• Region

Publibike: Ein Worber-Netz wäre schön, aber…

Die SP und Grüne Fraktion möchte unbedingt, dass Worb ab Januar 2026 ans Publibike-Netz von Bern angeschlossen wird. Sie reichte im Grossen Gemeinderat GGR eine dringliche Motion ein. An der Sitzung wurden später auch das Budget 2025 und die Finanzplanung 2025 bis 2029 präsentiert. Das passte irgendwie nicht. Derweil erwägen auch Vechigen, Stettlen und Münsingen einen Publibike-Anschluss.

Stehen künftig die wendigen Leihvelos auch in Worb? Und in Vechigen, Stettlen und Münsingen? (Foto: cw)

Rasch ein handliches Publibike schnappen, zum nächstgelegenen Bahnhof flitzen, das Bike abstellen und auf den öffentlichen Verkehr umsteigen: Das soll künftig auch in Worb möglich sein, dafür setzen sich die Mitglieder der SP und Grüne Fraktion ein. Sie reichten an der Oktober-Sitzung des Grossen Gemeinderats die dringliche Motion «Publibike-Netz in der Gemeinde Worb» ein.  

 

«Dringlich» weil…

Paula Günther (Grüne) erklärte, weshalb die Motion dringlich sei. Die Velos und ihre Stationen würden gegebenenfalls im Januar 2026 in Betrieb genommen, sagte sie: «Falls sich also die Gemeinde Worb entscheidet, Teil des Publibike-Netzes Bern zu werden, muss sie dies innerhalb der nächsten Monate melden.» 

 

Mehr als ein Basisnetz nötig...

Gemeinderat Adrian Hauser (Die Mitte), umriss, wie das Departement Umwelt die Sache beurteilt, und erklärte den Entscheid, bei der Neuausschreibung mit anderen Agglomerationsgemeinden mitzumachen. Rasch sei klar geworden: «Es braucht nicht nur ein Basisnetz, sondern auch periphere Standorte.» Publibikes werden nicht «free floating», also einfach irgendwo, abgestellt, sondern müssen in ihren Stand zurückgestellt werden.  

 

...weil nur mit vielen Standorten attraktiv

Wo sich die Basisstationen befinden sollten, stand laut Hauser schnell fest: «Worb Dorf, Worb SBB, Rüfenacht und Alpina sind vorgesehen.» Die Umweltkommission habe sich auf die Variante «Basis Plus» mit zusätzlichen Standorten beim Breitfeld Rüfenacht, Wislepark und Sperlisacker geeinigt: «Nur mit möglichst vielen Stationen ist ein Publibike-Angebot attraktiv und sinnvoll.»

 

Und dann die Finanzen…

Dagegen spricht eigentlich nichts. Ausser den Finanzen: Die Maximalvariante mit allen Standorten kostet für die Laufzeit von acht Jahren rund 300’000 Franken für das Erstellen und Betreiben der Stationen. In der heutigen Situation klar zu viel, fasste Adrian Hauser zusammen. Das Fazit des Gemeinderats laute deshalb: «Ein Publibike-Netz ist attraktiv und sinnvoll. Aber unsere beschränkten Mittel müssen anders eingesetzt werden.»  

 

Allzu lange warten geht aber nicht

Dementsprechend stimmten einzig SP und Grüne dafür, die Motion als dringlich zu behandeln und für die nächste Sitzung zu traktandieren: Die Dringlichkeitsbehandlung wurde mit 25 zu 12 Stimmen abgelehnt. Das Projekt nimmt also noch einmal eine Runde zurück in den Gemeinderat und dann wieder in den GGR. «Allzu lange dürfen wir aber nicht warten», betont auch Adrian Hauser im Nachgang: «Wenn wir beim Berner Netz mitmachen wollen, müssen wir das bis nächsten Februar, spätestens März entschieden haben.»

 

Publibike-Entscheid beeinflusst Vechigen

Der Entscheid zu den Publibikes wird über Worb hinaus Folgen haben: Der Gemeinderat von Vechigen hat bereits vor den Sommerferien beschlossen, sich am Veloverleihsystem PubliBike mit dem Standort am Bahnhof Boll-Utzigen zu beteiligen. Allerdings «unter Vorbehalt der Teilnahme der Nachbarsgemeinden Stettlen und Worb».

 

Die entsprechenden Beträge für die Erstellung der Station seien allerdings bereits in das Budget 2025 aufgenommen worden, erklärt Gemeindepräsidentin Sibylle Messerli-Schwegler: «Und auch die Betriebskosten haben wir bereits für das Budget 2026 eingeplant.»

 

Stettlen ist jetzt doch interessiert...

Anfangs hatte sich Stettlen zurückgehalten. «Als aber entschieden war, dass Publibike das Verleihsystem übernimmt, und dass die neuen Konditionen günstiger sind als bei der heutigen Lösung, haben wir uns trotzdem gemeldet», erklärt Gemeindepräsident Christian Kaderli. Demnächst werden die Verantwortlichen der Gemeinde mit Publibike die in Frage kommenden Standorte bestimmen, danach kommt das Geschäft in den Gemeinderat. Dort hofft Kaderli auf Unterstützung: «Ich sehe ein klares Bedürfnis dafür.»

 

...und Münsingen entscheidet demnächst

Auch Münsingen wird demnächst beschliessen, ob die Gemeinde beim regionalen Veloverleihsystem teilnehmen will: «Der Gemeinderat wird am 30. Oktober entscheiden», erklärt die Infrastruktur-Verantwortliche Gemeinderätin Thekla Huber.

 

Worb: Von Finanzen abhängig

Der klare Entscheid des Worber Parlaments, punkto Publibikes nichts zu überstürzen, dürfte nicht zuletzt mit dem Finanzplan 2025 bis 2029 und dem Budget 2025 zu tun haben, die ebenfalls in der Oktober-Sitzung des Grossen Gemeinderats behandelt wurden.

 

Verlust beeinflusst den Finanzplan

Gemeinderätin Lenka Kölliker (FDP), die das Ressort Finanzen innehat, erklärte jedenfalls eingangs: «Ein Budget 2025 mit einem Verlust von über 523’000 Franken – das beeinflusst den Finanzplanung.» Souverän referierte sie über die Ausgaben rund um Worbboden und Strassenbau bis Wasserversorgung, und erklärte die Entwicklung von Steuererträgen, Fremdmitteln und Selbstfinanzierung.

 

Entscheid in den nächsten Monaten

Es sind viele Posten, die ein Budget ausmachen. Dennoch lautete Köllikers Fazit am Ende ihrer Ausführungen sehr deutlich: «Finanzpolitische Zurückhaltung ist angesagt.» Sowohl das Budget 2025 wie die Finanzplanung 2025 – 2029 wurden ohne Gegenstimme genehmigt. Und wie es mit Publibike unter diesen finanziellen Voraussetzungen weitergeht, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

 

[i] An der Neuausschreibung des Velo-Verleihsystems haben sich gemäss Medienmitteilung neben der Stadt Bern auch die Gemeinden Belp, Frauenkappelen, Ittigen, Kehrsatz, Köniz, Moosseedorf, Münchenbuchsee, Münsingen, Muri bei Bern, Ostermundigen, Vechigen, Wohlen bei Bern, Worb und Zollikofen beteiligt. Inzwischen ist auch Stettlen interessiert. «Mit einer Ausweitung des Verleihsystems auf weitere Gemeinden soll das ökologische, flächensparende und beliebte Leihvelo-Angebot ausgebaut und regional verankert werden», heisst es.


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 24.10.2024
Geändert: 24.10.2024
Klicks heute:
Klicks total: