- Kultur
Reberhaus Bolligen: Marco Michel malt auf der Bühne
In Ittigen aufgewachsen, kehrt der Schauspieler Marco Michel mit einem Stück über den „italienischen Van Gogh“ Antonio Ligabue in seine Heimat zurück. Durch die Verbindung von Monolog und Zeichnungen lässt er heute Freitag die Zuschauer in das Leben des hierzulande kaum bekannten Künstlers eintauchen.
Drei grossformatige Papierbögen dominieren die Bühne. Mit Kohlestiften lässt Marco Michel darauf Personen entstehen. Personen, die im Leben des Künstlers Antonio Ligabue eine bedeutende Rolle spielten.
Vom Aussenseiter zum bekannten Maler
Ligabue, 1899 in Zürich als uneheliches Kind einer italienischen Einwanderin geboren, kam früh mit dem Thema Ausgrenzung in Berührung. Mit neun Monaten wurde er zu Pflegeeltern gebracht bis sein Verhalten als „schwachsinnig“ eingestuft und er erst im Jugendheim und später in der Psychiatrie landete.
Im Alter von 18 Jahren aufgrund von Landstreicherei des Landes verwiesen, kam er nach Gualtieri. Im italienischen Heimatdorf seines vermeintlichen Vaters lebte er laut Medienmitteilung jahrelang als Aussenseiter. Erst wenige Jahre vor seinem Tod wurde Ligabues künstlerisches Talent entdeckt und er als italienischer Van Gogh gefeiert.
Auch wenn es der Titel vermuten liesse, ist das biographische Einmannstück denn auch keine Liebesgeschichte. „'Ein Kuss' drückt die Sehnsucht Ligabues nach menschlicher Wärme aus, die er als Kind kurz kennenlernen durfte und später ständig suchte“, sagt Marco Michel. Der 32-jährige Schauspieler wurde vom Autor und Regisseur Mario Perrotta für die deutsche Fassung des in Italienisch uraufgeführten Stücks ausgewählt. In einem einwöchigen Workshop und dem darauffolgenden Casting setzte er sich gegen rund 40 Mitbewerber durch.
Monolog als textliche Herausforderung
„Das Stück ist sehr facettenreich. Die verschiedenen Brüche in Ligabues Leben sind für mich als Schauspieler spannend“, so Michel. Während siebzig Minuten alleine auf der Bühne zu stehen sei jedoch eine besondere Herausforderung. Auch, da die grosse Menge an Text eine differenziertere Vorbereitung als gewöhnlich verlangt habe.
„Üblicherweise lerne ich Satz für Satz - wie früher bei den Franz-Wörtli. Bei 20 A4-Seiten war dies jedoch nicht möglich“, ergänzt er lachend. Durch tägliches Lesen prägte er sich den Text innerhalb von drei Monaten ein - und tauchte dabei immer tiefer darin ein. Zudem eignete er sich die für die Darstellung notwendigen Zeichnungskünste an.
Dies ermöglicht es Michel, auf der Bühne dem vorgegebenen Rahmen des Stücks zu folgen und zugleich die Zeichnungen aus dem Moment heraus entstehen zu lassen. „Es ist eine Art Bilderrausch. Durch den Erzähleifer erlebt Ligabue das Erzählte“, beschreibt er das Einmannstück. Die grossformatigen Porträts werden dabei zu Spielpartnern und lassen die Zuschauer am Leben des lange verkannten Malers teilhaben.
[i] Marco Michel (32) ist in Ittigen aufgewachsen. Heute lebt er in München, wo er von 2010 – 2014 an der Bayerischen Theaterakademie August Everding studierte. Michel arbeitet als freischaffender Schauspieler für Film, Theater und TV.
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Erstellt:
13.01.2017
Geändert: 13.01.2017
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