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100 Jahre Pfadi Worb: Zwischen Tradition und Moderne

Die Pfadi Worb feiert ihr 100-jähriges Jubiläum. Trotz vieler Veränderungen bleibt die Gemeinschaft im Mittelpunkt. Traditionen wie die Krawatte bestehen weiterhin, doch pädagogische Ansätze haben sich gewandelt. Morgen Samstag stossen ehemalige und aktive Mitglieder gemeinsam darauf an.

100 Jahre Pfadi: Nima und Fenek vergleichen damals und heute. (Bild: Pfadi Worb)
Nima (Lea Kappeler) und Fenek (Marius Gränicher) auf dem Festgelände. Im Hintergrund ein «Sarasani». (Bild: Pfadi Worb)
Die Pfadi Worb ist gerne unterwegs, sowohl damals wie auch heute. (Bild: Archiv Pfadi Worb)
Im Archiv hat Fenek einige Bilder aus den letzten 100 Jahren gefunden. (Bild: Archiv Pfadi Worb)
Die Pfadi bewegt sich schon immer draussen und lernte die Jugendlichen sich selbst zu versorgen und orientieren. (Bild: Archiv Pfadi Worb)
Ein Pfadi-Lager mit Aussicht. Gemeinsam die Natur erleben und sich darin bewegen. (Bild: Pfadi Worb)

Die Pfadi Worb feiert dieses Jahr ein Jubiläum: 100 Jahr Pfadi. Gemeinsam sagen Lea Kappeler, in der Pfadi bekannt als Nima (Abteilungsleiterin der Pfadi Worb und Biber-Leiterin), und Marius Gränicher alias Fenek (ehemaliger Pfadileiter und OK-Mitglied vom 100-Jahr-Fest), was sich in den in den letzten 100 Jahren verändert hat. «Alle in der Pfadi kennen einem nur mit dem Pfadi-Namen und wissen teilweise den richtigen Namen gar nicht», lacht Nima.

 

Tüchtige Knaben

1924 gründete Dr. Walter von Bonstetten die Pfadfinderabteilung Geristein für 20 Jungen aus drei Gemeinden. Damals hiess es, dass Bestreben sei, «aus den Knaben tüchtige, praktisch begabte und charaktervolle Menschen heranzubilden.» Doch wie sieht es heute, 100 Jahre später, aus? «Es geht nach wie vor darum, eine umweltbewusste und verantwortungsvolle Generation zu hinterlassen. Mittlerweile hat sich die Umsetzung der Idee verändert», erklärt Nima. «Heute wird vieles spielerischer gemacht und es geht viel weniger um das Ausbildende.»

 

Doch nicht nur dies hat sich geändert, sondern auch die Teilnehmenden. «Früher waren nur Jugendliche in der Pfadi, jetzt hauptsächlich auch jüngere Kinder. Dadurch hat die Pfadi nun mittlerweile mehr eine pädagogische Funktion», sagt Fenek.

 

«Hemli» oder Hoodie?

Was definitiv geblieben ist, ist die Uniform mit der Krawatte und der Pfadi-Namen. «Das Ziel war ursprünglich bei der Uniform, völlig egal, von wo jemand kommt, wir haben gemeinsame Werte und sind eine Gemeinschaft», sagt Nima. Mittlerweile ist das «Hemli» keine Pflicht mehr, sagt Nima: «Man hat eines, wenn man es möchte. Viele haben jetzt lieber den Pullover oder ein T-Shirt, welches sie auch ausserhalb der Pfadi gerne tragen.»

 

Anders bei der Krawatte, diese blieb. «Jede Pfadi hat ihre eigene Krawatte», sagt Nima. «Sie zeigt unter den Pfadis, dass sie untereinander gemeinsame Interessen haben und denselben Grundgedanken», erklärt Fenek. «Was bestimmt militärischer Herkunft ist, sind die Abzeichen, welche die Kinder und Jugendlichen machen können.» Heute sollen die Abzeichen den Kindern aufzeigen «Wow, ich kann etwas Neues.»

