• Wirtschaft

Region - Wo Park and Ride die Pendler teuer zu stehen kommt

Quelle
Berner Zeitung BZ

In den grossen Ortschaften parken Pendler ihre Autos am teuersten, entlang der RBS-Linien günstiger. Weitab von Bern ist Park and Ride gar gratis.

bfcb58b82409bf3af955fab6c3daa7d5.jpg
bfcb58b82409bf3af955fab6c3daa7d5.jpg
Gratis: In Brenzikofen parken Automobilisten unentgeltlich. (Bild: Andreas Blatter)
8b55b0c4f4b023d666f254cae229383c.jpg
Teuer: In Münchenbuchsee kostet die Jahreskarte 600 Franken. (Bild: Stefan Anderegg)
332e76edb502568ed23c82724aa1b4c1.jpg
Preise Park & Ride bei den S-Bahn-Stationen. (Grafik: nah,Berner Zeitung BZ)
bfcb58b82409bf3af955fab6c3daa7d5.jpg
8b55b0c4f4b023d666f254cae229383c.jpg
332e76edb502568ed23c82724aa1b4c1.jpg

Glückliche Brenzikofner, privilegierte Bewohner von Müntschemier: In diesen beiden Dörfern können Automobilisten ihre Fahrzeuge bei den BLS-Stationen gratis abstellen. Als Einzige in der Region.

Mit dem Auto zum Bahnhof, mit der Bahn zur Arbeit. Das ist Park and Ride. Entlang den S-Bahn-Stationen betreiben SBB, BLS und RBS rund 45 P+R-Anlagen (siehe Grafik). Während die Billettpreise standardisiert sind, bezahlen Autolenker fürs Abstellen höchst unterschiedliche Tarife. Neben den zwei Gratisdörfern punkten Gampelen, Grosshöchstetten und Oberdiessbach mit günstigen Tarifen. Bloss 200 Franken kostet hier eine Jahreskarte. Mit 600 Franken am teuersten sind die Plätze in Worb-Dorf, Lyss und Münchenbuchsee.

In Ittigen für Pendler günstiger

Im Schnitt verlangen die SBB am meisten. RBS und BLS sind günstiger. Die SBB begründen die Unterschiede mit der Lage. Die Plätze seien teurer, wenn sie in der Nähe der Stadt liegen und viele Züge halten, erklärt SBB-Sprecher Reto Schärli. Die Argumentation überzeugt nicht völlig. Der RBS hat niedrigere Tarife, obwohl auf diesen Stationen die Züge meist im Viertelstundentakt halten.

Gratis parkiert man auf den 10 Plätzen in Brenzikofen, weil das Land nicht der BLS, sondern dem Militär gehört. In Müntschemier lohnt es sich nicht, die 18 Plätze zu bewirtschaften. Beide Standorte sind gut, aber nicht immer voll belegt.

Park-and-Ride-Anlagen sind nicht als Ziel, sondern zum Umsteigen auf den Zug bestimmt. Wenn sie nahe bei grossen Bürokomplexen liegen, werden sie von den dort Beschäftigten gerne als Langzeitparkplätze zweckentfremdet. Ittigen erschwert dies. Hier betreibt die Gemeinde eine Park-and-Ride-Anlage. Wer ein GA oder ein Libero-Abo vorweist, bezahlt jährlich nur 250 statt 400 Franken.

Ähnlich reagiert hat Zollikofen. Gleich neben der RBS-Station Oberzollikofen arbeiten seit 2013 rund 700 Beschäftigte des Bundesamtes für Informatik und Telekommunikation. Anfänglich nutzten manche die unentgeltlichen Parkplätze auf der Stichstrasse zum nahen Wald. Gedacht waren diese Flächen für Spaziergänger. Erst als die Gemeinde die Nutzungsdauer werktags auf zwei Stunden beschränkte, erfüllten die Plätze wieder ihren ursprünglichen Zweck.

Waldränder mit Parkverboten

Manche P+R-Anlagen sind gut ausgelastet oder gar voll belegt. Nach Auskunft der Bahnunternehmen sind sie dies zum Beispiel in Schwarzenburg, Jegenstorf, Lyss, Münchenbuchsee, Kehrsatz oder Thurnen. Eher schlecht genutzt sind sie in Busswil, Gasel, Moos bei Köniz, Urtenen, Grafenried oder Fraubrunnen.

«Beliebt sind Stationen mit grosser Fahrplandichte», erklärt BLS-Sprecherin Helene Soltermann. Wichtig seien Einfallsachsen. In Kehrsatz endet jene aus dem Längenberg, nach Thurnen fahren viele Automobilisten aus der Gegend von Riggisberg.

Automobilisten treten gerne auf die Ausgabenbremse. Findige Pendler benutzten früher die günstigen Parkplätze von Einkaufszentren. Um solche Lenker abzuschrecken, führte die Migros sowohl im Shoppyland Schönbühl wie auch im Westside in Bern-Brünnen Gebühren ein, die für Langzeitparkierer unattraktiv sind.

Andere Sparfüchse entdeckten Waldränder als kostenlose Abstellflächen. Um dies zu verhindern, belegten die Behörden gefährdete Abschnitte mit Parkverboten, zum Beispiel im Könizbergwald. Offenbar erfolgreich: Die Könizer Behörden melden, dass sie kaum mehr Schwierigkeiten haben.

Die Kantonspolizei führt keine Statistik über Parksünder im Bereich von P+R-Anlagen. Immerhin bestätigt sie, dass sich beim Parkhaus Neufeld das Problem entschärft habe. Früher waren dort die nahen Waldränder ein beliebtes Ziel von Gratisparkierern.


Autor:in
Peter Steiger, Berner Zeitung BZ
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 13.07.2016
Geändert: 13.07.2016
Klicks heute:
Klicks total: