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Worb - Niklaus Gfeller, treten Sie nochmal an?

Niklaus Gfeller (EVP) ist seit bald 16 Jahren Gemeindepräsident von Worb - und kandidiert nächstes Jahr für eine weitere Amtszeit. BERN-OST hat er erzählt, was ihn motiviert, was in Worb ansteht und warum der Vorwurf des Stillstands nicht ganz falsch sei.

Gemeindepräsident Niklaus Gfeller in seinem Büro im Gemeindehaus Worb. (Bild: Anina Bundi)

BERN-OST: Niklaus Gfeller, nächstes Jahr sind in Worb Gemeindewahlen. Sie sind seit bald 16 Jahren Gemeindepräsident. Treten Sie 2024 nochmal an?

Niklaus Gfeller: Ja. Früher habe ich das jeweils erst im März bekanntgegeben. Da die Präsidiumswahl nun früher im Jahr stattfindet, ist es schon entschieden. 

 

Vor Kurzem hat das Parlament beschlossen, dass in Zukunft eine Amtszeitbeschränkung gilt. Nach vier Amtszeiten als Gemeindepräsident soll Schluss sein. Hätten Sie da nicht die moralische Pflicht, auf eine fünfte Amtszeit zu verzichten?

Die Regelung gilt erst ab 2029, das wurde extra so festgelegt, damit man mich als amtierenden Gemeindepräsident nicht absägt. Und dann ist es wie immer: Die Bevölkerung kann mich wählen oder nicht.

 

Woher nehmen Sie die Motivation?

Es ist das drin sein in der Arbeit. Ich weiss, wo die Gemeinde steht und was ihre Bedürfnisse sind und will da gern noch weiterschaffen.

 

Worauf sind Sie besonders stolz, wenn Sie zurückblicken?

Auf die Verkehrssanierung. Auch wenn etwa im Bereich Bahnhofstrasse noch nicht alles fertig ist, muss man sagen: Das Ganze hat dem Dorf enorm viel gebracht. Früher konnte man die Bernstrasse kaum überqueren, das war eine Doppelreihe Autos, zu den Stosszeiten oft Stau.

 

Die Kehrseite sind die Läden, die weniger Kundschaft haben und zugehen, Beizen, die zugehen.

Ein derart vom Verkehr überlastetes Dorf, wie es Worb war, hat auch ein Problem. Wer schert schon aus der Staukolonne aus, um einzukaufen und fädelt danach wieder ein? Läden und Beizen gehen ja überall zu, auch da, wo es mehr Autos gibt.

 

Gibt es etwas, das Sie hätten besser machen können?

Mit dem Wislepark haben wir in Worb etwas geschaffen, das immer wieder Diskussionen auslöst, auch politisch.

 

Was hätte man konkret anders machen müssen?

Man kann sich fragen, ob es richtig war, eine AG zu gründen. Warum nicht einfach einen Gemeindebetrieb? Dann wären die Ausgaben und Einnahmen im Gemeindebudget und man könnte sie jeweils behandeln, wenn sie aktuell sind Die Gemeinde hätte eine unmittelbarere Mitsprache als jetzt als Aktionärin.

 

Günstiger würde der Betrieb dadurch nicht.

Das ist so. Mir ist auch wichtig zu sagen, dass meine Überlegung keine Kritik ist am Verwaltungsrat, dessen Arbeit ich sehr schätze. Es ist das Konstrukt an sich, das schwierig ist. Das nun aber wieder zu ändern, wäre auch sehr schwierig.

 

Aktuell geht es dem Wislepark auch wieder nicht gut (BERN-OST berichtete). Wie soll es weiter gehen?

Das ist etwas, das der Gemeinderat im nächsten Jahr anschauen muss. Es gibt Handlungsbedarf. Die hohen Strompreise belasten den Betrieb. Der Grosse Gemeinderat GGR und das Stimmvolk haben entschieden, den Wislepark jährlich mit 800‘000 Franken zu unterstützen. Als das festgelegt wurde, war der Strom aber noch viel günstiger.

 

Dann wollen Sie den Betrag erhöhen?

Wir werden alle Optionen prüfen. Aber ja, das ist eine Möglichkeit.

 

Das wird Gegenwind geben.

Ja, das ist so. aber letztendlich muss man sich überlegen, ob man den Wislepark will und dann muss man sich um seine Probleme kümmern. Das mit den Strompreisen konnte man nicht voraussehen.

 

2012 wollte Sie eine breite Allianz aus SP bis SVP aus dem Amt vertreiben. Ein Teil des Gemeinderats trat nach dem Scheitern dieses Putschversuchs zurück. Wie schauen Sie auf diese Zeit zurück?