 

Lernen fürs Leben

Nicht nur die Bedeutung der Abzeichen hat sich geändert, sondern auch die Namen. «Viele Begriffe haben sich in den letzten Jahren geändert und sind von den militärischen Ausdrücken weggekommen. So heissen beispielsweise die Abzeichen neu Stepps, und Übungen wurden Aktivitäten», erklärt Nima.

 

Früher lernten die Jugendlichen Morsen, Lagerbau und vieles mehr. «Heute geht es mehr darum soziale Verantwortung gegenüber einander und der Umwelt zu lernen. Heute soll die Pfadi vor allem Spass machen, als auf das spätere Leben vorbereiten», erklärt Fenek. Nima ist angehende Lehrerin und weiss: «Man merkt in der Klasse, welche Kinder in der Pfadi waren. Meistens können sich die Pfadi-Kinder beispielsweise besser auf andere einlassen, geben bei Herausforderungen weniger schnell aus und stellen sich nicht ins Zentrum, sondern die Gemeinschaft.»

 

Leitungssorgen und Konkurrenz

Wenn Nima «Pfadi-Sorgen» hat, sind dies genügend Leitungen für alle Stufen zu finden. «Die Pfadi hat sich sehr professionalisiert. Handbücher, Sicherheitskonzepte und viele weitere administrative Aufgaben bedeuten Mehrarbeit für die Leitungen. Dies bedeutet unglaublich viel Freiwilligenarbeit, welche die Leitungen leisten», sagt Fenek in Gedanken an die Zeit, als er noch leitete.

 

Schon 1930 stand die Pfadi in Konkurrenz zu anderen Angeboten, wie Sportvereinen. Dies ist heute noch extremer. «Die Pfadi musste flexibler werden. Nun ist es möglich, nur an einzelnen Angeboten teilzunehmen, wie beispielsweise den Lagern», sagt Fenek. Früher mussten sich die Kinder entscheiden, ob sie lieber Fussballspielen oder in die Pfadi gehen, dies ist heute nicht mehr der Fall und auch eine saisonbedingte Pfadi-Mitgliedschaft ist möglich.

 

«Einmal Pfadi, immer Pfadi»

Was immer etwa gleich blieb, ist die Zahl der Mitgliederzahl. Aktuell zählt die Pfadi Worb um die 90 Mitglieder. «Nach Corona war die Zahl etwas zunehmend. Die Leute hatten das Bedürfnis, sich draussen aufzuhalten und wieder unter Menschen zu sein», sagt Fenek. «Einmal Pfadi, immer Pfadi», lacht Nima. So gebe es heute einen Club aus ehemaligen Pfadi-Mitgliedern, aus der Gründungszeit, welche sich regelmässig treffen.

 

Treffen unter (ehemaligen) Pfadi-Midgliedern

Ein grosses Treffen ist diesen Samstag geplant. «Gemeinsam mit möglichst vielen Aktiven und ehemaligen Pfadiworber:innen möchten wir auf dieses 100-jährige Jubiläum anstossen», schreibt die Pfadi in ihrem Flyer. Der Anlass ist gezielt nur für (ehemalige) Pfadi-Mitglieder. «Wir haben es überall gestreut und hoffen, dass möglichst viele Aktive und Ehemalige mit dabei sind. Aber wie viele wirklich kommen, wissen wir nicht. Wir sind sehr gespannt, was uns erwartet», so Fenek. «Wer aber Pfadi-Luft schnuppern möchte, kann dies sonst jederzeit tun», betont Nima.

 

[i] Mehr Informationen zum Fest und zur Pfadi finden Sie hier.


Autor:in
Pascale Groschel, pascale.groschel@bern-ost.ch
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Erstellt: 23.08.2024
Geändert: 23.08.2024
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