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RBS-Schalter Worb Dorf: Das Angebot bleibt, die Zeiten ändern

Bisher war die Kundschaft verwöhnt: An sechs Tagen pro Woche konnte sie am RBS-Schalter Worb Dorf Billette und Abonnemente kaufen, vom Einzelbillett über ganze Europareisen bis zum Generalabonnement. Das breite Angebot bleibt weiterhin bestehen, aber die Schalterzeiten werden angepasst. Teamleiter Peter Bächler erzählt, warum das Sinn macht.

Peter Bächler arbeitet seit vier Jahrzehnten am RBS-Bahnhof Worb Dorf. (Fotos: cw)
Das alte Stellwerk steht noch: Peter Bächler zeigt, wie er früher noch alle Signale auf den Strecken überwachte.

An diesem Nachmittag ist die RBS-Verkaufsstelle Worb Dorf rege besucht, und der Verkauf läuft gut: Kaum hat ein Kunde die Jahres- und Streckenabonnemente für seine Familie eingepackt, kommt ein älterer Herr, der das Halbtax-Abonnement für sich und seine Frau erneuern will.

 

Jahresabonnemente bringen Umsatz

Peter Bächler, Teamleiter im RBS-Bahnhof Worb Dorf, nickt. «An solchen Tagen lohnt sich der Schalterdienst, Jahresabonnemente sind wichtig für den Umsatz.» Das sei aber nicht immer so, es gebe auch Tage, an denen mehrheitlich Einzelbillette für kurze Strecken verkauft würden, und Tage, an denen es ziemlich ruhig zugehe. Besonders an den Samstagen laufe immer weniger. «Der Verkauf ist in den letzten Jahren leider rückläufig», sagt Bächler.

 

Mehr Online-Buchungen

Hinzu kommt die Tatsache, dass immer mehr Leute ihre Tickets und Abonnemente online lösen und gar ganze Europareisen eigenständig buchen. Und dann wird erst noch Ende April der dritte Worber Mitarbeiter pensioniert.

 

Darum angepasste Schalteröffnungszeiten

All diese Faktoren machten es sinnvoll, die Schalteröffnungszeiten anzupassen: Ab dem 1. Mai 2025 bleibt der Schalter an Samstagen geschlossen. «Mit weniger Personal wäre das Pensum kaum mehr machbar, vor allem bei Krankheits- oder Ferienabwesenheiten», erklärt Peter Bächler. Er schätzt die Haltung der RBS-Direktion, trotz dem veränderten Kundenverhalten möglichst viele Verkaufsstellen offen zu behalten.

 

Immer noch durchgehend geöffnet

Ausserdem sei der Schalter wochentags von morgens ab 6.30 Uhr bis abends um 18.30 Uhr geöffnet: «Das sind gute Zeiten, da können auch Leute ihre Ferienreise buchen, die Vollzeit arbeiten», findet er. Denn auch wenn die Anzahl der Kundinnen und Kunden rückgängig ist: «Wir bieten immer noch regelmässig internationale Beratung.» Viele, die auf wenig bekannten Strecken fahren, seien froh um das Wissen der Fachleute.

 

Beratung und Kundenkontakt

Die schrägsten Anfragen seien eigentlich die von Seniorinnen und Senioren, die sich am Schalter zeigen lassen, wie sie mit dem Handy ein Online-Ticket lösen können. Bächler schmunzelt. «Da schaffen wir uns ja quasi selbst ab.» Und trotzdem nimmt er sich jeweils die Zeit und hilft, so weit er kann: Der 60-Jährige arbeitet seit der Lehre im Beruf und mag den Kundenkontakt am Schalter.

 

Beruf im Wandel der Zeit

In den vier Jahrzehnten haben sich seine Aufgaben gewandelt. Bächler zeigt auf die alten Billettdruckmaschinen hoch oben auf dem Schrank im Büro, auf den alten Kreditkartenleser mit dem Schlitten, den man über die Karten ziehen musste, und die alten Karton-Entwerter. «Mit diesen Geräten arbeitete ich anfangs noch, bevor schrittweise die Computer eingeführt wurden.» Lange musste er noch eigenhändig Streckenkilometer zusammenzählen und dann mit der Preistabelle berechnen, was ein Billett kostet.

 

Signale von Hand bedient

Peter Bächler geht hinter den Verkaufsschalter und zeigt das Stellwerk, auf dem früher farbige Lichtlein anzeigten, wo das Blaue Worbbähnli gerade durchfuhr: «Die Signale dieser Strecken musste ich noch von Hand bedienen, Störungen beheben und den Überblick behalten, auch über die Werkstätten Worbboden.»

 

Alles im Blick

Manchmal sei er dann schon ziemlich «ins Tribbeln» gekommen, wenn die Schlange in der Schalterhalle immer länger geworden sei, er die Leute möglichst rasch bedienen wollte und gleichzeitig das Stellwerk geblinkt habe. Dennoch macht Peter Bächler seine Arbeit in Worb Dorf so gerne, dass er der Station stets treu blieb – seit 2019 als Teamleiter – und bis zu seiner Pensionierung dort bleiben will.

 

Bleibt das Angebot?

Ob seine Stelle dann wohl neu besetzt wird, oder ob das Schalterangebot schrittweise verschwindet? Er zuckt mit den Schultern, das kann er heute nicht abschätzen. «Tatsache ist: Die Kundinnen und Kunden müssen heute immer mehr selbst machen, wie überall.» Aber, und das mache die Arbeit auch heute noch immer wieder schön: «Während meiner Berufszeit hat sich die Aufgabe gewandelt, ich wurde immer mehr vom Verkäufer zum Berater.»

 

[i] Neue Schalteröffnungszeiten RBS Worb Dorf: Montag bis Freitag 6.30 bis 18.30 Uhr durchgehend


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 24.04.2025
Geändert: 24.04.2025
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