Man zielte damals darauf ab, dass ich mich zurückziehe, also gar nicht kandidiere. Aber ich sage immer: Das Volk wählt.

 

Sie wurden damals als «Präsident des Stillstands» beschimpft. Dieser Übername ist Ihnen bis heute geblieben. Was können Sie dazu sagen?

2011 hat das Stimmvolk die Ortsplanungsrevision abgelehnt, damit wurden diverse, grosse Einzonungen hinfällig. Danach hat man sich geeinigt, die innere Entwicklung voranzutreiben und nur ein moderates Bevölkerungswachstum von höchstens 50 Personen pro Jahr anzustreben. Das heisst: Es stimmt mit dem Stillstand. Das ist aber eine politische Entscheidung, die gemeinsam mit der Bevölkerung getroffen wurde.

 

Wie geht es weiter mit Worb? Was steht in den nächsten vier Jahren, Ihrer letzten Amtszeit, an?

Es werden genau diese Themen sein: Raumplanung und Entwicklung. Die innere Entwicklung wird zwar genutzt, aktuell laufen Bauprojekte in der Sonnhalde, auf dem Verzinkerei-Areal, der Sternenmatte, in Rüfenacht. Aber irgendwann sind diese Möglichkeiten ausgeschöpft.

 

Wie soll es danach weiter gehen?

Man könnte die Möglichkeiten zur inneren Entwicklung verbessern, die Vorschriften nochmals lockern. Aber dann kommt das altbekannte Problem: Alle wollen verdichten, aber ganz sicher nicht in der eigenen Nachbarschaft. Je nach Wachstumsziel der Gemeinde muss man dann halt wieder nach aussen schielen. Doch zuerst muss man dieses Ziel definieren: Bleiben wir bei plus 50 Personen pro Jahr oder wollen wir mehr oder weniger wachsen? Das muss man wieder gemeinsam mit der Bevölkerung definieren. Es hat keinen Sinn, so etwas an der Bevölkerung vorbei zu planen und dann zu scheitern.

 

Sie haben physikalische Chemie studiert. Als Politiker hat man immer mit Menschen zu tun. Vermissten Sie es nie. als Forscher in Ruhe vor sich hin zu arbeiten?

Ich war ja nicht in der Forschung, sondern Lehrer für Physik, Chemie und Mathematik am Gymnasium Neufeld. Dort habe ich dann sehr abrupt aufgehört, als ich gewählt wurde.

 

Sie haben fünf Kinder, dazu kamen Pflegekinder. Wie oft haben Sie diese gesehen, in der Zeit als Gemeindepräsident?

Dazu muss man sagen, dass der Jüngste schon ein Teenager war, als ich gewählt wurde. Damals waren nur noch drei der Kinder zuhause plus Pflegekinder. Aber die Frage ist berechtigt. Wenn ich gefragt werde, gebe ich immer den Rat, nicht allzu früh in die Politik einzusteigen. Mit kleinen Kindern rate ich eher davon ab.

 

Hobbies kommen auch noch dazu. Unter anderem imkern Sie.

Ja, aber das ist ein gäbiges Hobby. Im Winter hat man nichts zu tun. Mein Haupthobby ist unser etwa drei Are grosser Gemüsegarten, in dem Kartoffeln, Süsskartoffeln und sonst viel Essbares wächst. Der braucht viel mehr Zeit als das Imkern.

 

Wie war das Gartenjahr 2023?

Eigentlich gut, ausser dass die Mäuse vieles gefressen haben. Die Süsskartoffeln sahen ganz jämmerlich aus, auch die Pfälzerrüebli waren fast vollständig abgefressen.

 

Habe ich ein wichtiges Thema vergessen? Sie sind ja zum Beispiel gläubig, das habe ich jetzt ganz ausgelassen. Gibt es noch mehr, das ich vielleicht nicht weiss von Ihnen?

Ich habe meine Dissertation über ein Teilgebiet der Photosynthese geschrieben. Es war ein Versuch, die «Antennen»,  nachzubauen, die die Lichtenergie  an den richtigen Ort leiten. Da habe ich gemerkt, wie genial unsere Natur ist. Das ist es übrigens auch, was mich am Gärtnern fasziniert.

 

Ist das eine Antwort zum Thema Religion?

Ja. Dazu, wie toll doch die Schöpfung ist und wie kompliziert schon allein die Pflanzen aufgebaut sind. Von Tieren und Menschen ganz zu schweigen. Wir sind aufgefordert, sehr Sorge dazu zu tragen, auch im Hinblick auf den Klimawandel.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 31.10.2023
Geändert: 31.10.2023
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