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Schwingen: Heute in Magglingen, übermorgen ins Glarnerland
Nachdem mit Adrian Walther schon vor zwei Jahren ein Schwinger aus der Region die Spitzensport-RS in Magglingen absolvieren konnte, verbringen heuer gleich zwei den Winter auf dem Bieler Hausberg. Michael Moser regulär als Spitzensportler und Fabian Stucki als Truppenkoch. Für beide gibt es in der kommenden Saison ein grosses Ziel: Das Eidgenössische im Glarnerland.
Knapp drei Wochen lang müssen auch die Spitzensportler im Kompetenzzentrum Sport der Schweizer Armee den üblichen RS-Drill mitmachen: Zugschule, Regeln büffeln, einen langen Marsch mit Gepäck. Danach bleibt die Uniform im Spind und kommen Sportkleider und Schwingerhosen zum Zug. «Ich hätte auch eine andere RS gemacht», sagt Moser. «Aber so ist es natürlich optimal und ich bin sehr froh, dass ich hier sein kann.»
Beweglich bleiben
Michael Moser aus Arni ist ein technischer Schwinger: Vergleichsweise schmal in der Postur, dafür wendig und mit viel Fingerspitzengefühl. «Mit Kraft murksen, das mache ich nicht so gern», sagte er nach seinem ersten Kranzgewinn am Mittelländischen Schwingfest 2022. Das werde auch so bleiben, versichert er. Zwar wolle er an Muskelkraft zulegen, «aber nur so viel, dass ich meinen Stil behalten kann, also schnell und beweglich bleibe.» Schliesslich hat er es damit von der Nachwuchshoffnung der Berner zum fixen Platz im Kader geschafft. Mit dem Festsieg am Emmentalischen letzten Sommer als Krönung und einem fantastischen Resultat am Jubiläumsschwingfest in Appenzell.
Training mit Schwingerkönig
Vor allem wolle er sich technisch weiterentwickeln, sagt er im Gespräch mit BERN-OST. Dabei profitiere er von Schwingerkönig Matthias Glarner, der die Schwinger in Magglingen trainiert, aber auch von den unzähligen Spitzenschwingern, die dort ihre WKs absolvieren: zum Beispiel der Berner Überschwinger Fabian Staudenmann und König Joel Wicki, um nur die Allerbösesten zu nennen. Es sei nicht unbedingt strenger als sein ziviles Leben, so Moser. Zwar trainiere er mehr, dafür falle die Arbeit auf dem elterlichen Hof, wo er zurzeit angestellt ist, weg. «Es ist anders streng.»
Gern würde er nach dem RS-Ende Mitte März so intensiv weiter trainieren wie aktuell: Im Schwingklub Zäziwil, mit dem Berner Kader, mit der Olivari-Gruppe und neu mit der Trainingstruppe von Matthias Glarner. Dafür werde er wohl sein Arbeitspensum etwas reduzieren.
«Das ESAF ist immer präsent»
Obwohl er schon einiges erreicht hat, sei der Hunger noch da. Druck will er sich aber auch weiterhin keinen machen, sagt Moser. Letzteres wird im kommenden Sommer für viele ein Thema sein: Nach den jährlichen Kranzfesten folgt Ende August als absoluter Höhepunkt das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest ESAF in Mollis GL. Arbeitet man da das ganze Jahr darauf hin, oder versucht man eher, es auszublenden, bis es vor der Tür steht? «Das ESAF ist immer präsent», so Mosers deutliche Antwort. Vor drei Jahren, noch als 17-Jähriger, verpasste er den Eidgenössischen Kranz relativ knapp. Heuer, als 20-Jähriger, darf er fast damit rechnen.
Drei Trainings pro Tag und trotzdem genug Schlaf
Auch der zweite Zäziwiler Schwinger in Magglingen arbeitet klar aufs ESAF hin. «Eigentlich aber nicht erst seit diesem Jahr. Das ist ein längerer Prozess.» Fabian Stucki hat eine starke Saison hinter sich. Dreimal gewann er einen Kranz, darunter seinen ersten Bergkranz auf dem Brünig. «Ich hätte zwar etwas mehr erwartet», sagt er mit Blick auf die Feste an denen es nicht zum Kranz gereicht hat. «Aber letztlich war es meine erste Saison nach einer Verletzung und ich darf zufrieden sein.»
Kochen statt Schwingen
Der Signauer absolviert als «Truppenkoch» in Magglingen eine Art Spitzensport-RS light. Zwar trainiert auch er mehrmals pro Tag, muss aber zusätzlich ein paar Stunden in der Küche aushelfen: Gemüse rüsten, putzen, Essen ausgeben. Trotzdem profitiere er sehr, vor allem von den Schwingtrainings, sagt er. Besonders die eigentlich sehr wichtige Regeneration zwischen den Trainings sei neu für ihn. «Dass ich trotz drei Trainings pro Tag zu genügend Schlaf komme, hilft enorm. Wenn man nebst einem 100-Prozent-Job intensiv trainiert, fehlt unter dem Strich einfach der Schlaf.» Obwohl er sich freue, wieder zu «wärche», wolle er versuchen, etwas vom aktuellen Trainingsrhythmus in den Alltag hinüberzuretten. «Die achtzehn Wochen RS sind zwar ein guter Start, aber eben doch auch nur achtzehn Wochen. Das reicht nicht, um Berge zu versetzen.»
[i] Hier geht es zu den Schlussgang-Porträts von Michael Moser und Fabian Stucki.
Erstellt:
16.02.2025
Geändert: 16.02.2025
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