 

Klein. Aber fein

Das sieht auf den ersten Blick wenig aufregend aus. Betrachtet man etwas näher, was in Landiswil in der letzten Zeit so gelaufen ist, zeigt sich schnell: Die statistisch gesehen ärmste Gemeinde im Kanton Bern – das steuerbare Durchschnittseinkommen ist nicht einmal halb so hoch wie in Bolligen – zählt unter die Kategorie «klein aber fein». Und sie bietet einiges für die Lebensqualität.

 

Unterhaltung, Bildung...

Für Unterhaltung sorgen regelmässig die Musikgesellschaft Landiswil und der Jodlerklub Obergoldbach. Die Gemeinde besitzt mit dem Gasthof Löwen ein eigenes Restaurant und den gemeindeeigenen Wärmeverbund Landiswil AG, für den seit März 2023 Fernleitungen zu 18 Häusern verlegt wurden. Und auch bildungsmässig sind die jungen Landiswiler:innen auf der Höhe: Immer wieder sind unter den Berufsabsolvent:innen des Inforama auch junge Leute aus Landiswil und Obergoldbach zu finden.

 

...und Innovationssieg

Seit Oktober kann die Gemeinde auch ein Siegerpaar aufweisen: Doris und Hanspeter Blaser wurden für den Jubiläumspreis 2024 der Schweizer Agrarmedien AG in der Kategorie «Umstrukturierung» ausgezeichnet: Nach einem Unfall mussten sie von Milchwirtschaft auf Schafhaltung umsteigen. Ihre Idee, Schafschurwolle zu einem natürlichen Dünger zu verarbeiten, wurde als innovativ und nachhaltig ausgezeichnet.

 

Die «Neuen» kennenlernen...

Das Dorf, das zwar nicht ideal mit öffentlichem Verkehr erschlossen, aber harmonisch in die Emmentaler Hügel eingebettet ist, lockte in den letzten drei Jahren einige Neuzuzüger:innen an: Insgesamt 66 Einladungen verschickte die Gemeinde zur alle drei Jahre stattfindenden offiziellen Begrüssung, 18 der «Neuen» erschienen an der Gemeindeversammlung. «Es ist immer schön, danach mit ihnen anzustossen und sie ein wenig kennenzulernen», freut sich Wittwer.

 

..und die Jungen offiziell aufnehmen

Schön sei auch die Vorstellungsrunde der Jungbürger:innen gewesen, eine Powerpointpräsentation der zuständigen Gemeinderätin Cornelia Müller. «Dabei zeigte sich erneut: Die Jungen schätzen die Ruhe, die Natur und den Zusammenhalt der Leute hier», sagt Samuel Wittwer zufrieden. Zwar, so zeigte sich, wünschen sich die Jungen nach wie vor ein Lädeli oder einen Bahnhof. «Aber insgesamt sind sie hier glücklich.»

 

20 Jahre als Hauswartin

Auch als Arbeitgeberin ist die Gemeinde offenbar angenehm. Jedenfalls feierte Therese Küpfer ihr 20-Jahr-Jubiläum als Hauswartin im Schulhaus Obergoldbach. «Eine wichtige Person für unsere Schule», wie Gemeindepräsident Wittwer betont.

 

«Bitte Strassen nicht verschmutzen»...

Auf den einzigen offensichtlichen Makel im sonst harmonischen ländlichen Dorf wies Martin Wüthrich hin: Der für Strassenwesen zuständige Gemeinderat zeigte Bilder von arg verschmutzten Strassen nach Feld- und Jauchearbeit und rief dazu auf, die Verschmutzung möglichst gering zu halten.

 

...dafür sind die Finanzen solid

Auch um die Finanzen steht es – zumindest für die nächsten vier Jahre – offenbar ziemlich gut: «Wir sind bis 2029 trotz Defizit dank genügend Eigenkapital gut aufgestellt», fasst Wittwer zusammen. «Massnahmen sind frühestens ab 2029 nötig.» Der Steuerfuss bleibt daher wie gehabt bei 1.85. Und auch die Liegenschaftssteuer bleibt unverändert bei 1,3 Promille.

 

Nicht reich, aber anders reich

Alles wie gewohnt also in Landiswil: Geordnet und stabil. Eine Gemeinde, in der die Leute zwar nicht finanziell reich sind. In der sie dafür «einen Reichtum an Natur und gegenseitiger Unterstützung» geniessen, wie Samuel Wittwer zusammenfasst.

 

[i] Weiteres aus der Gemeindeversammlung:

 

1. Folgende Jungbürger:innen wurden neu in den Kreis der Stimmberechtigten aufgenommen:

  • Stefanie Brönnimann
  • Helene Egli
  • Leandra Gerber
  • Roman Hofer
  • Jan Schütz
  • Loïc Varone

2. Das Budget 2025 wurde trotz berechnetem Aufwandüberschuss von 58'438 Franken ohne Gegenstimme genehmigt.

 

3. Die Informationen zum Kredit «Sanierung/PWI Gemeindestrasse Bärisbach – Brüggloch» sowie zum Sanierungskredit «Zufahrten Längacker und Schafrain» wurden zur Kenntnis genommen.


Autor:in
Claudia Weiss, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 22.11.2024
Geändert: 22.11.2024
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