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Grossprojekt für die Natur: Der "Glögglifrösch" soll sich in Linden ausbreiten

Im Garten des Lindener Pfarrhauses wird derzeit gebaggert (siehe Videos). Ein Teich soll entstehen. Dies aber weder für Taufen, noch zum Baden, sondern für den vom Aussterben bedrohten "Glögglifrösch". Dieser und zwei weitere Teiche in Linden entstehen im Rahmen eines gross angelegten Projekts zur Förderung der Geburtshelferkröte. So heisst das Tier auch. Nicht alle in der Gemeinde freuts, die Frösche hoffentlich schon.

Schon fast fertig: Der Teich im Garten des Pfarrhauses wird derzeit mit Folien ausgelegt. (Bilder: Isabelle Berger)
Das Regenwasser wird schnell versickern: Christian Imesch zeigt den torfigen Boden beim zweiten Teich, welcher zwecks Abdichtung noch mit Folien ausgestattet wird.
So werden die Teiche dereinst aussehen: Christian Imeschs privater Weiher mit Steinhaufen für die erwachsenen Geburtshelferkröten.
Die nur rund vier Zentimeter grosse Geburtshelferkröte: Das Mänchen trägt die reifenden Eier etwa einen Monat lang mit sich herum, bevor es sie zum Schlüpfen ins Wasser bringt. (Bild: Jan Ryser)
Der Bau des Weihers im Lindener Pfarrhausgarten im Zeitraffer - Teil 1. (Videos: Kirchgemeinde Linden)
Der Bau des Weihers im Lindener Pfarrhausgarten im Zeitraffer - Teil 2.
Der Bau des Weihers im Lindener Pfarrhausgarten im Zeitraffer - Teil 3.
Der Bau des Weihers im Lindener Pfarrhausgarten im Zeitraffer - Teil 4.

Der Glögglifrösch steht auf der roten Liste der in der Schweiz vom Aussterben bedrohten Amphibienarten. Pro Natura Bern engagiert sich für ihn, da es im Emmental und Oberaargau noch bedeutende Populationen gibt. So zum Beispiel im Zulgtal, in Heimberg, Oberdiessbach und Linden. Doch mangels geeigneter Weiher und Landlebensräume sind die Populationen zum Teil isoliert. Das macht sie verletzlich. Eine Störung kann eine ganze Generation an Nachwuchs auslöschen und der genetische Austausch ist ungenügend.

 

Dass es in Linden zwei Populationen von Geburtshelferkröten gibt, wusste Christian Imesch. Der Biologe wohnt seit elf Jahren in Linden, arbeitet beim Atelier für Naturschutz und Umweltfragen (UNA) in Bern und führt das Glögglifrösch-Projekt im Auftrag von Pro Natura aus. "Wir wollen die Populationen in Oberdiessbach und Linden vernetzen", sagt er. Das bedeutet, dass neue Weiher angelegt und bestehende aufgewertet werden sollen. Zudem wird mit Steinhaufen Landlebensraum für die erwachsenen Tiere geschaffen. "Die Frösche wandern bis eineinhalb Kilometer, um neue Lebensräume zu entdecken", sagt Imesch. Darum werden die neuen Weiher in entsprechender Distanz zu den bestehenden Populationen gebaut.

 

Lebensraum von Steffisburg bis Linden geplant

Neben demjenigen im Pfarrhausgarten ist in Linden ein zweiter Teich in der Steinmatt im Bau, ein dritter wird im Zälgli bei Reckiwil erstellt. Weiter wurde vergangenen Herbst der Unterhaus Weiher saniert.  "In Oberdiessbach beabsichtigen wir, zwei neue Teiche anzulegen und zwei weitere aufzuwerten", so Imesch. Im Herbst soll dies geschehen. Ab dann sind auch im Zulgtal sechs neue Weiher geplant, um die dort bestehenden Populationen untereinander zu vernetzen. "In einer späteren Phase sollen beide Teile via Heimberg und Brenzikofen durch den Bau weiterer Weiher miteinander verbunden werden."

 

Das Land für die Teiche stellen Private zur Verfügung, die sich auf einen Aufruf hin gemeldet haben oder auf die Pro Natura zugegangen ist, weil sich der Standort eignen würde. Im Falle des Pfarrhauses in Linden kam die Initiative von Pfarrer Giancarlo Voellmy. Danach musste die Kirchgemeindeversammlung über den Bau des Teichs entscheiden.

 

Die Geister scheiden sich

"Die Abstimmung war knapp", sagt Imesch. Die Begeisterung für das Projekt hält sich auch sonst in Grenzen. "Bei den Ladwirten kommt es mässig gut an. Für sie bedeutet es einen Verlust produktiver Fläche", sagt Imesch. Trotzdem: "Im Allgemeinen finden es die Leute spannend." Er selber hat vor einem Jahr auf seinem Grundstück einen Weiher angelegt und einen Bach ausgedolt. Immer wieder blieben Interessierte nun zum Schauen dort stehen, sagt er.

 

Imesch hofft nun, dass  die Geburtshelferkröten die für sie geschaffenen Lebensräume besiedeln und sich dort wohl fühlen. "Die Tiere haben Druck, sich auszubreiten." In seinem privaten Teich hörte er bereits nach einem Jahr Rufe. Dann kamen leider Enten…

 

[i] Vielleicht haben Sie den Glögglifrösch schon gehört, aber nicht erkannt. Er klingt nicht, wie man es von einem Frosch erwartet. Sein Ruf erinnert an Glöckchen, daher der Schweizerdeutsche Name. Das klingt so.

 

[i] So lebt der Glögglifrösch respektive die Geburtshelferkröte.

 

[i] Die Finanzierung des Projekts

Finanziert wird das Projekt zu rund drei Vierteln durch den Ökofonds der Energie Thun AG, dazu kommen Beträge aus dem Renaturierungsfonds des Kantons Bern, der Abteilung Naturförderung des Kantons und von Pro Natura. "Ein Weiher kostet im Durchschnitt 15 000 Franken, dazu kommt die Vorarbeit", sagt Imesch.


Autor:in
Isabelle Berger, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 06.06.2021
Geändert: 06.06.2021
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