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Peter Steiner: "Bei YB hat man dazugehört"

Seit 1968 hat der Worber fast alle Spiele des BSC Young Boys im Stadion mitverfolgt. Vom Tiki als Kindheitserinnerung bis hin zu zwei Meistertiteln hat Peter Steiner dabei so einiges erlebt. Mittlerweile geht er es zwar etwas ruhiger an, auf der Tribüne im Stade de Suisse nimmt er dennoch regelmässig Platz.

Die YB-Saisonkarte von 1985/86 auf dem Tisch: Peter Steiner - hier in seiner Worber Wohnung - bewahrt lediglich diese Karte als Erinnerungsstück auf. (Bild: Eva Tschannen)
Peter Steiner mit Ehefrau Heidi und Enkel Jil.

„Früher bin ich jeweils aufgestanden und habe die Hände verrührt“, erinnert sich Peter Steiner (75) an Momente, in denen YB nicht ganz nach seinem Gusto spielte. Der Worber sitzt am Esstisch der gemütlich eingerichteten Wohnung und blickt auf seine langjährige Fussballleidenschaft zurück. Bereits in seiner Kindheit besuchte er Spiele des Berner Traditionsklubs. Seit 50 Jahren besitzt er eine Saisonkarte. Im vergangenen Frühling ehrte der Verein ihn dafür.

 

Mit dem Landrover nach Bern

Zum Fussball gekommen ist Steiner einst durch seinen Vater. Im Alter von zwei oder drei Jahren habe ihn dieser mit an die Spiele genommen. „Um was es ging habe ich damals nicht verstanden“, so der gebürtige Walkringer. Die erste Erinnerung ist denn auch die Tiki-Brausetablette, die es auf dem Wankdorf gab – und nicht der Sport als solches.

 

Im Alter von 10 Jahren wurde Steiner durch den Tod des Vaters Halbwaise. An die YB-Spiele ging er jedoch weiter. „Ich wurde mitgeschleift. Von Walkringen aus ging es jeweils mit zwei Autos, einem Peugeot und einem Landrover, nach Bern – bei YB, dort hat man dazugehört.“ Ganz verstanden um was es gehe, habe er jedoch auch damals noch nicht, fügt er mit einem Schmunzeln an.

 

Auswärtige wurden belohnt

Sein erstes Abonnement löste der ehemalige Revisor 1968, als er nach einer Anstellung in Genf nach in die Region zurückkehrte. Eine Saisonkarte gab es damals für 20 Franken. „Der Preis war abhängig vom Postkreis. So wurden die Auswärtigen belohnt“, erklärt Steiner. Zwei seiner Brüder und später zwei Neffen spielten beim Traditionsklub. Er selber habe zwar in der Kindheit beim FC Konolfingen geschuttet. „Als Einziger der Familie habe ich es im Fussball aber nicht weit gebracht.“

 

Weit gereist für seine Leidenschaft ist er jedoch. Zumindest einmal. Im Februar 1987 fuhr er gemeinsam mit anderen Worbern nach Amsterdam, um sich das Europacup-Spiel der Young Boys anzusehen. „Im Stadion war es kalt. Wir waren nur zwei, die bis zum Ende des Matches blieben“, erinnert er sich und fügt lachend an: „Damals war YB noch wichtiger als Amsterdam.“

 

Eine Saisonkarte als einziges Souvenir

Seit zwei Jahren geht der Rentner es etwas ruhiger an, sieht sich auch einmal ein Spiel im Fernsehen an statt abends ins Stadion zu gehen. Oder besucht stattdessen Matche in Münsingen, Konolfingen oder im Breitenrain. In 80 Prozent der Fälle ist er dennoch live im Stade de Suisse. So auch beim Meistertitel in der vergangenen Saison? „Ja klar. Ich habe so lange darauf gewartet und gehofft, dass ich es noch einmal erlebe.“

 

Längst hat der Vater zweier erwachsener Töchter die Familie mit dem YB-Virus infiziert. „Wenn der alte Steiner nicht ins Stadion geht – die Frauen gehen“, sagt er. Die Freude am Sport und das Familiäre sind für ihn denn auch der Grund, dass er seit 50 Jahren treuer Anhänger des Vereins ist.

 

Gegenstände die an seinen Lieblingsverein erinnern, sucht man in der Wohnung jedoch vergebens. Bis auf eine Saisonkarte von 1985/86, dem Jahr als die Berner ebenfalls Meister wurden. Versehen mit einem Autogramm von Lars Lunde. „Wieso weiss ich nicht, aber er grüsst mich noch immer“, freut sich Peter Steiner. Und auch wenn der 75-Jährige heute mit Niederlagen und anderen Emotionen besser umgehen kann. „Wenn ich mich freue, springe ich immer noch in die Höhe. Statt zwei Meter, jedoch nur noch einen.“


Autor:in
Eva Tschannen, eva.tschannen@bern-ost.ch
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Erstellt: 29.01.2019
Geändert: 29.01.2019
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